Seite - 187 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

187 nur darauf hingewiesen werden, dass die doch recht geringe Zahl von ca. 20 Entbindungen im Jahr darauf hinweist, dass die allermeisten Geburten als Hausgeburten erfolgten), er berichtet von der medizinischen Ausbildung und von den dafür vorgesehenen Lehrmittelsammlungen, von welchen er das „anatomisch-pathologische Cabinett“ und den „Arzneykörper für den Unter- richt in der materia medica“ als klein und dürftig bezeichnet, das „Natura- lien-Cabinett“ aber, die Universitätsbibliothek, den Botanischen Garten und das „physikalische Cabinett unter Prof. Suppan“ lobend erwähnt. Raimanns Bericht nennt die damals in Innsbruck tätigen Mediziner und ermöglicht einen informativen Blick auf den regen medizinisch-wissenschaftlichen Be- trieb an der Innsbrucker Universität in der Biedermeier-Zeit.251 Auf derlei wissenschaftsgeschichtliche Details näher eingehen zu wollen, würde aber den Rahmen sprengen; es muss hier daher einmal mehr der Hinweis auf die wissenschaftsgeschichtliche Dimension von Raimanns Reisebericht genü- gen. Raimann besuchte weiters das Bruderhaus, in dem erwerbsunfähige weibli- che Dienstboten versorgt wurden, und das Regimentsspital der Kaiserjäger, das so überfüllt war, dass die Ausschlagskranken auf dem Dachboden unter- gebracht werden mussten. Das in Raimanns Bericht neben den das Re- gimentsspital betreffenden Zeilen stehende Wort „Rapporte“ deutet wohl darauf hin, dass sich die verantwortlichen Ärzte bei Raimann zum Rapport melden mussten und für Missstände gewiss auch gerügt wurden. Auch das Straf- und Arbeitshaus wurde inspiziert – Raimanns Bericht hierüber wurde bereits weiter oben im Zuge der zum Gefängnis von Rovigno angestellten Betrachtungen besprochen. Und auch das freiwillige Arbeitshaus und die der Armenausspeisung dienende Suppenanstalt wurden in Augenschein genom- men. Verglichen mit dem Aufenthalt in Triest etwa hatte Raimanns Besuch in Innsbruck viel stärker dienstlichen Charakter – je weiter sich die kaiserli- che Reisegesellschaft vom Meer entfernte, umso mehr schwand auch die Ferienstimmung, so scheint es. 251 Vgl. Josef Dellacher, Vortrag über die Geschichte der anatomischen Lehrkanzel an der k. k. Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, gehalten bei der Feier zur Eröff- nung des anatomischen Instituts am 12. November 1889 (Innsbruck 1889); Franz Huter, Pharmazie und Universität Innsbruck. Ein Rückblick auf die Zeit vor 1918 (Sonderdruck Innsbruck 1977); Gerhard Oberkofler, Peter Goller, Geschichte der Universität Inns- bruck (1669-1945) (Frankfurt/Main ²1996); Jakob Probst, Geschichte der Universität Innsbruck seit ihrer Entstehung bis zum Jahr 1860 (Innsbruck 1896).