Seite - 68 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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durch Napoleon errichtete GroĂźherzogtum Warschau abgetreten werden
musste. Und so berief man den aufstrebenden jungen Mediziner 1810 nach
Wien, wo er an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie als Profes-
sor der allgemeinen Pathologie und Arzneimittellehre wirkte.3 Zusätzlich
wurde er „mit dem Titel und Range eines k. k. Raths und Feldstabsarztes,
und 1814 mit der Stellung als Professor und Director der inneren Klinik fĂĽr
die niedere Kategorie der Wundärzte an der Universität betraut.“4 Nun, Feld-
stabsärzte und Wundärzte waren in jenen Zeiten der Napoleonischen Kriege
gewiss gefragt.
Raimann erwarb sich aber auch Verdienste bei der Seuchenbekämpfung:
1813 traten in Transsylvanien Fälle von Pesterkrankungen auf, und Raimann
setzte sofort alles daran, den vollen Ausbruch dieser Seuche, die ganz Mit-
teleuropa zu ĂĽberrollen drohte, zu verhindern. Mit seinen MaĂźnahmen hatte
er Erfolg, sie trugen ihm ein erstes groĂźes Lob von Seiten des Kaisers Franz
I. ein. Seine französischen Biographen stellten Raimann als einen Heros dar,
der gleichsam im Alleingang das Pestgespenst vertrieb: „En 1813, la peste se
déclara, avec des caractères alarmants, dans la Transsylvanie et menaçait
d’envahir toute l’Allemagne. M. le docteur de Raimann prit des mesures si
promptes et si sages, qu’il arrêta le fléau et le combattit avec succes.
L’empereur François reconnut l’immense service que venait de rendre à ces
États le docteur de Raimann, et lui donna des marques flatteuses de sa satis-
faction; bientôt après, il l’investit de la direction provisoire des hôpitaux
généraux.“5
Sein erfolgreicher Kampf gegen die Pest brachte Raimann demnach also den
Posten des provisorischen Direktors des Wiener Allgemeinen Krankenhau-
ses ein. Freilich hatte sich Raimann noch andere Meriten erworben; so konn-
te er als Autor von medizinischen Fach- und LehrbĂĽchern reĂĽssieren: Einer
„Anweisung zur Ausübung der Heilkunst“6 (1815) folgte 1816 das „Hand-
3 Zur Josephs-Akademie vgl. Helmut Gröger, Die Gründung der Medizinisch-
chirurgischen Josephs-Akademie und ihre Sammlung anatomischer Wachspräparate, in:
Herbert Lachmayer (Hrsg.), Mozart – Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden
18. Jahrhunderts (Ostfildern 2006), S. 241-248.
4 Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 27 (Quad – Reinald) (Leipzig 1888), s.v.
Raimann: Johann Nepomuk, S. 178f., 178.
5 Encyclopédie biographique, S. 28.
6 Johann Nepomuk Raimann, Anweisung zur AusĂĽbung der Heilkunst, als Einleitung in
den klinischen Unterricht (Wien 1815).
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