Seite - 125 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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Und dieser Kaiser gewährte Raimann „die Gnade, mit ihren Maj[estäten]“
aufs Meer hinaus zu fahren, woselbst ein Kriegsschiff der kaiserlich königli-
chen Kriegsmarine, eine zweimastige Brigantine, inspiziert wurde. Der Ad-
miral Paulucci führte den allerhöchsten Besuch durch die Decks des Schif-
fes. Raimann besah die Unterkünfte der Matrosen, die Ställe für Schlacht-
vieh und Geflügel, das Krankenzimmer, das acht Menschen Platz bot, „de-
nen es wohl an Licht und an erforderl[icher] frischer Luft gebrach“, und die
Kajüten der Offiziere, die immerhin „reinliche und sogar zierlich eingerich-
tete Zimmerchen“ bewohnten.131 Dann wurde dem Kaiser, der ja vom Dogen
die Stellung eines Oberhauptes einer Seemacht geerbt hatte,132 das kriegeri-
sche Potential des Schiffes demonstriert. Auf Ober- und Batteriedeck wur-
den „einige Kanonen gelöst, um deren stoßende und erschütternde Wirkung“
vorzuführen. Die Erschütterung des Schiffes und auch Raimanns hielt sich in
Grenzen, sie „wurde fast nicht empfunden“, dafür aber war „der Knall au-
ßerordentlich stark“. Stolz war Raimann auf seine Seefestigkeit: Nur beim
Abstoßen der Barke, die ihn und den Kaiser zum Kriegsschiff und nach Pi-
rano zurück brachte, habe er kurz gewankt, habe sich aber sogleich gesetzt,
131 Konstruktionsweise und Betrieb eines (wenngleich über 100 Jahre älteren) Segel-
kriegsschiffes wird sehr anschaulich beschrieben in: René Alexander Marboe, Entdecker,
Conquistadoren, Navigatoren. Europas Aufbruch in die Welt (1450-1700) am Beispiel
des spanischen Admiralitätsschiffes „San Felipe“ (Wien 2003).
132 Zur Geschichte Österreichs als Seemacht vgl. Wladimir Aichelburg, Register der k.
(u.) k. Kriegsschiffe. Von Abbondanza bis Zrinyi (Wien, Graz 2002); Renate Basch-
Ritter, Österreich auf allen Meeren. Geschichte der k. (u.) k. Kriegsmarine 1832 – 1918
(Wien u.a. ²2000); Heinrich Bayer von Bayersburg, Österreichs Admirale 1719-1866
(Wien 1960); Heinrich Bayer von Bayersburg, Österreichs Admirale und Persönlichkei-
ten der k. u. k. Kriegsmarine 1867-1918 (Wien 1962); Karl Gogg, Österreichs Kriegsma-
rine 1440-1848 (Salzburg u.a. 1972); Horst F. Mayer, Als die Adria österreichisch war
(Wien ³1987); Horst F. Mayer, Dieter Winkler, Als Österreich die Welt entdeckte. Expe-
ditionen und Missionen der Kriegsmarine (Wien 1991); Anthony E. Sokol, Seemacht
Österreich. Die kaiserliche und königliche Kriegsmarine 1382-1918 (Wien u.a. 1972);
Friedrich Wallisch, Die Flagge Rot-Weiß-Rot. Männer und Taten der österreichischen
Kriegsmarine in vier Jahrhunderten (Leipzig 1942); Frank Wiggermann, K. u. K.
Kriegsmarine und Politik. Ein Beitrag zur Geschichte der italienischen Nationalbewe-
gung in Istrien (Wien 2004). Von den Bänden der Reihe „Geschichte der k. u. k.
Kriegsmarine“ seien nur jene zwei genannt, die den hier behandelten Zeitraum betreffen:
Arthur von Khuepach, Geschichte der k. k. Kriegsmarine während der Jahre 1802-1814
(=Geschichte der k. u. k. Kriegsmarine, Bd. 2, 2) (Wien 1942); Arthur von Khuepach,
Geschichte der k. k. Kriegsmarine während der Jahre 1814-1847 (=Geschichte der k. u.
k. Kriegsmarine, Bd. 2, 3) (Graz u.a. 1966).
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832