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24 Von Parenzo gieng die Reise mehr als 2 Stunden / auf demselben Wege
gegen Visinada zurück, dann mehr / südlich über Coroiba, ferner an der
Mautschranke und / den äußersten Häusern der Kreisstadt Pisino vorüber, /
durch Gimino u Campalana nach Rovigno, wo wir / (am 29. May) um 4 Uhr
Nachmittags bey dem schönsten / Wetter ankamen. Wir fuhren über Berge
und große / Bergflächen, die zum Theile unbebaut bloße Heiden bilde- / ten,
zum großen Theile mit Getreide und Wein bebaut / waren, und das
Auffallende darbothen, daß gar kein / Wald, sondern nur Gruppen von
jungen Eichen, und //
sehr viel Strauchwerk zu sehen war; erst auf der Abda- / chung des Gebirges
gegen das Meer hin, wo Rovigno / liegt, stießen wir wieder auf Wälder von
Oehlbäumen. / In den Wohnzimmern, bey Hrn Actuar Repeschitz Nro 830,
über- / raschte mich der Wohlgeruch von schönen, aufgestellten / Rosen,
welche dort überall in der vollesten Flur prang- / ten; zum Nachessen
wurden reife Kirschen und Ananas- / Erdbeere gebracht; grüne Erbsen,
welche ich als Gemüse / erhielt, wurden schon seit 2, Kirschen schon seit 1
Woche öffent- / lich feil gebothen. In Rovigno sieht man in der Regel /
keinen Schnee, wenig Regen; die Wärme beträgt durch / 9 bis 10 Monate im
Jahre zwischen 18 und 22, selten 24°; / die größte Kälte im Jänner höchstens
2°, und zwar nur / vorübergehend; die Nächte und Morgen sind öfters / kühl
mit reichlichem Thaue; die Gegend leidet viel von / Gewittern und Hagel. –
– Rovigno erstreckt sich / wie zwey Schenkel eines Halbkreises in das Meer
/ hinein; es hat einen großen Haaven, vor welchem eine / ehemals befestigte
Insel liegt. Die Bevölkerung be- / trägt bey 11,000 Seelen, u ist größtentheils
dürftig. Wech- / selfieber machen eine endemische Krankheit aus. Ich be- /
sah u untersuchte ein Kranken- u zugleich Versorgungshaus / für Männer
und ein anderes für Weiber, ersteres unter / der sehr hoch gelegenen Kirche
der heil. Effemie (Euphe- / mia) befindlich, im Ganzen genommen
mittelmäßig, letz- / teres zwischen nahe Häuser eingeschlossen finster, trau-
/ rig und fast ohne Luftbewegung; beyde zusammen ha- / ben 60 höchstens
70 Plätze. Die jährl Einkünfte betra- / gen nach Angabe des ordinierenden
Stadtarztes Dr Anto- / nini 1700 fl; jeder dort befindliche Pfründner erhält / 4
kr täglich; viele außer dem Hause lebende erhalten ei- //
ne Betheilung auf die Hand. D.r Antonini hatte auch / das Spital für
Scherlievo-Kranke zu besorgen, wel- / ches jedoch schon vor geraumer Zeit
aufgelassen wor- / den ist. Nach ihm hat Scherlievo alle wesentlichen Sym- /
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832