Seite - 121 - in Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Bild der Seite - 121 -
Text der Seite - 121 -
Segmentierung gesprochener Sprache | 121
Während es sich bei Vorlauf, Kopf und Nachlauf um optionale Elemente
handelt, ist die Nukleussilbe obligatorischer Bestandteil einer Intonationsphra-
se. Die Tonhöhenbewegung im Nukleus (Nukleussilbe mit oder ohne Nachlauf)
„ist in den meisten Fällen das wesentliche Merkmal für die Bestimmung einer
Kontur […]“ (Birkner 2008: 90). Zur Beschreibung dieser nuklearen Tonhöhen-
bewegungen haben sich die folgenden fünf typisierten Konturen etabliert: fal-
lende, steigende, fallend-steigende, steigend-fallende und gleichbleibende
nukleare Konturen.170 Die jeweils letzte Tonhöhenbewegung der Intonations-
phrase (Grenzton171) wird bei der Transkription notiert (vgl. die Transkriptions-
konventionen in Kap. 7.1.) – für eine detaillierte Analyse der Intonationskurve
ist jedoch die Extraktion der Grundfrequenz f0 notwendig, wie oben in Abb. 7
gezeigt wurde.
Neben der bereits genannten obligatorischen Definitionsvoraussetzung des
Nuklear- bzw. Primärakzents gibt es verschiedene fakultative Eigenschaften, die
Intonationsphrasen kennzeichnen können, aber nicht müssen. Diese Grenzsig-
nale172 sollen nach Selting et al. (2009: 370) zu folgenden intonationsphrasenini-
tialen und -finalen Phänomenen zusammengefasst werden: 173
– intiale Grenzsignale:
o Tonhöhensprung nach unten oder oben (relational zur vorherigen Into-
nationsphrase)
o schnellere Sprechgeschwindigkeit (initiales Accelerando) in den Vor-
laufsilben
o Pausen
||
170 Neben diesen fünf Grundtypen der Intonationskontur werden je nach Forschungsfrage
noch weitere genannt (vgl. z.B. Selting et al. 2009, die zwölf nukleare Konturen festlegen).
171 In der Regel werden in Publikationen zur Intonation des Deutschen drei Typen intonatori-
scher Töne unterschieden: Akzent-, Begleit-, und Grenztöne (zur näheren Beschreibung vgl.
z.B. Peters 2009: 9697 oder Selting et al. 2009: 383). Für die Segmentierung mündlicher Äuße-
rungen von besonderer Bedeutung sind neben den Akzenttönen die initialen und finalen
Grenztöne. Dabei handelt es sich um „Töne, die an das Auftreten prosodischer Phrasen wie der
Intonationsphrase gebunden sind und an deren Grenzen realisiert werden“ (Peters 2009: 96).
172 Grundsätzlich gibt es sowohl positive als auch negative Grenzsignale (vgl. Bergmann
2013: 7879). Während das Auftreten eines positiven Grenzsignals eine (Laut-, Phrasen-, Äuße-
rungs-) Grenze anzeigt, gibt ein negatives Grenzsignal einen Hinweis darauf, dass eine solche
Grenze nicht vorliegt. Dies gilt auf Lautebene „beispielsweise für den Velarnasal im Deutschen,
der nur im Inlaut oder Auslaut eines Wortes stehen kann, nicht aber im Anlaut“ (Bergmann
2013: 78).
173 Vgl. auch die Zusammenfassung der Merkmale prosodischer Phrasierung bei Birkner
(2008: 84)
zurück zum
Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute