Seite - 79 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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nach einem Jahr Ehe; sie hinterließ ihm einen Sohn, Josef – und ihre
Schwester, die alsbald in die Bresche sprang und den Witwer wieder zum
Ehemann machte, ihm drei weitere Kinder schenkte und ihn auch ĂĽberlebte,
untröstlich über sein Ableben, wie die Biographen versichern: „M. le cheva-
lier de Raimann épousa successivement deux filles du célèbre baron de
Stifft, conseiller intime et premier médicin de Sa Majesté. La première,
Françoise, lui fut enlevée après un an de mariage et lui laissa un fils, Joseph,
actuellement au service de l’État. La seconde, Charlotte, sa veuve inconso-
lable, lui survit; elle l’a rendu père de trois enfants, deux fils, François et
Ferdinand, qui portent le nom de leurs augustes parraints, les deux empe-
reurs, et une fille, Françoise.“33
Dieses Zitat zeigt uns die GrĂĽnde, die Stifft hatte, um Raimann zu protegie-
ren – keine Bande sind so stark wie die Familienbande, wie nicht nur der
Adel, sondern auch der boss und working class hero Bruce Springsteen sin-
gend weiß: „Nothin’ feels better than blood on blood […] I catch him when
he’s strayin’ like any brother would / Man turns his back on his family well
he just ain’t no good“.34 Und es erklärt auch, wieso Stifft die Möglichkeit
hatte, seinem Schwiegersohn zu helfen: Andreas Joseph Freiherr von Stifft,
geboren 1760, hatte eine ähnlich steile Karriere hinter sich, wie sein Schwie-
gersohn; er war seit 1798 „wirklicher k. k. Leibarzt“, seit 1802 Hofrat, und
bekleidete seit 1803 neben seiner Position als Leibarzt auch noch die Stelle
des „Director[s] des medicinischen Studiums an der Universität, Büchercen-
sor[s] im medicinischen Fache, Protomedicus und Präses der Facultät“ und
war somit eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der medizinischen
Elite seiner Zeit. Stifft war dem Kaiser Franz eng verbunden, seit er ihm in
der letzten Phase der Napoleonischen Kriege zur Seite gestanden hatte:
„1813 zum wirklichen Staats- und Conferenzrath ernannt, begleitete er den
Kaiser auf den FeldzĂĽgen von 1813-15, wo er ununterbrochen an dessen
Seite blieb und wiederholt das Glück hatte, ihn von lebensgefährlichen Er-
krankungen zu heilen.“ 1826, im selben Jahr wie Raimann, wurde Stifft ge-
adelt; 1836 schlieĂźlich verstarb er, etwas ĂĽber ein Jahr nach seinem Kaiser.
Stifft war ein durchaus verdienter Arzt: „Sein Hauptverdienst besteht darin,
eine gründliche Reform des Medicinalwesens durchgeführt zu haben“, und
er „machte sich ferner durch Einführung der Kuhpockenimpfung verdient“,
impfte auch mehrere Mitglieder der kaiserlichen Familie und „bewirkte die
33 Encyclopédie biographique, S. 32.
34 Textzeile aus Springsteens Song „Highway Patrolman“, Album: „Nebraska“.
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832