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98 | Theoretische Voraussetzungen
023 =des werd sich nit AUsgehen weil des in
da gleichen WOche is-
024 Ste: (-) ah jo;
'Ste: Wann machst du deine nĂ€chste groĂe Reise? Sim: Ăhm. WeiĂ ich nicht. Also um Sommer
werde ich werden wir wieder [zur]135 Bergwoche fahren- Ste: Ah ja. Sim: Vielleicht. Unter Um-
stÀnden. Ste: Und fÀhrst [du] dann Pfadi [Anm. ML: ins Pfadfinderlager] auch wieder? Sim:
Ăhm nein. Das wird sich nicht ausgehen, weil das in der gleichen Woche ist. Ste: Ah ja.'
Aus normgrammatischer Perspektive besteht dieser GesprÀchsausschnitt so-
wohl aus satzförmigen (vgl. Z. 13, 17, 21 und 23) als auch aus nicht-satzförmigen
ĂuĂerungen (vgl. Z. 15f., 18ff., 22 und 24), darunter auch aus elliptischen Struk-
turen (vgl. z.B. Z. 16 oder Z. 19), die nicht nach kontextfreien Regeln und auf
kompositionaler Basis erzeugt wurden und damit gegen die oben genannten
PrĂ€missen verstoĂen. Auch die in informeller mĂŒndlicher Kommunikation so
hÀufig vorkommenden Diskursmarker wie etwa Verzögerungssignale (Àhm)
oder Reparaturen (vgl. Z. 17) stellen einen Verstoà gegen die SatzprÀmisse dar
und lassen sich daher mit schriftbasierten Kategorien nur schwer fassen. Vertre-
ter der KxG gehen daher neben der KonstruktionsprÀmisse auch von einer Netz-
werk- und einer GestaltprÀmisse in Bezug auf sprachliche Strukturen aus (vgl.
Imo 2007b: 2425). Das VerhÀltnis der Konstruktionen untereinander ist als
Netzwerk von abstrakten (z.B. SatzbauplÀne, Wortarten) als auch spezifischen
Konstruktionen (Phraseologismen, standardisierte Kurzformen etc.) zu denken,
das Redundanz zulÀsst (vgl. Imo 2007b: 24): Konstruktionen können miteinan-
der kombiniert werden. Jede ĂuĂerung, âdie gröĂer als ein Wort ist, [stellt] eine
gleichzeitige Manifestation mehrerer Konstruktionen [dar]â (Fi-
scher/Stefanowitsch 2006: 7). Die Bedeutung der Konstruktionen ergibt sich
nicht aus der Kombination mehrerer Bedeutungen, sondern ist fĂŒr jede Kon-
struktion als gesamte Gestalt136 festzulegen. Konstruktionen werden demzufolge
als âholistische Gestalten, als âGanzheitenââ (Auer/PfĂ€nder 2011: 8) verstanden.
Mit dieser PerspektivenÀnderung geht auch eine Abkehr von der traditionellen
Auffassung dessen, was grammatische Kategorien leisten, einher:137 âConstruc-
||
135 Nicht realisierte, aber normgrammatisch erwartete Komplemente werden â sofern dies der
Lesbarkeit dient â angegeben, aber mit eckigen Klammern gekennzeichnet. Zum Nicht-
Realisieren der PrÀposition in Konstruktionen mit richtungsweisenden Verben vgl. Kapitel
4.4.1. der vorliegenden Arbeit.
136 Der Gestalt-Begriff wird in Kapitel 3.3.2.1. nÀher erlÀutert.
137 In traditionellen schriftbasierten Grammatiken zum Gegenwartsdeutschen wird von Kate-
goriensystemen zur klassifikatorischen Gliederung von EntitÀten zuvor festgelegter Art ausge-
gangen. Eisenberg (2006: 14) definiert Kategorien etwa als âMengenbegriffe. Der Umfang einer
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute