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80 | Theoretische Voraussetzungen
Deutschland eine „allgemeine Tendenz hin zur Hochsprache (Standardsprache)
zu erkennen“ (Löffler 2005: 134) und die Dialektkenntnis in weiten Teilen
Deutschlands nur beschränkt oder kaum vorhanden ist (vgl. Löffler 2005: 131),
stellt dialektaler Sprachgebrauch unter den Jugendlichen Osttirols die unmar-
kierte Normalform der ‚alltäglichen’ Kommunikationsweise dar114. Die Stan-
dardvarietät steht damit als Mittel zur Hervorhebung und Betonung von Inhal-
ten, zur Bricolage (vgl. Neuland 2008: 34) oder als Mittel im „Spiel mit fremden
Stimmen“ (vgl. Androutsopoulos/Spreckels 2010) zur Verfügung. Die sprachli-
che Variation der verschiedenen Sprachen, Varietäten, Register, Stile und
kommunikativen Praktiken/Routinen kann sich auf allen Ebenen des Sprach-
systems (im phonologischen, morphologischen, syntaktischen, lexikalischen
und semantischen Bereich) sowie im Gebrauch nonverbaler Mittel konkretisie-
ren.
Diese Breite des Variationsspektrums soll in nachfolgender Tabelle ĂĽber-
blicksartig (und stark vereinfachend) dargestellt werden.
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114 Diese Feststellung muss in Bezug auf stark urbanisierte Gegenden Ă–sterreichs einge-
schränkt werden. Manfred Glauninger (2009: 95) stellt in einer Untersuchung zur Wiener Bou-
levardpresse im jugendsprachlichen Kontext fest: „Die in Wien unter Jugendlichen signifikant
(und insbesondere unabhängig vom sozialen Hintergrund sowie der Situationsspezifik) be-
obachtbare Substitution des Dialekts als ‚unmarkierte’ Varietät zur Bewältigung ‚alltäglicher’
Kommunikationserfordernisse durch die intendierte Standardsprache (‚Hochdeutsch’) hat
offensichtlich […] zunehmend zur ‚Markiertheit’ (hier: im Sinne einer pragmatischen Potenzie-
rung) des Dialekts geführt. Wir haben es somit aus dieser Perspektive in Wien […] mit einer
Transformation der kommunikativen Funktion bzw. der Domänenpräsenz des Dialekts zu tun,
zugespitzt: mit dem Phänomen, dass der (‚alltagssprachliche’) Dialekt zum sehr spezifischen
Funktiolekt geworden ist“ (Hervorhebungen im Original). Dies mag zum Teil – abhängig v.a.
vom sozialen Hintergrund der Sprecher/-innen – auch für andere urbane Gebiete Österreichs,
etwa den Sprachgebrauch unter Grazer Jugendlichen, zutreffen.
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute