Seite - 191 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

191 gungshaus für Alte, Kranke und Erwerbsunfähige und empfing die vor Ort wirkenden Ärzte. Die Landschaft um Kitzbühel, das noch weit davon ent- fernt war, ein Zentrum des Wintersports zu werden, bestach mit „frischer und schöner Vegetation“, die Bewohner der Gegend feierten den Besuch des Kaisers mit Freudenfeuern auf den umliegenden Bergen, und die Stadt selbst war festlich beleuchtet. Dennoch ging die Reise des Kaisers und seiner Ge- folgschaft schon tags darauf weiter; sie führt über den Pass Thurn und damit von Tirol nach Salzburg. Salzburg bis Wien Salzburg war zur Zeit von Raimanns Reise freilich noch kein eigenes Kron- land. Das alte Erzbistum Salzburg hatte bei der Christianisierung des Alpen- raumes im Frühmittelalter eine gewichtige Rolle gespielt und war Jahrhun- derte lang ein Zentrum kirchlicher Macht gewesen. Erst die Erschütterung der alten Ordnung Europas durch Napoleon setzte dem Regiment der Erzbi- schöfe über die Stadt ein Ende. Salzburg erlitt in diesen Jahren ein wechsel- haftes Schicksal. Im Dezember 1800 wurde Erzherzog Johann bei Hohenlin- den von den Franzosen geschlagen; damit war das Ende der Unabhängigkeit Salzburgs gekommen: „Im darauf folgenden Frieden von Lunéville (1801) wurde das Erzbistum, welches so lange Zeit im Deutschen Reiche eine hervorragende Stellung ein- genommen hatte, säkularisiert, durch die Propstei Berchtesgaden und durch Teile der Bistümer Passau und Eichstätt vergrößert und als Kurfürstentum dem Erzherzog Ferdinand von Toskana als Entschädigung für das von ihm abgetretene Toskana gegeben. Aber die neu geschaffene Lage hatte keinen Bestand. Im erneuten Kampfe gegen Napoleon wurden die Österreicher wie- derum besiegt und mußten im Preßburger Frieden (1805) Tirol an Bayern ab- treten und erhielten dafür Salzburg, das somit seine Selbständigkeit einbüßte. Als sich dann 1809 Österreich wieder gegen Napoleon erhob, mußte es im Frieden von Schönbrunn Salzburg an Bayern abtreten. Von allen Maßregeln der Bayern wurde das Land am schwersten durch die Aufhebung der Univer- sität betroffen. Die Herrschaft der Bayern währte übrigens nicht lange, denn durch den Wiener Kongreß (1814-1815) kam Salzburg wieder an Österreich zurück, freilich ohne Berchtesgaden und größere Teile des Flachgaues, die zu Gunsten Bayerns abgetreten wurden. So ist Salzburg als letztes aller Kronlän- der Österreich angegliedert worden, nachdem es infolge der natürlichen Lage