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Raimann hatte Glück, dass er nicht der Leibarzt des Kaisers Franz Josef war;
Kaiser Franz hielt, ganz nach Raimanns Geschmack, seinen Aufenthalt in
Ischl kurz und fuhr schon am nächsten Tag, dem 18. Juli, nach nur einer
Übernachtung weiter.
Die Reiseroute führte über Ebensee und den Traunsee (Raimann nennt ihn
„Gmundner See“) bis nach Gmunden, wo man wiederum nächtigte und wo
Raimann – welche Überraschung! – ein Krankenhaus besichtigte, das mit 25
Kranken belegte Bürgerspital. Auch das Ärarialgebäude, wo das vom Staat
äußerst gewinnbringend gehandelte Salz in Fässer gefüllt und gewogen wur-
de, nahm Raimann in Augenschein. Am 19. Juli brach man von Gmunden
wieder auf; im Vorbeifahren wurde der Traunfall besichtigt. Raimann er-
wähnt den 208 Klafter langen Kanal, der es der Flussschifffahrt ermöglicht,
den Traunfall zu umgehen. Sodann schildert er die von Lambach bis Wels
reichende fruchtbare Gegend, die einem das Gefühl vermittle, durch Gärten
zu fahren. In früheren Zeiten sei dieses Gebiet unfruchtbares Ödland gewe-
sen, aber „die ehedem verrufene Welser Heide ist nun in Ackerland und
junge Wälder umgestaltet.“ Wie ein Kommentar zu Raimanns Bemerkungen
lesen sich die etwa 80 Jahre später verfassten, von Sigmund Schneider und
Benno Imendörffer publizierten Ausführungen zu dieser Wegstrecke:
„Bei Gmunden den nach ihr benannten See verlassend, stürzt sich der noch
immer reißende Fluß 13 m hoch im Traunfalle hinunter. Den Fall umgeht der
bereits im 16. Jahrhundert von dem kaiserlichen Forstmeister Seeauer erbaute
Schiffahrtskanal. Bei Lambach mit seinem alten Stifte tritt die eben erst durch
die Ager und die mit dieser vereinigte Vöckla verstärkte Traun in die Welser
Heide ein. Einst von Schottermassen weithin überlagert, war sie ein unfrucht-
bares Gebiet, das seine (!) Namen mit Recht trug. Heute ist er längst inhalts-
los geworden und bedeutet nur mehr eine alte Erinnerung. Menschliche Ar-
beit und Tatkraft haben es vermocht, daß heute die nur wenig mächtige Hu-
musschicht ausgedehnte Kartoffeläcker und sogar Getreidefelder trägt, die
von dunklen und schütteren Föhrenwäldchen unterbrochen oder umsäumt
werden.“270
Um die Mittagszeit des 19. Juli kamen Raimann und der Kaiser in Linz an,
der damals 25.000 Einwohner zählenden Hauptstadt von Oberösterreich.
Franz I. kam nach Linz, um hier einem geschichtsträchtigen Akt allerhöchste
Würden zu verleihen: „Am 21. Juli 1832 wurde die Pferdeeisenbahn Linz-
270 Schneider, Imendörffer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 1, S. 296.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832