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sein vierzigstes Regierungsjubiläum – und dieses Jubiläum war doch ein
Anlass für Franz I., die von ihm regierten Länder zu bereisen.
In politischer Hinsicht war Ruhe eingekehrt in den Habsburgischen Landen,
die sich der vom Metternich’schen System aufoktroyierten Ruhe des Vor-
märz erfreuten, ehe sie 1848 erneut revolutionäre Stürme erleben sollten.
Auch in das Familienleben des Kaisers war Ruhe eingekehrt, die Bestand
hatte. Drei Ehen Franz I. hatte der Tod entzwei gerissen: Seine erste Gemah-
lin, Elisabeth Wilhelmine, Prinzessin von Württemberg, war nach nicht ein-
mal zwei Jahren Ehe bei der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 1790 gestor-
ben. Mit seiner zweiten Frau, seiner Cousine Maria Theresia von Sizilien,
durfte Franz immerhin 16 schöne Jahre verbringen, diese Ehe „war überaus
glücklich, und der Kaiser führte mit seiner Familie einen großbürgerlichen
Haushalt.“72 1807 aber, inmitten der Napoleonischen Wirren, nahm ihm der
Tod seine zweite Frau, die nach einer Frühgeburt verstarb. Neun Monate
später war Franz ein drittes Mal verheiratet, wieder mit einer Cousine, und
zwar mit Maria Ludovika von Modena. Doch auch über dieser Ehe hing der
Schatten des Todes, denn Maria Ludovika litt an der Schwindsucht und ver-
starb im Jahre 1816. Einmal mehr musste der Kaiser sich nach einer Braut
umschauen, und bald war eine geeignete Kandidatin gefunden: Während des
Wiener Kongresses, jenes diplomatischen Großereignisses der Jahre 1814
und 1815, auf dem nach der Niederwerfung Napoleons die Landkarte Euro-
pas neu gezeichnet wurde, hatte sich der Kronprinz Wilhelm von Württem-
berg, der bereits seit sechs Jahren mit der bayrischen Prinzessin Karoline
verheiratet war, in die russische Großfürstin Katharina verliebt. Um diese
heiraten zu können, ließ Wilhelm von Württemberg die angeblich nie „kon-
sumierte“ Ehe mit Karoline von Bayern von Papst Pius VII. für ungültig
erklären. Wilhelm heiratete schließlich seine russische Großfürstin, und die
verstoßene Karoline musste nach München zurückkehren. Eben diese Karo-
line fiel dem zum dritten Mal verwitweten Franz I. nun ins werbende Auge.
Karoline von Bayern schien die geeignete Kandidatin zu sein: „Sie war nicht
schön, aber doch charmant und von einem blühenden Aussehen. Dieses ge-
sunde Aussehen soll es dem Kaiser besonders angetan haben. Seiner Umge-
bung gegenüber machte er die Bemerkung: ‚Dann hab’ ich nicht in ein paar
Jahren gleich wieder eine Leich’‘.“ Franz und Karoline heirateten noch im
November 1816. „So hatte die Scheidung Karoline letztlich doch noch Glück
72 Hartmann, Schnith, Die Kaiser, S. 677.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832