Seite - 128 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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wodurch er auch nicht „die mindeste unangenehme Empfindung“ gehabt
habe. Glücklich, wer der Seekrankheit entrinnt!
Zu viel Platz wollte Raimann dem Kriegswesen in seinem Reisebericht aber
nicht einräumen, und so wechselte er wieder zu zivileren Themen: Der
Fischfang sei in Pirano beträchtlich, in einer Nacht würden bis zu 5000
Stück Sardellen gefangen. Die Medizin ließ Raimann jedoch nie los; immer
wieder berichtet er von Krankenhäusern, die er besichtigte, und von Krank-
heiten, die in den bereisten Ortschaften grassierten. In Pirano, das damals
etwa 2000 Einwohner zählte, gab es, nach Auskunft des dort wirkenden Arz-
tes Varini, keine anderen herrschenden Krankheiten außer „zahlreichen
Wechselfiebern“ – auf diese Wechselfieber wollen wir weiter unten noch zu
sprechen kommen. Sein Quartier fand Raimann, wie üblich, nicht im selben
Gebäude wie der Kaiser; in Pirano wohnte er bei einem Herrn Vesta, der im
Jahr 1816 schon „den Papa“ (also wohl Raimanns Schwiegervater Stifft)
beherbergt hatte. Am nächsten Morgen erwies die Kriegsmarine dem Kaiser
noch einmal die Ehre und führte ein Manöver mit mehreren Schiffen durch.
Von Land aus aber sah man kaum etwas, da es stark regnete. Am 26. Mai
um 7 Uhr morgens brachen der Kaiser und sein Gefolge wieder auf.
Der Weg führte an Portorose/Portorož und an den nahebei liegenden Salz-
magazinen und Salinen vorbei, welche „im Vorüberfahren besichtigt“ wur-
den. Raimann gedenkt hier „des durch Verdunstung des Meerwassers ge-
wonnenen, dann gereinigten Salzes“. Die weiten Flächen der Salinen in der
Bucht von Portorož wurden oft als unschöner Kontrast zur ansonsten reiz-
vollen Natur der istrischen Küsten geschildert: „Um so weniger verdient der
südliche Teil des Rosengolfes seinen verlockenden Namen. Unmittelbar an
den reizenden Strand, wo die ganze üppige Vegetation des Südens gedeiht,
grenzen die – Salzgärten von Sizziole, in denen der Staat jährlich eine halbe
Million Zentner Meersalz der blauen Adria entreißt.“133 Der beständige Re-
gen dürfte diesen Kontrast in Raimanns Augen gemildert haben. Einige Tage
später, am 4. Juni 1832, sollte Raimann auf der Rückreise von Istrien nach
Triest nach Capodistria/Koper gelangen, und auch von diesem Ort er berich-
tet er, dass hier Salz gewonnen wurde. An dieser Stelle geht er ein wenig
näher auf die Art der Salzgewinnung ein: „In Capo d’Istria wird aus dem
Meerwasser, welches in Gräben während der Fluth eintritt, und aus densel-
133 Siegmund Schneider, Benno Imendörffer (Hrsg.), Mein Österreich, mein Heimatland.
Illustrierte Volks- und Vaterlandskunde des Österreichischen Kaiserstaates, 2 Bde.
(Wien 1914), Bd. 2, S. 161.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832