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Einrichtung, die es in einer durch nichts zu ersetzenden Art vermag, das Wesen und Wer-
den der Kunst der Malerei darzustellen. Die Malerei fordere nämlich „die Anschauung der
einzelnen Kunstwerke selbst“, denn es „reichen bei ihr bloße Beschreibungen […] nicht
aus“. Die Einzelwerke erscheinen „zunächst nur als eine bunte Menge, welche, indem sie
sich für die Betrachtung nicht ordnet und gliedert, nun auch die Eigentümlichkeit der ein-
zelnen Gemälde wenig sichtbar macht. So erscheinen z. B. die meisten Galerien, wenn
man nicht für jedes Bild schon eine Bekanntschaft mit dem Lande, der Zeit, der Schule und
dem Meister, dem es angehört, mitbringt, als ein sinnloses Durcheinander, aus welchem
man sich nicht herauszufinden vermag. Das zweckmäßigste für das Studium und den
sinnvollen Genuß wird deshalb eine historische Aufstellung sein. Solch eine Sammlung […]
werden wir bald in der Bildergalerie des hier [in Berlin] errichteten Königlichen Museums
zu bewundern Gelegenheit haben, in welcher nicht nur die äußerliche Geschichte in der
Fortbildung des Technischen, sondern der wesentliche Fortgang der inneren Geschichte
in ihrem Unterschiede der Schulen, der Gegenstände und der Auffassung und Behand-
lungsweise deutlich erkennbar sein wird.“9 Ähnliche, wiewohl meist weniger anspruchs-
voll formulierte Konzepte wurden im 19. Jahrhundert vielenorts zur Selbstverständlichkeit
und sind es zum Teil bis heute geblieben. Das lässt sich auch an negativen Reaktionen wie
jener Empörung ablesen, mit der ein anonymer Kritiker des Jahres 1892 auf die Einrich-
tung der Gemäldegalerie des k. u. k. Hofmuseums im neu errichteten Gebäude an der
Wiener Ringstraße reagierte: „Nicht die Spur einer chronologischen Ordnung oder einer
auch nur andeutungsweisen Zusammenstellung nach Schulen ist vorhanden“, lautete ein
Schlüsselsatz der heftigen Polemik.10 Abb. 2
Modell der Stallburggalerie,
nach Storffer 1720–1733.
(Rekonstruktion: Autorin, 2010)
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur