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gen sollte, stolz auf das Beispiel des bis zur letzten Konsequenz kaisertreuen
Andreas Hofer und seiner Tiroler hinweist:
„Drei Schlachten wurden anno 9 auf dem Berge Isel, am Südende der Stadt,
geschlagen. Dreimal wurde Innsbruck von den Tiroler Landesschützen dem
Feinde abgenommen, dreimal mußte es wieder infolge von Friedensschlüs-
sen, die von Wien aus erfolgten, den Bayern und Franzosen überlassen wer-
den. Die Stadt litt furchtbar. […] Die schönste Zeit erlebte es [Innsbruck] in
diesem Jahr wohl, als nach der dritten Schlacht am Berge Isel der Marschall
Lefèbrve bei Nacht und Nebel die Tore der Stadt mit seinen Truppen verließ
und am Morgen des 14. August der schlichte Pferdehändler und Wirt aus dem
Passeyertale, Andre Hofer, an der Spitze seiner Tiroler einrückte. Nun ka-
men die zum Unglück nur wenigen Wochen der Ruhe und Erholung von
Kriegsnot, in denen Hofer mit seinen Getreuen, dem Bauer von Rinn, Josef
Speckbacher, und dem fanatischen Kapuziner Haspinger, in Hemdärmeln und
groben Bergschuhen in den Prunksälen der kaiserlichen Burg am Rennweg
residierte, Verordnungen und Gesetze erließ, Münzen prägte und im Glauben
an die gesicherte Rettung des Landes alles tat, um Handel und Wandel der
Landes-Hauptstadt wieder in geordnete Bahnen zu leiten. Aber es war leider
nur ein kurzer Traum. Im Frieden von Schönbrunn trat Österreich am 14. Ok-
tober Tirol wieder an Napoleon, bzw. Bayern, ab und Hofer musste sich von
Innsbruck wieder auf die strategisch gesicherte Position auf dem Berge Isel
zurückziehen. Was im Glauben an Österreichs Macht dreimal gelang, gelang
nicht mehr unter dem Eindruck der endgültigen Enttäuschung, die die aber-
malige Abtretung gebracht hatte.“238
Die vierte Schlacht am Bergisel verlor Andreas Hofer, aber er wollte sich
nicht geschlagen geben und führte den Krieg, trotzdem der Kaiser Frieden
geschlossen hatte, auf eigene Faust im Passeiertal weiter. Er unterlag und
wurde sodann in Mantua erschossen. In Tirol gilt der kaisertreue Rebell heu-
te noch als Held, und die Tiroler Landeshymne hebt nach wie vor mit den
Worten an: „Zu Mantua in Banden der treue Hofer war…“.239 Als Raimann
238 Schneider, Imendörffer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 2, S. 73.
239 Zu Andreas Hofer und seiner Bedeutung für Tirol und die Habsburger-Monarchie vgl.
Anton Bossi Fedrigotti, „Ade, mein Land Tirol…!“ Andreas Hofer – Kampf und Schick-
sal (München 1983); F. Gunther Eyck, Loyal Rebels. Andreas Hofer and the Tyrolean
Uprising of 1809 (Lanham 1986); Hans Magenschab, Andreas Hofer. Zwischen Napole-
on und Kaiser Franz (Wien, Köln 1984); Klaus Nutzenberger, Das Bild Andreas Hofers
in der historischen, literarischen und künstlerischen Rezeption des 19. und 20. Jahrhun-
derts (Diss. Graz 1998); Wolfgang Pfaundler, Werner Köfler, Der Tiroler Freiheitskampf
1809 unter Andreas Hofer. Zeitgenössische Bilder, Augenzeugenberichte und Dokumen-
te (München 1984); Meinrad Pizzinnini, Andreas Hofer. Seine Zeit – sein Leben – sein
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832