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Sprachraums neben Ingroup-Interaktionen auch innerfamiliäre, intergeneratio-
nelle Kommunikationssituationen bisher kaum erforscht, etwa kommunikative
Konstellationen der Enkel-Großeltern-Kommunikation. Ältere Proband/-innen
wurden in Österreich bisher v.a. in dialektgeographischen Studien zu Basisdi-
alekten herangezogen.513
Unter der Perspektive einer transmedial-interaktionalen Auffassung von di-
alogischer Sprache als Sprache-in-Interaktion, deren Besonderheiten unabhän-
gig von deren medialer Vermittlung festzuhalten sind, wären auch weiterfüh-
rende Untersuchungen anhand dialogischer Äußerungsformen der
computervermittelten Kommunikation unter Jugendlichen in Österreich interes-
sant – dies auch im Hinblick auf den Gebrauch dialektaler Elemente sowie auch
hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen von computervermittelter und medi-
al mündlicher Sprache-in-Interaktion (wenn etwa Akronyme wie LOL (ʹlaughing
out loudʹ) in mündliche Alltagskommunikation eingebaut werden).
In den Ausführungen zu den theoretischen Voraussetzungen für die Unter-
suchung syntaktischer Phänomene gesprochener Sprache (vgl. v.a. Kapitel 3.2.
und 3.3.) wurde die Frage zentral gestellt, ob die jahrhundertelange Tradition
der schriftbasierten Grammatikforschung, die mittlerweile als written language
bias beschrieben wird, zu umgehen ist. Hier zeigte sich, dass gesprochene Spra-
che nicht als eigenständiges System zu fassen ist – vielmehr scheint eine Kom-
bination schriftbasierter Kategorien mit rezenten Ansätzen der Forschung zu
gesprochener Sprache-in-Interaktion (v.a. der Interaktionalen Linguistik, der
Konstruktionsgrammatik, aber auch der Funktionalen Pragmatik) eine gegen-
standsadäquate Beschreibung zu ermöglichen. Dies wurde v.a. in der Ausei-
nandersetzung mit der Definition und Abgrenzung „vollständiger“ von „unvoll-
ständigen“ Sätzen in gesprochener Sprache und den Möglichkeiten ihrer
begrifflichen Fassung als kanonisch geschriebensprachliche Sätze (KS), mögli-
che Sätze (MS) und kompakte Strukturen (KomS) beleuchtet (vgl. v.a. Kapitel
3.3.2.).
Insgesamt lag der Schwerpunkt der Analysen in der hier vorliegenden Un-
tersuchung auf der Identifikation (morpho)syntaktischer Phänomenbereiche,
die in Verdacht stehen in Bezug auf altersgebundene Variation überhaupt rele-
vant zu sein, und nicht etwa ausschließlich aus Besonderheiten mündlicher
||
513 Dies liegt in der Annahme begründet, dass ältere Informant/-innen in der Regel hinsicht-
lich ihres Sprachverhaltens als dialektkompetenter bzw. dialektkonservativer als jüngere
Sprechergruppen eingestuft werden können (vgl. z.B. die Ausführungen zu Erhebung deut-
scher Dialekte im Alpenraum online unter: http://www.argealp.org/atlas/data/sprecher.html
(17.02.2014)).
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute