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Male verschaffte, u sehr gern mit meinen Lieben ge- / theilt hätte. – – Der
Fluß Passeyer kömmt aus dem / 1 ½ Stunde entfernt nordwärts gelegenen
Thale glei- / chen Nahmens, durch den Sandwirth und im J. 1809 Ober- /
kommandanten der Tiroler, Andreas Hofer, berühmt. / Ich sah dessen
Schwiegersohn in der damals von Hofer / getragenen Kriegs-Kleidung u
Bewaffnung im / Vorzimmer Sr. Majestät, Allerhöchstwelche ihm dann ei- /
ne Audienz zu ertheilen geruhten. Ein starker / Mann mit verständiger
Physiognomie, und un- / befangenem höflichem Benehmen, ein ehemaliger
Waffengefährte Hofers. – Granatäpfel. Meran / treibt bedeutenden
Obsthandel nach den nördlichen / Provinzen besonders nach Baiern; das
Obst soll / hier von vorzüglicher Güte u Schönheit seyn.
Am 27. Juny reisten wir nach 1 Uhr Mittags / über Latsch und Eyers
westnördlich nach Mals, / wo wir vom Winde und Staube unausgesetzt hart /
mitgenommen erst um 8 ½ Uhr ankamen. Schon vor / Latsch, und fernerhin
ward die Luft immer kühler, / dann kalt und rau in dem Verhältnisse als wir
immer / höher fuhren; kein Wunder! denn rings umher sieht man / Glätscher
in großer Zahl, unter denen als der / höchste in Deutschland der Ortelspitz
hervorragt. Vor / Schlanders, wo ich D.r Vögele sah, fuhren wir an der neu- /
gebauten Straße vorbey, welche mit Vermeidung / einiger Tagreisen gerade
über das Stilfser Joch in / die ital. Provinz Veltlin, Hauptstadt Sondrio, nach
/ Mailand führt. Sie soll sehr bequem angelegt, für / Frachtwagen gut
fahrbar, nur im Winter an einzelnen / Tagen bis zur sogleichen Reinigung
von Schnee augen- //
blicklich gehemmt, übrigens jetzt die höchste Bergstraße / in der Welt seyn.
Se. Maj. fuhren auf derselben am 28.t / bis zur ersten Kaserne, über 2
Poststationen, und blieben / noch ¾ Poststationen vom Gipfel entfernt. + [am
rechten Rand neben diesen Zeilen: + Nördlich ganz nahe wa- / ren Sie dem
Ortelspitz / gegenüber.] Diese Stra- / ße soll ein Meisterwerk der
Straßenbaukunst darstellen. / Die Witterung war am 29. in Mals heiter aber
windig, / u Morgens u Abends so kalt, daß ich des Mantels / mich bedienen
mußte, als ich zu Sr. Majestät, in die Kir- / che etc gieng. Beyde Abende
sahen wir auf dem gegen / Westnord liegenden nächsten waldigen Berge,
hinter / welchem die Grenze der Schweiz und zwar Graubünden / liegt,
einige Wachfeuer, welche von Hirten unterhalten / werden, und zum Theile
den Zweck haben sollen, die Bären / abzuhalten, die besonders zur
Winterszeit sogar bis nach / Mals selbst streifen. Die Gegend ist wenig
fruchtbar, die / Bevölkerung zahlreich u dürftig, weßwegen jährlich / sehr
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832