Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Medizin
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Seite - 152 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 152 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

Bild der Seite - 152 -

Bild der Seite - 152 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

Text der Seite - 152 -

152 slawischem Typus. ‚Ihre niedere vorgewölbte Stirne, die vorgewölbten Joch- beine, die tiefliegenden Augen, die im Rücken eingedrückte und oft noch aufwärts gestülpte Nase benehmen der Physiognomie alles Anziehende‘. Auf- fällig ist auch die Länge ihrer Arme und Beine.“192 Welchen Volkes schöne Kinder Raimann in Dignano auch immer gesehen haben mag – wenn die eben vorgestellte, bereits mit dem Vokabular der Rassentheorien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts angereicherte Beschreibung tatsächlich zutreffend gewesen sein sollte, so handelte es sich dabei wohl kaum um die weibliche Jugend der Tschitschen, denn Raimann berichtet ausdrücklich von schönen jungen Frauen. Vielleicht waren es aber auch tatsächlich Griechinnen – wie auch immer, Raimann scheint auf die Volkszugehörigkeit der jungen Damen weit weniger Gewicht gelegt zu ha- ben als auf ihre Schönheit. Ähnlich wie sein Kaiser, der sich in der Nachfol- ge universaler Herrscher wusste, orientierte er sich an Werten, die jenseits der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprach- oder Abstammungsgemein- schaft liegen. Und so lehrte und lehrt es auch die katholische Religion, der Raimann und sein Kaiser anhingen: Der wahre Glaube fragt nicht nach der Abkunft eines Menschen, vor Gott sind Pharisäer und Philister gleich. Schließlich wurden ja auch die mumifizierten Heiligen, die hinter dem Hauptaltar der Kirche des Hl. Blasius (Sv. Blaž) in Dignano/Vodnjan be- wundert werden können, nicht wegen ihrer Nationalität, sondern wegen ihres untadeligen und gottgefälligen Lebenswandels verehrt. Nach Griechenland aber, oder besser gesagt in die altgriechische Mytholo- gie, weist auch das nächste Ziel Raimanns: Pola, heute Pula genannt, soll ja vorzeiten von aus dem östlichen Schwarzmeergebiet stammenden Menschen gegründet worden sein: „Der Mythologie nach wurde Pola (griechisch: Po- lai) von Kolchern gegründet, die sich – nach der vergeblichen Verfolgung von Jason und Medea – nicht mehr nach Kolchis zurückwagten.“193 Diese Kolcher hätten, so verkündet der um die Zeitenwende schreibende antike Geograph Strabon, den alexandrinischen Dichter Kallimachos zitierend, der Stadt auch ihren Namen Pola gegeben; die Griechen hätten sie bloß als Stadt der Verbannten, als „Bannstadt“ gekannt: „Auf dem Illyrischen Meer nun senkend die Ruder an jenem Steinernen Mal, das dich, blonde Harmonia, deckt, 192 Schneider, Imendörffer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 2, S. 169. 193 Kai Brodersen (Hrsg.), Antike Stätten am Mittelmeer. Metzler Lexikon (Stuttgart, Weimar 1999), s.v. Pola/Pula (Kroatien), S. 233-235, 233.
zurück zum  Buch Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832"
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen