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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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84 lishment zur Zeit des Vormärz genauso veraltet und obsolet gewesen sei wie das politische, und machte so die Wertungen seiner eigenen Zeit zur Grund- lage für die Beurteilung einer vergangenen Zeit, die man durchaus auch als intellektuell gleichwertig und legitimer Weise mit selbständigen Auffassun- gen von Wissenschaft und Medizin operierend betrachten hätte können. Ge- rade aber die neuere Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie, die vom Begriff einer absoluten, allgemeinverbindlichen Wahrheit abgerückt ist, dürfte Puschmann, der eben vom Positivismus seiner Zeit geprägt war, kei- nen Vorwurf machen, folgte er doch nur den sozialen und politischen Leit- motiven seines Standes und seiner Zeit. Ist es nicht paradox: Wissenschafter, die sich von einer allgemeinverbindlichen Wahrheit verabschiedet haben, müssen, zumindest in historischer Hinsicht, die Behauptung einer solchen Wahrheit als legitim erachten, wollen sie nicht ihren mehr oder weniger stark ausgeprägten Relativismus selbst desavouieren – hier drängt sich doch die Rede von einem performativen Widerspruch gleichsam auf.45 Theodor Puschmann aber konnte, als Verfechter der ihm bekannten wissenschaftli- chen Wahrheit, in Raimann ohne methodische Skrupel vor allem einen Verhinderer wahren naturwissenschaftlichen Fortschritts erblicken und daher zu der Preisfrage der 1838 gegründeten „K. k. Gesellschaft der Aerzte“: „Was haben Oesterreichs Aerzte in der praktischen Heilkunde seit van Swie- ten geleistet?“ nur Folgendes anmerken: „Leider blieb diese Frage unbeantwortet; es scheint, dass man unter dem mächtigen Eindrucke der in rascher Folge auftretenden Entdeckungen, welche die pathologische Anatomie und die Diagnostik der Krankheiten in jener Pe- riode der wissenschaftlichen Erkenntnis erschlossen, wenig Zeit und Neigung fand, auf die Vergangenheit zurückzublicken. – Die ereignisvolle Gegenwart fesselte die Geister und von der nahen Zukunft erwartete man die Erfüllung kühner Hoffnungen. Ein Kreis junger, strebsamer Forscher, welche sich am Krankenbett und am Secirtisch zusammengefunden hatten, begann die von der Schule überlieferten Ideen zu überprüfen und, gestützt auf eigene Unter- suchungen und Beobachtungen, die Grundlinie einer neuen Lehre zu entwer- fen. Die Freiheit des Denkens, die Selbstständigkeit des Urtheils waren das Banner, unter dem sie muthig und siegesgewiss der neuen Zeit entgegenzo- gen.“46 45 Zum Argumentationsmodell des performativen Widerspruchs vgl. Béla Weissmahr, Die Wirklichkeit des Geistes. Eine philosophische Hinführung (Stuttgart 2006). 46 Puschmann, Die Medicin in Wien, S. 204.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
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