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ne der ansehnlichsten Posten des damaligen Cameral-Etats, daher auch eines
der wichtigsten und am meisten belasteten Creditobjekte.“141
Aber auch dieser erfreuliche Aspekt des Salzes konnte den Kaiser nicht zu
längerem Verweilen reizen, zumal es immerfort regnete; und so quälte sich
die Reisegesellschaft nach Buie/Buje hinan, einer Strecke folgend, die laut
Auskunft heutiger Reiseführer „einen an sehenswürdigen Orten reichen
Umweg“ für Reisende, die von Portorož nach Poreč wollen, darstellt.142
Raimann war von dieser Strecke weniger angetan, er berichtet von einer
„unangenehm langsamen Fahrt“ bei Regenwetter, von einem immer höher
und höher steigenden Weg, immer spärlicher werdender Vegetation und
zwar grundfesten, aber „sehr kothig[en]“ Straßen. Wie die Bäume spärlicher
wurden, so auch die Menschen; „nirgends begegneten uns Wagen, nirgends
Reisende“, nur Einheimische auf ihren Eseln und verkümmerten Pferden
waren zu sehen. Ein eher tristes Szenario. – Dem heutigen Reisenden wird
Buje als ein zwar ärmliches, aber durchaus sehens- und besuchenswertes
Städtchen, das seit „ewigen Zeiten […] über das weinbäuerlich geprägte
Umland“ wacht,143 empfohlen:
„Es ist eine von ferne reizvolle Bergstadt, überragt vom Dom und seinem
Campanile, wie man sie auch in Umbrien oder der Toskana antreffen könnte.
Freilich, im Ort selbst sieht alles recht armselig aus, nicht allein als Folge der
letzten beiden Jahrhunderte, die Istrien nicht allzu günstig gesinnt waren.
Vielmehr war das Innere Istriens schon in der glücklicheren venezianischen
Zeit eine Art Kolonialland, anders als das Veneto und Friaul, das von der Se-
renissima sorgfältiger gehegt wurde.“144
Auch Raimann war gewillt, dem Städtchen, zumindest was seine Lage und
seinen Dom anbelangt, einen gewissen Reiz zuzugestehen. „Buje scheint an
der westlichen Küste Istriens den höchsten Punkt zu bilden, von dem man
eine weite, rings umher freye Aussicht sowohl in das Land hinein als zum
Meer hinab, insbesondere auch bis nach Parenzo genießt. Es […] hat aber
auf dem höchsten Punkte eine große u[nd] im italienischen Style gebaute,
hübsche Domkirche mit einem Bischofe und Domkapitel.“ Der Dom war im
„italienischen Style“ erbaut – das heißt, der Dom von Buje ist eine Hervor-
bringung des Barock. Aber der Rest der Stadt ist Raimann zufolge ganz und
141 Mischler, Ulbrich, Oesterreichisches Staatswörterbuch, Bd. 2, 2, S. 1019.
142 Richard Zürcher, Friaul und Istrien (München ²1989), S. 399.
143 Darja Peitz Hlebec, Istrien und Kvarner Golf (München 52004), S. 37.
144 Zürcher, Friaul und Istrien, S. 399.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832