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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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52 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System Franz Xaver und Himmelfahrt Mariens, an der ersten Wand des Rubens-Saals arrangiert. Die Versetzung der drei Altarbilder aus der Jesuitenkirche in Antwerpen in die kaiserliche Ga- lerie bedeutete deren Ausgliederung aus ihrem sakralen Bereich in den säkularisierten Raum der Galerie. Mechel musste dieser Transferierungsprozess als weiteres Beispiel einer bereits eingeführten Praxis zunehmend rationalen Umgangs mit den Gemälden erschei- nen, hatte er doch die zahlreichen Gemälde – darunter jene von Rubens – in La Galerie Électorale de Dusseldorff reproduziert,118 die Kurfürst Johann Wilhelm in Düsseldorf schon im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts ihrer sakralen Funktion entäußert und in den neu- en musealen Kontext gestellt hatte. Wie an vielen Beispielen in der Düsseldorfer Hängung vorgebildet, nahm Mechel für die Hängung im Oberen Belvedere den ursprünglichen Zu- sammenhang der drei Gemälde aus der Jesuitenkirche auf und flankierte die Himmelfahrt Mariens mit dem Wunder des hl. Ignatius von Loyola und dem Wunder des hl. Franz Xaver.119 Felix Thürlemann hat im Zusammenhang mit solchen „Imagetransfers“ auf eine der grundlegenden Funktionen des Pendantsystems hingewiesen: Es vermag die aus ihrem ursprünglichen Funktionskontext entnommenen Bilder im neuen Sinnzusammenhang zu rekontextualisieren. Demnach wurden die Gemälde nicht mehr in dem ursprünglichen Zusammenhang, dem sie als Altartafel, privates Andachtsbild oder Portrait zugeordnet gewesen waren, gesehen, sondern als Kunstwerk nach kunstimmanenten Kriterien be- trachtet.120 Dass die etwaige religiöse Bedeutung der Gemälde keine Rolle mehr spielte, zeigt sich auch in der Dreiergruppe an der gegenüberliegenden Wand, die gleichsam im Kleinen die große Dreiergruppe um die Himmelfahrt Mariae spiegelt. Die hier zu sehende Konstella tion, dass die Modelli zu dem Wunder des hl. Ignatius von Loyola und dem Wunder des hl. Franz Xaver kein Altarbild mehr, sondern das Selbstbildnis von Rubens rahmen, war dadurch erst möglich geworden. Dass die Wahrnehmung von Altartafeln als Kunstwerke aber mitunter auch Irritationen hervorrufen konnte, verdeutlichen die Bemerkungen von Friedrich Nicolai, der – im Rubenssaal die Wunder des hl. Ignatius von Loyola und die Wun- der des hl. Franz Xaver in der Mechel-Aufstellung betrachtend – angesichts der „Größe“ von Rubens zwar von einer „unbeschreiblichen Empfindung“ erfüllt war, jedoch nicht ver- stehen konnte, dass „dieser Künstler die absurdesten Legenden durch seinen Pinsel fort- gepflanzt hat.“121 Abb. 29 „Erste Wand, mit der Ein- und Ausgangsthüre“ im vierten Zimmer („Rubens Saal“) der niederländischen Schule im ersten Stock des Oberen Belvedere. Digitale Rekonstruktion nach Mechel 1783 (Rekonstruktion: Autorin)
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Band
1
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
312
Kategorie
Kunst und Kultur
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