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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Seite - 165 -
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165 von antiken Überresten war aber nicht nur ein Pläsier für mehr oder minder gelehrte Kunstliebhaber und Kuriositätenjäger. Mit der antiquarischen Be- schäftigung ging die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Antike einher, wobei sich diese beiden Bereiche anfangs nur schwer unterscheiden ließen.214 Gerade Triest ist mit dem Schicksal eines der Gründerväter der modernen Altertumswissenschaften aufs Engste verknüpft: In Triest musste, 64 Jahre vor Raimanns Aufenthalt dortselbst, Johann Joachim Winckelmann, der als Begründer der Klassischen Archäologie gilt, sein Leben beschließen. Auch wenn Raimann von Winckelmann nicht spricht, sei an dieser Stelle kurz seiner gedacht. Winckelmann, dem homosexuelle Neigungen attestiert wurden, war am 7. Juni 1768 von einem Koch, den er in einem Gasthaus kennengelernt hatte, erdolcht worden. Leichtsinnigerweise hatte der Archäo- loge seinem Mörder die goldenen Medaillen gezeigt, die er nicht lange zuvor in Wien von der Kaiserin Maria Theresia geschenkt bekommen hatte. (Gut, dass Raimann offensichtlich nicht wusste, in welche Kalamitäten einen ein paar Gedächtnis-Medaillen verstricken können.) Der mörderische Koch, der auf den Namen Francesco Arcangeli hörte, hatte es auf das Edelmetall abge- sehen; was er aber letztlich erntete, war ein grausamer Tod: Arcangelis Ur- teil lautete, dass er „von oben nach unten dergestalt gerädert werden sollt, daß die Seele vom Körper scheide.“ So geschah es denn auch – die Zeit der aufklärerisch-humanen Reformen des Strafwesens war eben noch nicht ge- kommen. Winckelmann aber wurde „in der gemeinen Grabstätte einer der damals bestehenden Bruderschaften“ beigesetzt, seine Gebeine wurden mit den sterblichen Überresten anderer Menschen vermischt, und schließlich „kamen sie in das allgemeine Beinhaus, wo sie noch jetzt, aber unkennbar und vergessen, liegen.“215 Wer heute das im Lapidarium am Stadtberg von Triest stehende Grabmonument Winckelmanns betrachtet, sei sich dessen bewusst, dass er vor einem Kenotaph steht. Der Tod Winckelmanns erschüt- die Familiengeschichte der Sartorio und über ihre Sammeltätigkeit, die sich nicht nur auf Antiken, sondern auch auf die Hervorbringungen späterer Kunst und Kultur erstreckte. Für den Hinweis auf die Stellung Triests als ‚Sammlerparadies‘ und für die darüber geführten Gespräche wie auch für die Literaturhinweise sei dem Archäologen Stephan Karl mein Dank ausgesprochen. 214 Als Beispiel für ein antiquarisches Werk mit wissenschaftlichem Einschlag soll hier ein französisches Werk in italienischer Übersetzung genannt werden: Luigi Vaslet, Intro- duzzione alla scienza delle antichità romane (Venedig 1738). 215 Domenico de’Rossetti, „Johann Winckelmanns letzte Lebenswoche“, zit. nach: Horst Rüdiger (Hrsg.), Winckelmanns Tod. Die Originalberichte (Wiesbaden 1959), S. 57, 62.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
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