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über den Semmering führende Wegstrecke bis Marburg glich ungefähr der
nur 25 Jahre später, im Jahr 1857, durchgehend eröffneten Südbahn von
Wien nach Triest.60 Ab Marburg verlief die von der kaiserlichen Reisegesell-
schaft gewählte Straßenroute dann etwas nördlich der späteren Südbahnstre-
cke, um diese dann bei Laibach wieder zu kreuzen und bis Adelsberg unge-
fähr parallel zu ihr zu laufen. Von Adelsberg verlief die Straße dann nördlich
der späteren Südbahnstrecke, die sie aber auf der Höhe des heutigen Auto-
bahnkreuzes Razcep Gabrk wieder berührte, um dann, mit ihr wieder parallel
laufend, den Karst zu überqueren und nach Triest zu führen. Franz I. und
seine Reisebegleiter profitierten, was Bequemlichkeit und Reisegeschwin-
digkeit anbelangt, von den zahlreichen Verbesserungen, die die genannten
Straßenverbindungen im 18. Jahrhundert, vornehmlich auf Veranlassung des
Kaisers Joseph II., erfahren hatten: Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war es
„zu umfangreichen und teuren Verbesserungen an den schwierigsten Ge-
birgsabschnitten zwischen Wien und Triest, am Semmering, an der Platsch,
bei Gonobitz und am Trojanerberg“ gekommen.61 Franz I. wusste dies ge-
wiss zu schätzen, und er tat auch selbst einiges für die „Hebung des Ver-
kehrs durch Verbesserung der Straßen, Eröffnung von Schiffahrtscanälen
(Wien-Neustädter Canal etc.) und der Dampfschiffahrt auf der Donau und
auf dem adriatischen Meere, Regulierung der Elbe-Schiffahrt, Bau von Ei-
senbahnen (die erste war die von Budweis nach Linz).“62 Wie gesagt, wenn
Neuerungen für den Staat und seine Verwaltung von Vorteil waren, erschie-
nen sie auch dem konservativen Franz I. erstrebenswert. Und so veranlasste
er auch einige Straßenbaumaßnahmen, darunter auch solche am Semmering,
die auch für die Südbahn von Bedeutung werden sollten, denn: „Ghegas
Semmeringbahn beruhte technisch auf der Vorläuferrolle der Straßenbauten
der Zeit des Kaisers Franz.“63
In der Form, in der sie vonstatten ging, konnte die Reise nur stattfinden, weil
sie sich auf das damals bereits recht gut ausgebaute und funktionierende
60 Zur Geschichte der Südbahn vgl. Friedrich Bouvier, Nikolaus Reisinger (Hrsg.), Stadt
und Eisenbahn – Graz und die Südbahn. Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Bd. 37
(Graz 2007); Gerhard M. Dienes (Hrsg.), Die Südbahn. Vom Donauraum zur Adria
(Wien – Graz – Marburg – Laibach – Triest; Katalog zur Ausstellung „130 Jahre Süd-
bahn“) (Graz 1987); Herbert Dietrich, Die Südbahn und ihre Vorläufer (Wien 1994).
61 Helmedach, Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, S. 118.
62 ADB, Bd. 7, s.v. Franz I. (Josef Karl), S. 289f.
63 Helmedach, Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, S. 119. Zu Ghega und
seiner Semmeringbahn vgl. Wolfgang Straub, Carl Ritter von Ghega (Wien 2004).
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832