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Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
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Parataxe und Hypotaxe | 223 Aus pragmatischer Perspektive ist festzuhalten, dass unselbstĂ€ndige Verb- zweitsĂ€tze – im Gegensatz zur alternierenden dass-Nebensatzvariante – wie uneingebettete Verbzweit-HauptsĂ€tze ĂŒber eine eigene assertive Kraft verfĂŒgen (vgl. Reis 1997; GĂ€rtner 2001; Freywald 2013: 329), aber „kein eigenstĂ€ndiges Kontextupdate aus[lösen] und daher nicht als eigenstĂ€ndige Assertionen ver- wendet werden [können]“ (Antomo/Steinbach 2010: 22). Es ist hier also von einem „relativ assertierenden“ Charakter (Auer 1998: 293), einem „assertiven Potential“ (Antomo/Steinbach 2010: 22) der KV2 auszugehen, das „im Mat- rixsatz absorbiert [wird]“. Insgesamt ist festzuhalten, dass abhĂ€ngige Hauptsatzkonstruktionen „zwar eine Satzgliedfunktion erfĂŒllen, dabei aber nicht unbedingt Satgliedstatus besit- zen.“ (Freywald 2013: 329; Hervorhebung im Original). Im Vergleich zu den alternierenden dass-SĂ€tzen „zeigt sich eine unterschiedliche syntaktische und semantische Distribution“ (Freywald 2013: 329). FĂŒr die Klassifikation von KV2 als syntaktisch selbstĂ€ndige Konstruktionen sprechen u.a. die Stellung im Nachfeld und ihr assertives Potential. Gleichzeitig sind unselbstĂ€ndige Verb- zweitkonstruktionen aber auch prosodisch, syntaktisch (als Komplement), se- mantisch und pragmatisch (als Teil der Fokus-Hintergrund-Gliederung) in den Matrixsatz integriert.280 Prinzipiell abzugrenzen sind unselbstĂ€ndige Verbzweitkonstruktionen von Diskursmarker bildenden Konstruktionen mit Verba dicendi und sentiendi (z.B. ja ich mein, also ich denk (mal)).281 In Belegen wie Beispiel (115) ist die verbale Einleitung „formal und inhaltlich [
] reduziert“ (Auer 1998: 301) und quasi- lexikalisiert, die „ursprĂŒnglichen satzsyntaktischen Beziehungen zwischen Matrixsatz und Folgeeinheit sind entsprechend fĂŒr die Wahrnehmung mehr oder weniger ausgeblendet“ (Schröder 2006: 219). Der solchermaßen als Dis- kursmarker verwendeten Konstruktion folgt ein syntaktisch selbstĂ€ndiger Hauptsatz (vgl. Auer 1998: 301). Beispiel 115: „siebzehn [Zuschauer] sind echt wenig; (-) naja ich mein vielleicht sinds auch zwanzig (≠ ‚ich meine, dass es vielleicht zwanzig sind‘) (Auer 1998: 302) || 280 Der Grad an (Des-)Integriertheit variiert aber auch innerhalb der Gruppe der abhĂ€ngigen Verbzweit-konstruktionen. Freywald (2013: 332333) weist daher verschiedene Subtypen einer Integriertheitsskala (von absolut integrierten, ĂŒber relativ integrierten und relativ unintegrier- ten bis hin zu absolut unintegrierten Verbzweit-Komplementen) zu. 281 NĂ€here AusfĂŒhrungen zu ich-mein-Konstruktionen und anderen Konstruktionen mit Verba dicendi und sentiendi als Diskursmarker finden sich u.a. in Auer (1998), GĂŒnthner/Imo (2003) und Fiehler et al. (2004: 295).
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Jugendkommunikation und Dialekt Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Titel
Jugendkommunikation und Dialekt
Untertitel
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Autor
Melanie Lenzhofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-050330-2
Abmessungen
14.8 x 22.0 cm
Seiten
502
Kategorie
Geographie, Land und Leute
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