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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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120 von Mechel besucht (Dok. 86). Sie sah die damals noch nicht ganz vollendete Galerie in dem Zustand, wie sie Mechel unter der Leitung des Staatskanzlers Kaunitz eingerichtet hatte (dazu Dok. 82). Für die Kaiserin war wohl eher Kaunitz als Mechel der geistige Schöpfer der geänderten Galerieeinrichtung. Kaunitz, der im Oktober 1772 zum Protektor der vereinigten Kunstakademie ernannt worden war, hatte die Kaiserin bereits 1774 in Galeriefragen beraten (Dok. 14). Mit der Aufstellung der Büste des Staatskanzlers Kaunitz im Belvedere erfüllte der Kaiser offenbar einen Wunsch seiner Mutter (Dok. 122). Mehr- fach zu belegen ist jedoch, dass diese im November 1780 auf Anordnung der Kaiserin und des Kaisers abgeschlossene erste Aufstellung (Dok. 94) im Jahr 1781 von Mechel umfang- reich abgeändert wurde, wobei der Einfluss von Kaunitz nach bislang bekannter Quellen- lage diesmal wesentlich geringer gewesen sein dürfte. Ein Rechtfertigungsschreiben des Staatskanzlers vom Februar 1781 (Dok. 102) lässt vermuten, dass diese Zurückhaltung sogar von Joseph II. gefordert wurde. Als Vermittler zwischen dem Kaiser und Mechel fungierte Kaunitz jedoch weiterhin bis zum Erscheinen von Mechels Galerieverzeichnis im Jahre 1783 (siehe Dok. 148). In der Galerie dürfte Mechel im Jahr 1781 bis zum Abschluss der Arbeiten im September weitgehend unabhängig agiert und de facto die Direktion geführt haben (Anm. zu Dok. 135). Deren Oberleitung lag damals allein beim Kaiser, da Kaunitz eingeschränkt wurde und Rosenberg ausgeschaltet blieb. Ein wesentliches Dokument zur Geschichte der kaiserlichen Gemäldegalerie ist der schon erwähnte Bericht des Galeriedirektors Rosa von 1787, der die Zeit von 1765 bis 1787 umfasst. Er wird hier erstmals in seinem Gesamtumfang und Originalwortlaut wie- dergegeben (Dok. 156). Bislang war unbekannt, weshalb er erstellt wurde. Damit konnte auch nicht dessen Verlässlichkeit eingeschätzt werden. Meijers (1995, S. 75) erwägt, ob Rosa ihn aus Anlass von Mechels abermaligem Wien-Aufenthalt im Mai 1787 verfasst hat- te, als er sich in seiner Position als Galeriedirektor durch Mechel „erneut bedroht gefühlt haben“ könnte. Dann wäre es nicht verwunderlich, dass Rosa seine Leistungen gegenüber jenen von Mechel besonders hervorhebt. Meijers bestechend scheinende Überlegung ent- spricht aber nicht dem wahren Hintergrund. Es war ein vom Kaiser geforderter Bericht, der ihm einen Überblick zu den innerhalb der Zeit seiner Mitregentschaft und Alleinregierung seit September 1765 stattgefundenen Veränderungen verschaffen sollte (Dok. 155). Rosas Bericht kann übrigens durch die von Oberstkämmerer Rosenberg vorgenommene Überar- beitung (Dok. 157) objektiviert und zum Teil ergänzt werden. Auffallend ist bei beiden Darlegungen, dass die Mechel-Periode von 1779−1782 nur ganz kurz behandelt, ja ei- gentlich übersprungen wird. Dies muss nicht unbedingt als Missachtung der Leistungen Mechels bewertet werden, bedenkt man das bereits erwähnte, vom Kaiser erteilte Gebot des ewigen Stillschweigens in der Causa Mechel (Dok. 144). Das hier zusammengetragene Schriftquellenmaterial zur Gemäldegalerie umfasst eben jenen von Rosa und Rosenberg besprochenen Zeitraum von 1765 bis 1787. Der überwie- gende Teil dieses Materials wird hier erstmals der Forschung allgemein zugänglich ge- macht. Zwei wichtige Quellen fehlen aber nach wie vor: Zum einen der Vortrag des Staats- kanzlers Kaunitz an Maria Theresia vom Frühling oder Frühsommer 1778 und zum ande- ren die von Maria Theresia oder Joseph II. im Jänner 1779 erteilte Erlaubnis an Mechel zur Einrichtung der Galerie (siehe Exkurs zu Dok. 59). Es ist durchaus möglich, dass beides nur mündlich erfolgte, sodass dazu weiterhin nur gemutmaßt werden kann, allerdings nun- mehr mit einigen konkreteren Anhaltspunkten. Insgesamt ist der von Stix und Lhotsky konstatierte Befund, wonach die „archivalischen Nachrichten über Mechel [...] unerheb- lich“ seien,21 zu revidieren. Anhand der nun verfügbaren Schriftdokumente können auch die drei Berichte, die Hilchenbach zur Einrichtung der Gemäldegalerie durch Mechel vorlegte (Dok. 97, 110 und 128), ergänzt und überprüft werden. Dabei zeigt sich, wie erstaunlich genau Hilchenbach über die damaligen Vorgänge Bescheid wusste. Warum
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Band
1
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
312
Kategorie
Kunst und Kultur
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