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insgesamt 18 Quellstollen. Weniger der Mineral- als vielmehr der Radonge-
halt macht das Wasser wertvoll. Ob durch Bäder oder Inhalationen: Chroni-
sche Leiden wie Rheuma und Asthma, Kreislauferkrankungen oder Störun-
gen des vegetativen Nervensystems werden gelindert.“256 Die „milde, natür-
liche Radioaktivität“ hat keine negativen Wirkungen auf den Organismus,
im Gegenteil: „Das Edelgas Radon entweicht aus dem Thermalwasser und
gelangt so über die Atemwege und die Haut in den Körper. Dort entfaltet es
seine heilende Wirkung und bewirkt eine Ausschüttung körpereigener,
schmerzstillender Stoffe, ehe es nach ungefähr 3 Stunden wieder vollständig
abgebaut ist. Das Abwehrsystem im Organismus wird angeregt und die na-
türliche Wärme fördert die Durchblutung.“257 So genau war das zu Raimanns
Zeiten freilich nicht bekannt. Raimann aber interessierte sich für Bäder, wie
wir schon bei seiner recht ausführlichen Schilderung der Triestiner Seebäder
feststellen konnten. Als führender Mediziner war er außerdem eine Persön-
lichkeit, die bereits vor der Ernennung zum kaiserlichen Leibarzt um ihre
Meinung bezüglich der medizinischen Wirksamkeit von Heilwasser selbst
von höchster Stelle befragt wurde. Im Jahr 1821 wandte sich Clemens Wen-
zel Lothar Fürst Metternich, der neben dem Kaiser wichtigste Mann im Staa-
te,258 mit dem Ansuchen an Raimann, doch die Wirkung eines auf seiner in
Westböhmen in der Nähe von Eger und Karlsbad gelegenen Besitzung Kö-
nigswart entspringenden Quellwassers zu testen. Der Staatskanzler sandte
Raimann einen Brief, der, gemeinsam mit Raimanns Reisebericht, im Archiv
256 Baedeker Salzburger Land – Salzburg – Salzkammergut (Ostfildern 62006), S. 123.
257 http://members.aon.at/shg. schilddruese/Thermen_Wasseranalyse.pdf, eingesehen am
17. 03. 2008; hier findet sich auch eine genaue chemische Analyse des Gasteiner Ther-
malwassers.
258 Zu Metternich vgl. Raoul Auernheimer, Metternich. Staatsmann und Kavalier (Mün-
chen 1977); Peter Berglar, Metternich. „Kutscher Europas – Arznei der Revolutionen“
(Göttingen u.a. 1973); Guillaume de Bertier de Sauvigny, Metternich. Staatsmann und
Diplomat für Österreich und den Frieden (Gernsbach 1988); Humbert Fink, Metternich.
Staatsmann, Spieler, Kavalier. Eine Biographie (München 1993); Friedrich Hartau,
Clemens Fürst von Metternich. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Reinbek bei
Hamburg 1984); Alan W. Palmer, Metternich. Der Staatsmann Europeas. Eine Biogra-
phie (Düsseldorf 1977); Bernd Schremmer, Metternich. Kavalier und Kanzler (Halle,
Leipzig 1990); Desmond Seward, Metternich, der erste Europäer. Eine Biographie (Zü-
rich 1993); Heinrich von Srbik, Metternich. Der Staatsmann und der Mensch, 3 Bde. (Bd.
1 u. 2: München ²1957; Bd. 3: München 1954). Speziell zum Verhältnis von Metternich
und Franz I. vgl. Walter Tritsch, Metternich und sein Monarch. Biographie eines seltsa-
men Doppelgestirns (Darmstadt 1952).
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832