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einfache Haushaltung, eine genau geregelte, mäßige Lebensweise.“58 Rai-
mann jedenfalls reiste in der 7. Kutsche, die er nur mit einem Bedienten
teilte. Er hatte also nur einen Mitreisenden, mit dem er während der Fahrt
seine Eindrücke austauschen konnte – oder aber viel Ruhe, je nachdem, was
er bevorzugt haben mag.
Auf der dritten und letzten Seite der „Postreise-Wagen-Liste“ ist auch die
genaue Reiseroute angegeben, der die kaiserliche Reisegesellschaft von
Wien bis Triest folgte. Für diese Strecke waren sechs Tage reiner Reisezeit
vorgesehen, unterbrochen durch etwas längere Aufenthalte in Graz und Lai-
bach. Am 7. Mai 1832 sollte die Reise in Wien beginnen und über Günsels-
dorf, Wiener Neustadt, Neunkirchen, Schottwien und Mürzzuschlag nach
Krieglach führen, wo eine erste Übernachtung vorgesehen war. Von Krieg-
lach führte die Strecke weiter über Mürzhofen, Bruck an der Mur, Röt-
telstein, und Peggau nach Grätz, also Graz, woselbst zweimal übernachtet
werden sollte. Am 10. Mai sollte es von Graz über die Stationen Lebring,
Straß, Marburg (Maribor) und Feistritz (Slovenska Bistrica) bis nach Gono-
witz (Slovenske Konjice) gehen, wo wiederum eine Übernachtung vorgese-
hen war. Das Wegpensum für den 11. Mai sah vor, von Gonowitz über Cilli
(Celje), St. Peter (Šempeter), Franz (Vransko), St. Oßwald (Šentožbolt) und
Podpetsch (Podpeč pri Lukovci) nach Laibach (Ljubljana) zu gelangen.
Nach vier Übernachtungen in Laibach war für den 15. Mai die Weiterreise
über Ober-Laibach (Vrhnika), Loitsch (Logatec) und Planina (Planina pri
Rakeku) nach Adelsberg (Postojna; ital. Postumia) vorgesehen, in welchem
Ort ein letztes Mal übernachtet werden sollte, bevor dann am 16. Mai die
letzte Etappe von Adelsberg über Prewald (Razdrto) und Sessana (Sežana)
nach Triest (Trieste) in Angriff genommen werden sollte; soweit der Plan für
den ersten Teil der Reise, der den Kaiser von Wien nach Triest führen sollte.
Die Reiseroute folgte damit den damaligen Hauptverkehrsverbindungen, und
zwar von Wien über den Semmering ins Mürz- und dann ins Murtal bis Graz
und Marburg und von dort der Trasse folgend, der auch heute noch in etwa
die österreichische A 9 und die slowenischen Autobahnen A 1 und A 3 fol-
gen, bis nach Triest, wo das Adriatische Meer erreicht wurde.59 Die erste,
58 ADB, Bd. 7 (Ficquelmond-Friedrich Wilhelm III. von Sachsen-Altenburg) (Leipzig
1878), s.v. Franz I. (Josef Karl), S. 285-290, 288f.
59 Dieser Route folgten die meisten der nach Süden in Richtung westlicher Balkan Rei-
senden. Einige der an ihr liegenden Land- und Ortschaften werden beschrieben in: Ernst
Friedrich Germar, Reise nach Dalmatien und in das Gebiet von Ragusa (Leipzig 1817).
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832