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Sprachvariation und Alter | 69
gendsprache‘ wird seit Ende der achtziger Jahre als Ensemble jugendlicher
Sprachregister und -stile begriffen, das sozial, kulturell und situativ verortet
ist“. In der Beschreibung jugendlichen Sprachgebrauchs unter Einbezug der
dialektalen Komponente, wie dies etwa Erika Werlen in ihrem Projekt zum
Sprachgebrauch Schweizer Jugendlicher91 vornimmt, scheint sich das Register-
konzept als besonders fruchtbar zu erweisen. Werlen sieht in ihrer Definition
Jugendsprache als komplexes sprachliches Register, „das sich durch spezifische
Züge von anderen Registern oder Sprechstilen unterscheidet“. (Werlen 2002: 78)
Mit dem Argument der soziokulturellen Dimension der Kategorie Alter lehnt sie
die Einstufung von Jugendsprachen als eigenständige Varietät ab, ist aber auch
mit der Verwendung des Stilbegriffs für die Beschreibung altersbedingter
Sprachvariation unzufrieden. Sie führe zu
unterschiedlichen Beschreibungsansätzen, die vielfach auf die Lexik der Jugendsprache
abheben und darin das Spezifische der Jugendsprache sehen […]. Das Spezifische besteht
jedoch in mehr als der ‚jugendsprachlichen‘ Lexik, in Wörtern wie etwa dem berühmten
‚affengeil‘, sondern in der spezifischen Art der Form-Funktions-Beziehung, in der spezifi-
schen Art, wie ausgewählte Einheiten des Sprachsstems – der Lexik und der Grammatik –
und ausgewählte Regularitäten – wie Syntax und Wortbildung – behandelt werden. (Wer-
len 2002: 78)
Ist das Konzept des Registers geprägt durch die Handlungs- und Situationsori-
entierung und das Verhältnis der Sprecher/-innen zueinander, so ist in der wis-
senschaftlichen Beschreibung von Sprechergruppen mit gleichbleibendem
situationalem Kontext und Vertrautheitsgrad der Sprecher/-innen zueinander,
wie sie hier vorgenommen wird, durchaus die Annahme eines zugrundeliegen-
den (dialektgeprägten) Registers gerechtfertigt, das durch gruppenspezifische
Stilmerkmale der einzelnen Peergroups angereichert wird.
Aufbauend auf die eben vorgenommene Darlegung der grundlegenden Be-
griffe der Jugend-sprachforschung im Allgemeinen stellt sich daher die Frage,
wie spontane Freizeit-kommunikation der Jugendlichen in Osttirol im Speziel-
len theoretisch gefasst werden kann. Dafür werden im folgenden Abschnitt
(Kapitel 3.1.3) Spezifika des Variationsspektrums in Osttirol zusammengefasst
und die den jugendlichen Proband/-innen zur Verfügung stehenden kommuni-
kativen Ressourcen beleuchtet. Im Fazit (Kapitel 3.1.4.) werden die Überlegun-
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91 Nähere Informationen zu diesem durch den SNF geförderten, bereits abgeschlossenen
Forschungsprojekt finden sich online unter:
http://www.zhaw.ch/fileadmin/php_includes/popup/projekt-detail.php?projektnr=346
(19.09.2010).
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute