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Sprache zu berücksichtigenden Kriterien der Prosodie, Lexik und Syntax und
den damit verbundenen Projektionsverfahren eingegangen: Diesbezüglich
herrscht in der Fachliteratur (vgl. z.B. Selting 1996; Auer 1996; Rath 1997; Stein
2003: 349; Stein 2010: 88) mittlerweile weitestgehend Konsens darüber, dass
eine Gewichtung der Gliederungssysteme Prosodie, Lexik und Syntax im Sinne
einer hierarchischen Abfolge nicht sinnvoll ist. So geht etwa Peter Auer von
einer Arbeitsteilung („division of labour“) zwischen Syntax und Prosodie aus:
Into this model of a division of labour, syntax brings its capacity to build relatively far-
reaching gestalts, the completion of which becomes more and more projectable in
time; prosody, particularly intonation, brings in its local flexibility to revise and adjust
these gestalts while they are being ‚put to speech‘. (Auer 1996: 75)
Auch Margret Selting spricht sich gegen eine Hierarchisierung aus, wenn sie
betont, wie unsinnig es sei zu behaupten, „that syntax plays more important
role or ‚comes first‘, and prosody plays a less important role or ‚comes second‘“
(Selting 1996: 384). Stephan Stein schließlich verweist auf die unterschiedlichen
Wirkungsbereiche und funktionalen Einsatzmöglichkeiten der Signalisierungs-
systeme und sieht diese als ausschlaggebend dafür, eine integrative Herange-
hensweise zu verfolgen (vgl. Stein 2010: 88). Syntaktische Konstruktionen als
Gliederungsressource hätten zwar eine stärkere Projektionskraft als prosodische
Mittel, seien aber dafür in Bezug auf die Aufgaben der Turnkonstruktion weni-
ger ausschlaggebend. Gleichzeitig können sich die zwei Signalisierungssysteme
(und dies unter Umständen auch noch in Einklang mit lexikalischen Gliede-
rungsmarkern) aber auch in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Stein (2010)
fasst dieses Verhältnis wie folgt zusammen:
Für das Zusammenspiel zwischen Syntax und Prosodie kann festgehalten werden, dass
sich das Gliederungspotenzial prosodischer Merkmale, insbesondere prosodischer Kontu-
ren, einerseits auf die Unterstützung der Syntax bei der Kontextualisierung der Einheiten-
grenzen erstreckt; andererseits dient die prosodische Gestaltung auch einheitenintern der
Kontextualisierung beispielsweise der Relevanz von Äußerungsteilen, um deren Informa-
tionsstatus zu kennzeichnen. (Stein 2010: 90)
Prosodische Grenzsignale können also mit lexikalischen und syntaktischen
zusammenfallen, es gibt jedoch keine fixe Zuweisung von Intonationskonturen
an syntaktisch definierte Satztypen: „Die Wahl der Kontur ist von der syntakti-
schen Struktur weitgehend unabhängig“ (Peters 2009: 100). Und auch wenn die
Grenzen von Intonationsphrasen häufig mit syntaktischen Endpunkten von
Konstruktionen übereinstimmen, lässt sich „die Gliederung einer Äußerung in
Intonationsphrasen […] nicht ausschließlich aus der syntaktischen Struktur
ableiten“ (Peters 2009: 100101). Auch die Zuweisung der Akzente ist nicht un-
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Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute