Seite - 212 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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seiner diesmal ebenfalls mitreisenden Familie Befinden. Auf dem gleichen
Weg wie 1832, allerdings auf der mittlerweile ausgebauten „prächtigen
Kunststraße üb. den Semmering“, fuhr man bis Graz, von dort weiter bis
Laibach und Adelsberg, wo wieder die für den Kaiser prächtig beleuchtete
Grotte besichtigt wurde. Am 5. September 1844 zog der Kaiser unter dem
Jubel der Bevölkerung in Triest ein und begab sich von dort aus mit Rai-
mann auf eine Reise durch Istrien, während Raimanns Familie mit einem
Dampfboot nach Venedig fuhr.
Bevor die fünf Tage währende Reise nach Istrien begann, besuchte Raimann,
eine alte Tradition fortführend, in Triest noch das Krankenhaus, und zwar
jenes neue Allgemeine Krankenhaus, dessen Modell und Pläne er 1832 ge-
sehen hatte. Nur die Geisteskranken waren nach wie vor in den alten Lokati-
onen am Colle San Giusto untergebracht. Nicht überall aber hatten sich die
Dinge zum Besseren gewendet: In Buje erfuhr Raimann, dass das dortige,
1832 noch existierende Bistum samt Domkapitel aufgelöst worden war. Da-
für aber hatten die Bemühungen des Kaisers Franz, aus Pola eine lebenswer-
tere Stadt zu machen, Früchte getragen: Die Quelle, die der Kaiser zu reini-
gen befohlen hatte, war nun in bestem Zustand und von einem Dach über-
deckt. Pola und die dort ankernden Schiffe konnten nun mit frischem Trink-
wasser versorgt werden, was „den Einwohnern und Schiffern zur großen
Wohlthat“ gereichte. Und auch die denkmalschützerischen Initiativen Franz’
I. hatten gefruchtet, war doch mittlerweile „das Amphitheater in Pola auf
Befehl des höchstsel. Kais. Franz viel ausgebessert“. Auch Pisi-
no/Pazin/Mitterburg und Rovigno/Rovinj wurde ein Besuch abgestattet,
danach ging es mit dem Dampfboot zurück nach Triest, wo Kaiser Ferdinand
am 10. September 1844 dem Stapellauf eines Kriegs- und eines Handels-
schiffs beiwohnte. Nach dieser Notiz hören die Eintragungen zur Reise mit
Kaiser Ferdinand auf.
Die Reise des Jahres 1844 war für Raimann wohl mehr eine Reise in seine
eigene Vergangenheit denn ein neues Kapitel in seinem sich dem Ende zu-
neigenden Leben. Die Reise des Jahres 1832 aber, in deren Spuren sich auch
die kaiserliche Reisegesellschaft von 1844 bewegte, war für Raimann gewiss
ein außergewöhnliches Ereignis gewesen. Raimanns Bericht über diese Rei-
se vorzustellen und wenigstens in einigen wichtigen Aspekten zu erläutern,
diesem Zweck sollen die voranstehenden Ausführungen dienen.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832