Seite - 136 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
bar auch noch im August, schließlich sicher wieder im Oktober und November 1778
(Dok. 58 und 59) die Bilder der Galerie abgemessen wurden, ist sicherlich mit Christi-
an von Mechel zu identifizieren, der Anfang Februar 1779 (Dok. 60) erstmals auch
namentlich in den Hofamtsakten aufscheint.
57 1778 August 17, [Wien]
Anfertigung von Ofenschirmen
zum Schutz der Bilder und Rahmen.
„Hofbau-Uebergeher Jakob Renn zeiget unterm 17 & praesento 22ten dieses Monats ge-
horsamst an, daß für die k. k. Hofbilder Galerie im Belvedere nachfolgende Arbeiten vorzu-
nehmen seyen: als
1mo wäre im 2ten Stock in einem großen Arbeits-Zimer ein mitterer Stuck Ofen abzubre-
chen, ein neues großes forderes rundes Stuck darzu zu machen, dieser Ofen wieder aufzu-
setzen, und 3 Ofen auszubessern;
2do zu denen 4 Ofen 5 neue Schirmer von Blech, um andurch die Bilder und Rahmen von
der Hitze zu decken, neu zu machen;
3tio Im 1ten Stock 4 große Stuck-Ofen auszubessern;
4to zu denen 4 Ofen allda 7 neue Schirm von weissen Blech zu machen
5to 8 große Ofen durch den Rauchfangkehrer säubern zu lassen
6to Im weissen Kabinet allda ein messingenes Schloß abzubrechen, und nach Nothdurft zu
zurichten; endlich
7mo die in der Gallerie alda von Wind zerbrochene Fenster Taffeln in Kütt neu einzumachen.
Worüber aber vom Hofarchitekten Ganneval nachstehende Erledigung ertheilet wurde:
Diese sieben Punkten seynd von dem Hofbilder Gallerie Director v. Rosa anbegehret wor-
den für die Erhaltung der Bilder, die Hofbau Direction wird anordnen, was sie für nöthig
befindet.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 34, 8. Session, Nr. 48 ex 1778 (zuvor Nr. 57), fol. 510,
undatiertes Konzept, mit Beschluss der Hofbauamtskommission vom 25. August 1778
„Über diese Arbeithen ist die Passirung decretando zu ertheillen.“
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Zu den anstelle der ursprünglichen Kamine eingebauten Öfen siehe Auren-
hammer (1969, S. 57) und Hoppe-Harnoncourt (2001, S. 145).
Anmerkung: Dass die Beheizung mit Öfen anstelle von Kaminen das „kleinere Übel“ war,
zeigt der Antrag des Oberstkämmerers Fürst Auersperg vom 12. Dezember 1772, wo-
nach „statt des in dem k. k. Naturalien Cabinet befindlichen Kamins, ohnverzüglich ein Ofen
möchte gesezet werden, da dieser Kamin wegen des häufig verursachenden Rauches und zu
besorgenden Feuers-Gefahr schädlich und unerträglich wäre“ (HBA, Karton 3, Mappe 1772,
3. Session, Nr. 52 ex 1772, Protokoll der Hofbauamtskommission fol. 52, Ausfertigung).
58 ohne Datum [1778 November, zwischen 1 und 12, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im Oktober 1778,
darunter Vermessen der Bilder.
„Kaiser. könig. Bellvedere. In der Bilder Gallerie die Cabineten ausgestaubt, die Fußboden,
Gäng, Fenster, Stiegen und Plätzeln gewaschen, und geweißet, auch sonst mittelst Maaß-
und Abnehmung verschiedener Bilder auch deren Transportirung im 2ten Stock, item bey
Verfertigung deren Lehren zu den blechenen Ofenschirmen die nöthige Arbeit verrichtet
worden. Mit Auf- und Abnehmung der Bilder wird [im November] noch continuirt. […]“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 37, 1. Session, Nr. 32 ex 1779, monatlicher Hofbaubericht
fol. 207v, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Vortrag des Generalhofbaudirektors
Kaunitz-Rietberg am 12. November 1778 „allerunterthänigst überreicht“ wurde (ebd.,
fol. 240v).
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Der exakte Berichtszeitraum zu den vorgenommenen Arbeiten umfasst den
letzten September bis letzten Oktober 1778.
59 ohne Datum [1778 Dezember, zwischen 1 und 9, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im November 1778,
geplante Kupferstiche.
„[…] Sind in der Bilder Gallerie verschiedene Bilder abgestaubet und anders rangiret, auch
von einigen, welche in Kupfer gestochen werden sollen, die Maas genohmen, wird [im
Dezember] continuiret. […]“ ÖStA/HHStA, HBA, Karton 37, 1. Session, Nr. 24 ex 1779, monatlicher Hofbaubericht
fol. 101v, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Vortrag des Generalhofbaudirektors
Kaunitz-Rietberg vom 9. Dezember 1778 übermittelt wurde (ebd., fol. 131).
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Der exakte Berichtszeitraum zu den vorgenommenen Arbeiten umfasst den
letzten Oktober bis letzten November 1778. In den folgenden Hofbauberichten für
die Monate Dezember 1778 sowie Jänner, Februar, April und Mai 1779 werden keine
Arbeiten in der Bildergalerie erwähnt. Der Bericht für März 1779 war unauffindbar.
Exkurs zur Berufung Mechels: Die laut Hofbaubericht zum November 1778 beabsich-
tigte Anfertigung von Kupferstichen einiger Galeriebilder sowie die seit Juli 1778 für
den Kupferstecher [Christian von Mechel] vorgenommenen Vermessungen der Gale-
riebilder sind die frühesten authentischen Daten zum Beginn der Tätigkeit Mechels im
Zusammenhang mit der kaiserlichen Bildergalerie. Bisher waren dazu nur retrospekti-
ve Darstellungen bekannt, die teils erst mehrere Jahre später entstanden.
Galeriedirektor Rosa schreibt in seinem Bericht von 1787 (Dok. 156), dass Staatskanz-
ler Kaunitz 1778 während der Abwesenheit Josephs II. [zwischen 11. April und Juni]
der Kaiserin einen Vortrag „auf weitere Verbesserung“ der Galerie erstattet und dazu
den Kupferstecher Mechel gewählt habe, wozu die „Monarchin die Erlaubnus“ erteilt
habe. Dieser Vortrag war bislang unauffindbar. Möglicherweise wurde er auch nur
mündlich erstattet, jedenfalls ist sein Inhalt nicht bekannt. Von Karl Wilhelm Hilchen-
bach, der mit Mechel befreundet war, liegen drei gedruckte Berichte vor. Laut Bericht
vom Jänner 1781 (Dok. 97) habe Joseph II. Mechel im Jahr 1778 berufen, um „einen
Plan zu ihrer [der Galerie] weiteren Vervollkommnung entwerfen zu lassen“. Nach Hil-
chenbachs Bericht vom April 1781 (Dok. 110) sei Mechel „die erste Zeit … hauptsäch-
lich mit Beschreibung der damals vorhandenen Bilder“ der Galerie befasst gewesen. Im
dritten Bericht vom November 1781 (Dok. 128) heißt es: „Das erste, was Hrn. von
Mechel vom Allerhöchsten Hofe aufgetragen worden, war eine Beschreibung“ der Gemäl-
de der Galerie; damit sei er „im Sommer und Herbste des folgenden Jahres beschäftiget“
gewesen. „Während dieser Arbeit entstand ein Plan zu weiteren Vermehrungen und man-
cherley Abänderungen in ihrer damaligen Einrichtung“. Wüthrich zitiert sinngemäß aus
einem Brief Mechels an Ring vom 16. Jänner 1779, wonach Mechel dem Kaiser nach
dessen Rückkehr vom „böhmischen Kartoffelkrieg im November 1778“ einen Entwurf
vorlegen konnte, von dem der Kaiser überrascht gewesen sei (Wüthrich 1956, S.
150). Darauf habe der Kaiser bestimmt, „dass die weitere Ausarbeitung des Katalogs
zusammen mit seinem Bruder, dem Großherzog von Toskana, gefördert werde. Man
sprach sogar auch über eine Verschönerung des Belvedere und eine neue, von Rosa
unabhängige Hängung der Bilder.“ (Wüthrich 1956, S. 150; dazu auch Meijers 1995,
S. 73 mit dem betreffenden Zitat aus Mechels Brief an einen Unbekannten vom 6. Juli
1779). Möglicherweise legte Mechel jene „Proben“ seines zweiteilig konzipiert gewe-
senen Kataloges vor, von denen Hilchenbach (im Jänner 1781) sagt, sie hätten „bey
Hofe und an anderen Orten den entschiedenden Beyfall gefunden“. Dieser zweiteilige
Katalog sollte aus einem „allgemeines Verzeichnis aller vorhandenen Bilder“ und aus ei-
nem Band, wo nur ausgewählte Werke „historisch und kritisch“ beschrieben werden
sollten, bestehen, wie Hilchenbach ausführt (Dok. 97). Davon erschien jedoch Anfang
1783 nur das (abgesehen von den Vignetten) unbebilderte Verzeichnis, der illustrierte
Katalog jedoch nicht (Wüthrich 1956 S. 167). Mechel selbst schreibt in seinem Ver-
zeichnis von 1783 (S. XI) übrigens lediglich, daß ihn „der gnädigste Wink des Monar-
chen im Jahre 1778 nach Wien führte“, wo ihm die Einrichtung der Galerie nach „dem
von ihm verfertigten Plan gemäß aufgetragen“ wurde.
Mit den Angaben der Hofbauberichte scheinen insbesondere die beiden erwähnten
Briefe Mechels (vom 16. Jänner 1779 und vom 6. Juli 1779) sowie die ausführliche
dritte Darstellung Hilchenbachs vom November 1781 (Dok. 128) übereinzustimmen.
Mechel dürfte demnach im Sommer und Herbst 1778 die Beschreibungen der Bilder
erstellt haben, wobei ihm ab Juli 1778 von Leuten des Hofbauamtes die dazu erforder-
lichen Bildmaße geliefert wurden. Das Ergebnis dieser Arbeit („Proben“ des zweiteili-
gen Katalogs) legte er dem im November 1778 vom Krieg zurückgekehrten Kaiser
vor, anscheinend zu dessen Zufriedenheit (siehe Dok. 97). Jedenfalls ist erstmals im
Hofbaubericht zum November 1778 die Rede davon, dass von einigen Gemälden
Kupferstiche angefertigt werden sollen, was ein Hinweis auf die erfolgte Zustimmung
zur Katalogerstellung sein könnte. Der Plan zur Abänderung der Galerieeinrichtung
hingegen wurde laut Hilchenbach erst im Jänner 1779 „genehmiget und auszuführen
befohlen“ (Dok. 128, siehe auch Dok. 60).
Die Frage, ob Mechel zuerst mit dem Katalog oder mit der Neuordnung der Galerie
betraut wurde, ist vor allem in Bezug auf Rosa relevant. Wäre zuerst die Neuordnung
beauftragt worden, würde das auf eine erwünschte Verbesserung der von Rosa ge-
schaffenen Aufstellung hinweisen. Davon geht etwa Stix (1922, S. 20) aus, der zu
Rosas Einrichtung meint: „Im ganzen muß sie nicht entsprochen haben, denn unmit-
telbar darauf wurde eine auswärtige Kraft berufen, um die Galerie von Grund aus
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur