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Viele anderwärts einen Erwerb aufsuchen müßen, / und auf diese Art wohl
auch nicht Wenige von hier und / andern ähnlichen Gegenden Tirols für
immer oder für / unbestimmte Jahre auswandern. – Südwestlich von Mals /
sieht man über das in einem Thale liegende Grenzdorf / Taufers an die nur 2
Stunden Weges entfernte Grenze / von Graubünden. Im J. 1799 geschah bey
Taufers der / höchst verderbliche Einfall der Franzosen, gegen wel- / che
hier Bellegarde stand, der auch die Tiroler Jäger / befehligte. Erzählung des
D.r Matzegger, meines gews. / Zuhörers, dessen Vater auch als Opfer dabey
fiel. /
Am 29. – nach der Messe gieng die Reise bey Sonnen- / schein aber
kaltem Winde und vielem Staube aufwärts / über die Mals’er Heide, dann
Nauders, Pfunds und / Ried bis Landeck, wo wir um 3 Uhr anlangten, Bey //
Nauders, wo die Etsch entspringt, erreichten wir die / größte Höhe, dann
gieng es im Ganzen genommen / abwärts. Bis Pfunds war es immer noch
recht kalt, in / Ried aber und in Landeck warm. Auf dem ganzen / heutigen
Wege lagen uns zur Linken Schweizer Glät- / scher, zur Rechten Tiroler
Hochgebirge mit vielen / Felsen. Zwischen Pfunds und Ried führt die Stra- /
ße auf dem steilen Berge Finstermünz wohl mehr / als eine Viertelstunde
lang über wirklich schauderhaf- / te Schlünde und Felsenschluchten, und
unter überhän- / genden Felsenmassen schmal und steil zum rech- / ten Ufer
des aus Schweiz her brausenden Inn’s / hinab. Weiterhin kömmt man bis auf
Flintenschuß- / weite der Schweizer Grenze nahe. Landeck kann / nur als ein
gutes Dorf betrachtet werden. Von hier / geht westnordwärts die Straße nach
Vorarlberg./
Am 30. – gieng die Reise über Imst, eine Kreis- / stadt, Nassereit, Ober-
Mimingen, Delfs, Platten u. / Zierl nach Innsbruck, wo wir bey guter
Witterung / um 2 ½ Uhr ankamen, u. in der kaiserl. Burg ein- / kehrten. Auf
der ersten Post führt ein steiler, lan- / ger Weg über den Felsenrand eines
sehr hohen Berges; / hinter Nassereit ist ein sehr hoher Berg zu überfah- /
ren, dessen bedeutende Fläche und jenseitigen Abhang / ein sehr schöner,
weit ausgedehnter Wald von Lerch- / bäumen deckt. Bis zu diesem Berge
war das (obe- / re) Innthal eng, unfruchtbar, unfreundlich, von dessen / Höhe
an aber und Abhange, besonders von Ober-Mi- / mingen und Delfs an
erweitert es sich, wird frucht- / bar und anmuthig. Der Roggen war noch
keines- / wegs //
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832