Seite - 126 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
in der Galerie ausgesucht haben (43 aus den Galerieböden, 26 aus den Galerieneben-
räumen und eine nicht genannte Zahl aus der kaiserlichen Schatzkammer). Es weise
verschiedene Rubriken auf, damit werde „man zu allen Zeiten sehen können, wo in
Anno 1772 sich ein jedes zur Gallerie gehöriges Stuck befunden, wohin es transferirt, ob
und wem es geschenkt, oder ob es ausgemustert worden.“ Nicht enthalten seien jedoch
die in den Kästen des Schwarzen Kabinetts der Bildergalerie befindlichen Objekte. Da
Rosa diese Kästen entfernen wolle, um dieses Kabinett vollständig mit Bildern zu be-
hängen, bittet Auersperg, es möge der Schatzmeister oder jemand anderer diese Ob-
jekte übernehmen. Betreffend die weitere Bilderinventarisierung schlägt der Oberst-
kämmerer vor, „daß die Inventaria über alle in den kaiserlich-königlichen Lust-Schlössern
und Gebäuden, wie auch zu Prag, Innspruck, Ofen, Presburg, vorhandene Bilder einge-
schicket würden, damit diese Inventaria gleichförmig eingerichtet und ein Haupt-Inventa-
rium, in welchem alle obige Inventaria, jedoch seperatim enthalten, bei der Gallerie und in
der Obrist Cammer Amts-Kanzley fortgeführet werden können“.
Die Kaiserin resolvierte dazu: „Dises [das neu angefertigte Inventar zu den Gemälden]
wäre in der Bibliotheque auffzuheben, ist sehr wohl verfast, das Cabinet desgleichen und
dem Schatz also zu inventirn. Alles, was er [gemeint wohl Rosa] nicht haben will in der
Galerie, Schoupe [Schatzmeister Schouppe] zu geben, die alte Bilder [der Ausschuss]
nach und nach bey Licitationen weegbringen.“
KHM, Direktion der Gemäldegalerie, einliegend im Galeriehauptinventar von 1772,
Nr. CCC93 (auf der ersten Seite), Nr. 51 (auf der letzten Seite), unfol., Ausfertigung
mit gänzlich eigenhändiger Resolution der Kaiserin.
Druck: In vollem Wortlaut bei Engerth (1881, S. LIX−LXI), größtenteils auch bei Zim-
mermann (1903, Nr. 19375).
Hinweis: Das 1772 angelegte, die Galerie-, Zimmer-, Böden- und Ausschussbilder um-
fassende vierteilige Galeriehauptinventar (die Handzeichnungen, Bücher und Druck-
werke sind im Zimmer-Inventar erfasst) befindet sich in der Direktion der Gemäldega-
lerie des KHM. Dort werden auch zwei weitere, gesondert gebundene Exemplar zu
den Galerie- und Zimmerbildern aufbewahrt, die wohl jene Zweitausfertigungen sind,
die Oberstkämmereramtssekretär Joseph Thoss 1773 mit Hilfe eines Schreibers ange-
fertigt hatte (siehe Zimmermann 1903, Nr. 19377, 1773 Jänner 24). Diese Zweitaus-
fertigungen dienten wohl dem Oberstkämmereramt zur zusätzlichen Bestandssiche-
rung. Das Zweitexemplar zu den auf den Böden deponierten Bildern befindet sich im
ÖStA/HHStA, OKäA, Serie D, Bd. 37. Bei Frimmel (1898, S. 227f.) eine kurze Bespre-
chung der 1772 angelegten Inventare. Zu Konzept und Ablauf der Inventarisierungs-
arbeiten von 1772/73 siehe die ausführliche Darstellung von Nora Fischer im vorlie-
genden Band.
Anmerkung: Rosa und Thoss haben im letzten Viertel des Jahres 1772 die damals in
der Stallburg befindlichen Bilder erfasst. Jedes der vier Teilinventare beginnt mit der
Inventarnummer 1. Demnach waren in der Galerie 1025, in den Zimmern 862 und
auf den Böden 1011 Bilder; gesondert gezählt wurden die Ausschussbilder mit 521
Stück. Gleichzeitig mit der Anlage des Inventars wurde vermerkt, welche der Zimmer-
und Bodenbilder in die Galerie kommen, und welche an andere kaiserliche Wohn-
und Lustorte abgegeben werden sollen. Dieser schon Ende 1772 beschlossene Zu-
wachs für die Galerie bestand laut Inventarzusatz aus 43 Bodenbildern, 26 Zimmerbil-
dern und 16 Schatzkammerbildern. Die dann ab 1773 ausgewählten Bilder ergaben
laut Inventarnachtrag einen Zuwachs von 16 Bildern aus Schloss Ambras, 7 Bildern
aus Prag, ursprünglich 10 Bildern aus Pressburg und 19 Bildern aus Laxenburg. Die
höchste Inventarnummer der Galerie war nun 1162. Da es sich um ein aus Laxenburg
stammendes Stück handelt, war seine vollständige Inventarnummer 40L/1162. Diese
Anzahl ist jedoch nicht mit der Gesamtzahl der damaligen Galeriebilder gleichzuset-
zen, da auch einige Plastiken und Handzeichnungen mit einer Galerieinventarnum-
mer versehen wurden, mehrteilige Bilder nur eine gemeinsame Inventarnummer er-
hielten und einige Bilder ausgeschieden worden waren.
7 [1772 Dezember 27, Wien]
Reinigung der Galerie in der Stallburg
und Vornahme kleinerer Reparaturen.
„Rosa Gallerie Director machet den 27ten December das abermahlige Ansuchen, ihme die
zur Säuberung der kai. könig. Bilder Gallerie nöthige Requisiten zu verschaffen, auch wäre
er noch zwayer Dischler Gesellen benöthiget, um ein und andere zur Gallerie gehörige
Blind Ramen zu repariren, und aufzumachen, wie dann auch noch auf den Boden, allwo
die in Vorrath befindlichen Bilder aufbewahret, noch etliche Fenster einzurichten komme-
ten.“
Das Hofbauamt bewilligt die sofortige Ausfolgung der Putzutensilien. Bezüglich der
Tischlergesellen wird befunden, dass deren Beistellung nur nach vorheriger Besichti- gung der erforderlichen Arbeit durch den Hofbauinspektor Thaddäus Karner erfolgen
könne, der dann auch die Durchführung der Arbeiten in die Hand nehmen würde.
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 4, 1. Session, Nr. 1 ex 1773, Protokoll der Hofbauamtskom-
mission, fol. 21r−v, Ausfertigung.
Druck: Bislang unpubliziert.
Anmerkung: Rosa hatte bei seinem ersten Ansuchen um „zwey grosse Feder-Buschen,
zwey Bartwisch, vier Ellen ordinaires Tuch oder Flanell“ gebeten (HBA, Karton 3, fol. 32v,
Protokoll der 2. Hofbauamtskommissionssitzung, abgehalten am 12. Dezember
1772). Hofbauinspektor Karner riet, diesem Wunsch nicht zu entsprechen, da die
Beschaffung dieser „Putzungs Requisiten eine Sache ist, welche von dem Hof-Bau-Amte
niemahlen ist abgereichet worden, […] folgsam als eine ungewöhnliche und dem Hof-
Bau-Amte ganz neu aufgetrungene Anverlangung betrachtet werden köne, sich auch in
Hinkonft nicht darmit einzulaßen“ (ebd., fol. 99v). Als die Generalhofbaudirektion Ro-
sas Anliegen doch als begründet erachtete, meinte Karner, da ihm „nicht wüssent sein
kan, wie dieße Requisiten sollen beschaffen sein“, dass Rosa sie selbst bestellen solle
(ebd., fol. 102v, 1773 Jänner 2). Dies zeigt, mit welchen Problemen sich Rosa zu Be-
ginn seiner Direktionszeit herumschlagen musste. Der damalige Zustand der Galerie
in der Stallburg dürfte tatsächlich nicht „belobenswert“ gewesen sein, wie Rosa 1787
(Dok. 156) noch genauer beschreibt.
ROSAS UNVOLLENDETE MODERNISIERUNG DER
BILDERGALERIE IN DER STALLBURG (1773–1775).
8 1773 Februar 6, Wien
Die Kaiserin fordert besonderen Bedacht auf
die Verschönerung der Bildergalerie.
„Der Hofkammer-Präsident [Kolowrat] schreibt an das Prager Gubernium, es habe der
k. k. Oberstkämmerer Fürst Auersperg die Inventarien der Bilder, welche sich auf den
k. k. böhmischen Schlössern befinden, abverlangt, weil Ihre Majestät wegen Verschö-
nerung der hiesigen Bildergalerie den besonderen Bedacht zu nehmen angeordnet
hätten. Da aber diese Inventarien sich in der k. k. Hofkammer-Registratur nicht befin-
den, so verlangt man, dass das Gubernium solche nach Wien sende.“
Nach Angabe Engerths: „K. k. Statthalterei-Archiv in Prag“.
Druck: Kurzregest bei Engerth (1886, S. 273f., Nr. 115); von dort zitiert.
9 1773 März 11, Wien
Rosa erhält für die Herstellung der
Bildergalerie 300 Gulden Vorschuss.
ÖStA/HHStA, OKäA, Akten Serie B, Karton 4, Nr. CCC2, unfol., Ausfertigung der Note
des Hofkammerpräsidenten Leopold Graf Kolowrat an Oberstkämmerer Auersperg.
Druck: Regest bei Zimmermann (1903, Nr. 19383).
Anmerkung: Dies ist offenbar die erste Vorschusszahlung zur Herstellung der Galerie
in der Stallburg. Sie könnte zur Abdeckung der Unkosten für neue Bilderrahmen ge-
dient haben (vergleiche die spätere Vorschusszahlung von 300 Gulden zur Herstel-
lung der Bilderrahmen, Dok. 21). Hofbildhauer Wenzel Egger und Kammervergolder
Mathias Landerer geben später an, dass sie im Jahr 1773 mit den Arbeiten an den
Bilderrahmen begonnen haben (Dok. 16).
10 ohne Datum [1773 Mai 24, Wien]
Reparaturen in der Stallburg-Bildergalerie
und Überstellung zweier Statuen ins Belvedere.
„Rosa, Bilder Gallerie Director, bittet [beim Hofbauamt] um Vornehmung einer Besichti-
gung der in der kay. Bilder Gallerie in der alten Stallburg sowohl, als auch in seiner Woh-
nung alda sich schadhaft befindenden Fenster-Stöcken, Glaß-Tafeln, Fuß-Böden, wie auch
deren Thüren und Schlössern, wobey er zugleich anzeiget, wie daß auf allerhöchstem Be-
fehl Ihrer Mayestät der Kayserin die dermahlen in der Gallerie aufbewahrten zwey Sta-
tuen, das Portraits Seiner Mayestät des Kaysers höchstseeligen Gedächtnuß vorstellend,
nunmehro in das Belvedere solte überbracht werden.“
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur