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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Seite - 207 -
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207 Der Weltfrieden blieb trotz der zunehmenden Bedeutung der Eisenbahn in weiter Ferne; was aber mit ihrer Hilfe tatsächlich schneller erreicht werden konnte, das waren die diversen Fronten in den größeren und kleineren Krie- gen, die die Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert gestalteten – das Militär wusste die Möglichkeiten der Eisenbahn sehr wohl zu nutzen.283 Raimann hatte bei seiner Eisenbahnfahrt am 22. Juli 1832 weder von der utopisch-heilsgeschichtlichen noch von der realgeschichtlich-apokalyp- tischen Dimension der Eisenbahn eine Vorahnung – er hatte es aber auch bloß mit einer Pferdebahn zu tun, die nur in sehr beschränktem Maße als Symbol für eine neue Zeit dienen konnte. Ob der von Pferden gezogene Wa- gen auf einer Straße oder aber auf Schienen rollt, macht schließlich nur einen Unterschied dem Grade, nicht dem Wesen nach. Von umwälzenden techni- schen Neuerungen konnte Raimann jedenfalls nicht berichten: „Der Bau der Eisenbahn ist sehr einfach so wie der entsprechende Mechanismus der Wa- genräder aus Gußeisen, welche man aus dem kaiserl Gußwerke bei Maria- Zell bezieht.“ Freilich war die Steigerung der Transportkapazität beachtens- wert, mit wenigen Pferden konnte man nun schwere Lasten relativ schnell und kostengünstig fortbewegen: „Zwey Pferde sind, wie man mir versicher- te, im Stande, 3 an einander gehängte, zusammen wenigstens 40 Centner wiegende Wägen mit einer Ladung von 180 Centnern ohne sonderliche An- strengung, und in der Ebene sogar im Trabe gehend, fortzuschaffen.“ Aber das noch viel größere Potential, das in einer Kombination der Schiene mit der Dampfmaschine lag, hat Raimann, anders als sein Zeitgenosse, der Ei- senbahnvisionär Gerstner, nicht erkannt. Die Ära der Postkutschenreise aber neigte sich so oder so ihrem Ende zu; und mit ihr, wenn auch verzögert, die Ära der absolutistischen Monarchie. Die Eisenbahn sollte ja auch und nicht zuletzt zu einem Symbol demokratischer oder gar revolutionärer Gesinnung werden: „Daß die Eisenbahnen, die alle bisherigen Stände in vier Klassen mit gleicher Geschwindigkeit befördern, eine demokratisierende Wirkung auslösten, das wird selbst von den Gegnern dieses Vehikels gesehen und befürchtet. Die Eisenbahnen als Inauguratoren des Zeitalters der Gleichheit gehören zur Topologie.“284 – Nun ja, solche angeblichen allgemeingültigen Erkenntnisse lassen sich im Nachhinein leicht postulieren. Hätte Kaiser Franz I. ebenfalls das Privileg der Sicht ex post genossen, er hätte die Pfer- 283 Zur militärischen Funktion der Eisenbahn vgl. Roth, Das Jahrhundert der Eisenbahn, S. 44f. 284 Koselleck, Zeitschichten, S. 160f.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
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