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terte selbst große Geister; kein geringerer als Goethe, der übrigens am 22.
März des Jahres, da Raimann seine Reise mit dem Kaiser unternahm, ver-
storben war, hatte dem großen Archäologen einen Aufsatz gewidmet, in dem
er die Nachwelt dazu aufforderte, „das was er begonnen, mit Eifer und Liebe
fort und immer fortzusetzen“.216
Raimann hat Triest ausgiebig besichtigt; das heute vielleicht berühmteste
Touristenziel Triests konnte er allerdings noch nicht besuchen, weil es erst
erbaut werden musste: Das Schloss Miramar, das aufs Engste mit dem tragi-
schen Schicksal des österreichischen Erzherzogs und mexikanischen Kaisers
Maximilian verbunden ist (der dort übrigens ebenfalls eine Sammlung anti-
ker und ägyptischer Objekte unterbringen ließ), wurde erst von 1856 bis
1860 erbaut.217 Allein, auch ohne Miramar war der Aufenthalt in der adriati-
schen Hafenstadt sehr abwechslungs- und ereignisreich. Zum Abschluss des
Aufenthaltes in Triest wurde dem Kaiser die Schlagkraft des hiesigen Mili-
tärs demonstriert. Raimann berichtet: „Rühmlich für die Artillerie fiel ein
Probeschießen aus Kanonen von den Batterien des alten und neuen Laza-
rethes nach einem auf dem Meere zwischen beyden Lazarethen ausgestellten
Zielfloße aus.“ Von 18 Schüssen hatten fünf das Ziel getroffen. Nun war es
aber an der Zeit aufzubrechen; der Kaiser hatte mit seinem doch recht langen
Besuch Triest eine hohe Ehre erwiesen. Drei Jahre später sollte Triest dem
Kaiser eine Ehre erweisen, und zwar die letzte, die wiederum mit Kanonen-
schüssen verbunden war. Am 2. März 1835 verstarb Franz I. in Wien, und
vom 12. bis zum 14. März trauerten die Triestiner um ihn. Christian Andreas
Zipser, der Chronist der überall in der Monarchie stattgehabten Trauerfeiern
für den Kaiser, berichtet über den Abschied Triests vom Kaiser:
216 Johann Wolfgang Goethe zit. nach: Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering (Hrsg.),
Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deut-
scher Sprache (Mainz 1988), S. 7. Zu Winckelmann und seiner Bedeutung für die Ar-
chäologie vgl. Hellmut Sichtermann, Kulturgeschichte der klassischen Archäologie
(München 1996), S. 80-106. Zu Goethes Winckelmann-Bild vgl. Ernst Howald (Hrsg.),
Winckelmann von Goethe (Erlenbach, Zürich 1943). Für seine Hinweise und Hilfe sei
Manfred Lehner vom Institut für Klassische Archäologie der Karl-Franzens-Universität
Graz herzlich bedankt.
217 Zu Schloss Miramar und Erzherzog Maximilian, dem späteren Kaiser von Mexiko,
vgl. Eliana Perotti, Das Schloss Miramar in Triest (1856-1870). Erzherzog Ferdinand
Maximilian von Habsburg als Bauherr und Auftraggeber (Wien u.a. 2002); Laura Ruaro
Loseri (Hrsg.), Massimiliano. Da Trieste al Messico. Ausstellungskatalog (Triest 1986).
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832