Seite - 130 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
Gallerie aus der so genannten alten Stall-Burg in das Belvedere übertragen werden solle.“
Aufgrund dieser Änderung schlägt Rosenberg vor, den dortigen Schlosshauptmann
Philipp Williard und den dortigen Zimmerwärter Joseph Gabriel mit Belassung ihres
jeweiligen Gehaltes und Deputates in den Ruhestand zu versetzen. Die Kaiserin sieht
jedoch keine Notwendigkeit zur Vornahme von wesentlichen Veränderungen und
resolviert, dass beide weiterhin im Dienst verbleiben sollen, nur müsse Williard seine
im Belvedere gelegene Dienstwohnung aufgeben.
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. CCCC36, unfol.,
Ausfertigung mit eigenhändiger Resolution der Kaiserin.
Druck: Kurzregest bei Engerth (1886, S. 279, Nr. 147), größtenteils wörtlich bei Zim-
mermann (1903, Nr. 19408). Bei Stix (1922, S. 20), Lhotsky (1941−1945, S. 445,
Anm. 149) und Aurenhammer (1969, Anm. 65) mit irrtümlicher Signaturangabe
CCCC26.
Hinweis: Aurenhammer (1969, S. 58) gibt ohne Quellennachweis an, dass Galerie-
direktor Rosa die Wohnung Williards erhielt. Diese Annahme ist wohl zutreffend (siehe
Anm. zu Dok. 31).
Anmerkung: Das ist das frühest erhaltene Dokument zum Beschluss der Transferie-
rung der Galerie ins Belvedere.
25 1776 Mai 9, Wien
Die Kaiserin will die aus den Niederlanden
angekommenen Gemälde besichtigen.
Das Obersthofmeisteramt zeigt Gerneralhofbaudirektor Graf Kaunitz-Rietberg an, die
Kaiserin habe „anzuordnen geruhet, daß die zu denen aus Niderland angekommenen
Gemälden erforderliche Blind Rahmen unverzüglich verfertiget werden sollen, damit
Allerhöchst dießelben gedachte Gemählde künftigen Samstag als den 11ten dieses desto
gelegener, und besser in Augenschein nehmen können […].“
ÖStA/HHStA, OMeA, Protokoll Bd. 38, fol. 268v-269r, Abschrift.
Druck: Kurzregest bei Pillich (1966, Nr. 746).
Hinweis: Zu diesem von Rosa getätigten Bilderankauf siehe Engerth (1881, S. LIV−
LVII). Für diese Reise in die Niederlande bewilligten die Kaiserin und der Kaiser Gale-
riedirektor Rosa 200 Dukaten gegen Verrechnung (Zimmermann 1903, Nr. 19403,
1775 November 20).
Anmerkung: Die Koinzidenz der Ankunft der zum Teil über fünf Meter hohen Altarbil-
der von Peter Paul Rubens in Wien mit der Entscheidung zur Übersiedelung der Gale-
rie von der Stallburg ins Belvedere ist zwar auffallend, der ursächliche Zusammenhang
jedoch archivalisch nicht belegbar. Rosa gibt dazu in seinem eigenhändigen Bericht
von 1787 (Dok. 156) an: „Nachdeme ich mit diesen Gemählden zurük kame, wurde
gleich die Veränderung des Orths vorgenohmen, und zur zweiten Einrichtung geschriten,
und mein Plan, die Mahlereyen in ihre Schulen einzutheilen, wurde allergnädigst aufge-
nommen und abrobiret.“
26 ohne Datum [1776, vor Mitte Mai]
Joseph II. erteilt Anweisungen zur Einrichtung
der oberen Galeriezimmer.
„Punkten / Für den Obrist-Kämmerer Grafen von Rosenberg … In der Gallerie ist bestmög-
lichst zu trachten, daß ehesten alle oberen Zimmer, die noch nicht spalirt sind, mit Spali-
ren versehen, auch alle Bilder einmal aufgemacht, und die Rahmen nach und nach herbey-
geschafet, hiernach aber stückweiß die nöthigen Reparaturen vorgenommen werden.
Von Erkaufungs-Vorschlägen welcher Bilder ist kein Gebrauch zu machen; sollte aber ein
wesentlich vortheilhafter Tausch sich hervorthun, so ist er nicht auszulaßen. […]“
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. CC80, unfol., undatierte
Ausfertigung mit eigenhändiger Unterschrift „Joseph Cor[regens]“. Zur Datierung: Das
Handbillet wurde vor oder während einer Reise des Kaisers verfasst, da dessen „Zurück-
kunft“ angesprochen wird. Die Einrichtung der oberen Zimmer der Galerie muss die
acht Räume im 2. Stock des Oberen Belvederes betreffen. Die Kostenvoranschläge dazu
wurden im Juli 1776 vorgelegt (siehe Dok. 29). Weiters wird angeordnet, dass der Mar-
quer Carlotto Mitte Mai („im halben May“) nach Paris geschickt werden soll. Damit er-
gibt sich eine Datierung „vor Mitte Mai 1776“.
Druck: Bei Engerth (1886, S. 283, Kurzregest Nr. 186) als undatiertes Dokument (ohne
genauere Angabe des Inhalts) zwischen September und Oktober 1781 aufgelistet. Diese
zeitliche Einordnung ist sicherlich unzutreffend, da Joseph II. als Mitregent unterschreibt. 27 1776 Juni 12, Wien
Das Hofbauamt soll Rosa bei der Einrichtung
der Galerie bestmöglich unterstützen.
Das Obersthofmeisteramt zeigt dem Generalhofbaudirektor Graf Kaunitz-Rietberg an,
Kaiserin Maria Theresia habe dem „Gallerie Director Joseph Rosa die Überbringung der
ihm anvertrauten Bilder Gallerie aus der alten Stallburg in das Belvedere allergnädigst
aufgetragen und zugleich anzuordnen geruhet, daß demselben von Seiten des kai. könig.
Hof Bau Amts zur bestmöglichen Vollziehung dieses allerhöchsten Auftrages auf sein all-
maliges Ersuchen der benöthigte Vorschub, Beystand, und hilfliche Hand auf die würksam-
ste Art unweigerlich geleistet werden solle.“
ÖStA/HHStA, OMeA, Protokoll Bd. 38, fol. 281r−v, Abschrift.
Druck: Kurzregest bei Pillich (1966, Nr. 750).
Hinweis: In dem mit 10. Juni 1776 datierten Insinuat des Oberstkämmereramtes an
das Obersthofmeisteramt heißt es, dass beide k. k. Majestäten diese Anordnung ge-
troffen hätten (Zimmermann 1903, Nr. 19409).
Anmerkung: Das Hofbauamt geriet durch diese Anordnung sehr unter Druck, da es
weder über die entsprechenden Geldmittel für diese nicht vorausgeplante bauliche
Adaption des Belvederes zur Aufnahme der Gemäldegalerie verfügte, noch genügend
Zeit für die vorschriftsmäßige Akkordierung eines Großteils der Arbeiten hatte, wie im
Oktober 1776 nach Abschluss der Arbeiten konstatiert wurde (siehe Dok. 33 und 34).
28 ohne Datum [vor 1776 Juni 14, Wien]
Haunold erhält den Auftrag für die Tischlerarbeiten
im Hauptgeschoß des Belvederes.
Hoftischlermeister Augustin Haunold und der bürgerliche Tischlermeister Anton
Rudtorffer legen Kostenvoranschläge für die in den 14 Zimmern und im Saal erforder-
lichen Tischlerarbeiten. Da Haunolds Offert mit 1.597 Gulden günstiger als das von
Rudtorffer mit 1.756 Gulden ist, erhält Haunold den Auftrag.
Haunold offeriert zum „oberen Stockh in den 14 Zimmern“:
Demontage der „14 waiche Verschlag” in den 14 Zimmern.
Demontage von „14 alte Thürn mit Futter und Verkleydungen samd denen Fußtriten“.
Zurichtung von 6 alten Türen.
20 neue Fußstaffeln (21 Schuh lang, 2 Schuh breit) „in denen Zimmern, weillen solche
verlängert worden“.
26 äußere Winterfensterstöcke in den Zimmern (über 8 Schuh hoch).
39 große Kreuz-Winterfensterstöcke „in dem Hauptstockh, in denen Zimmern“, jeweils
mit 4 Flügeln und integrierten 2 kleinen Flügeln (über 12 Schuh hoch).
1 Parapetwinterfensterstock in einem der Zimmer mit zwei Parapettüren (über
15 Schuh hoch).
5 grosse äußere Winterfensterparapetstöcke im Saal, jeder mit 2 Türen (über
16 Schuh hoch).
8 äußere Winterfensterstöcke „oben auf dem Sall“, unten und oben rund geschweift
(über 8 Schuh hoch).
Oberhofarchitekt Hillebrand wird per Hofbauamtsdekret vom 14. Juni 1776 angewie-
sen, Haunold mit den Arbeiten zu beauftragen.
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 13, 4. Session, Nr. 45 ex 1776, fol. 172 und 177,
Ausfertigung. Weder Haunolds noch Rudtorffers Überschläge sind datiert. Der Termi-
nus ante ergibt sich durch das direkt auf der Rückseite von Haunolds Kostenvoran-
schlag (fol. 177v) aufgeschriebene Hofbauamtsdekret.
Druck: Erwähnt bei Aurenhammer (1969, S. 148, Anm. 87).
29 1776 Juli 4, Wien
Ausschreibung für Malerarbeiten im [2. Stock des] Belvedere;
Pihl erhält den Auftrag.
Insgesamt vier bürgerliche Vergolder legen Kostenvoranschläge für Arbeiten im „Belve-
dere Gebäude in obern Schloß“. Das günstigste Angebot stammt von Joseph Pihl (datiert
4. Juli 1776). Es umfasst Türen, Sommer- und Winterfensterstöcke und Lambrien (diese
2 Schuh und 7 Zoll hoch). Soweit erwähnt, werden diese weiß angestrichen, wobei die
Stabprofile der Lambrien, der Türen und der Innenseiten der Sommerfensterstöcke
grün angestrichen werden sollen. Von Vergolderarbeiten ist keine Rede. Das Gesamt-
arbeitsausmaß ist nicht ersichtlich, da nur Stückpreise beziehungsweise der Preis pro
Klafter angegeben wird; das erklärt auch die geringe Endsumme mit 18 f. 54 xr.
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur