Seite - 138 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
63 1779 März 9, [Wien]
Ausfolgung von Bildern des Alten Schlosses in Laxenburg an Mechel.
„Intimatum an Schloßhauptmann zu Laxenburg damit zur Einrichtung der Bilder Gallerie
im Belvedere die zu Laxenburg im alten Schloß befindlichen 3 Gemählde als eine große
Landschafft mit einem Wasserfall, eine detto mit Waldung, und ein kleines Stuk die Be-
schneidung Christi dem Christ[ian] Mechel verabfolget werden.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Index Bd. 133, unfol., unter „I“, ohne Angabe einer Geschäftszahl.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Das Intimat an Schlosshauptmann Philipp Lehmann ist nicht erhalten.
64 1779 März 10
Beschilderung der Gemälde in der Galerie im Belvedere.
„Vortrag an Ihre Majestät die Kaiserin in Betref deren in der k. k. Bilder Gallerie an den
Gemählden zu verfertigenden Schildern.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Protokoll Bd. 133, unfol., unter „U“, ohne Angabe einer
Geschäftszahl.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Das angegebene Aktenstück ist nicht mehr erhalten. Zu diesen Schildern
heißt es in Mechels Verzeichnis von 1783 (S. XX): „Diese No sowohl als der Name des
Künstlers finden sich auf einem vergoldeten Schilde an dem oberen Theil der Zierrahme
jedes Gemähldes angeschrieben, und dieses alles stimmet mit dem gegenwärtigen Ver-
zeichnis überein, wodurch für jede Art Liebhaber Bequemlichkeit und Erleichterung ist er-
zielet worden.“
Anmerkung: Insgesamt wurden 1250 Schilder vom Schreiber Johann Weixl beschriftet
(siehe Dok. 135). Die Schilder wurden offenbar nachträglich auch auf die schon be-
stehenden Rahmungen montiert. Diese Bildbeschriftungen führte sicher erst Mechel
ein. In dem anonym erschienenen Bericht zur Wiener Galerie vom Juni 1780 heißt es
dazu: „Jedes Bild soll einen vergoldeten Schild, mit einer Nummer und mit dem Namen des
Meisters, bekommen. Ueber dreyßig sind schon auf diese Art verfertiget. Und doch streben
noch einige, die mit dem Aufhängen auch mit zu thun haben, dagegen. Ihre Gründe sind
aber, wie unser Korrespondent sich ausdrückt, so seicht, daß es scheint, als befürchteten
sie dadurch geringeren Abgang der zu druckenden Kataloge, womit sie ein Monopol zu
errichten, den heilsamen Entschluß gefasst zu haben scheinen.“ (Miscellaneen artistischen
Inhalts, hg. von J. G. Meusel, Bd. 1, Heft 4, Beitrag 8; Erfurt 1780, S. 58−61, für hier
S. 61.)
65 1779 Mai 17, Wien
Schotts Umgestaltungsplan des Belvederegartens
ausschließlich als Lustgarten.
Vortrag des Generalhofbaudirektors Kaunitz-Rietberg an Kaiserin Maria Theresia: „Euer
Majestät! Haben bey Gelegenheit des […] untern 18ten des verflossenen Monaths erstat-
teten allerunterthänigsten Vortrags allerhöchst eigenhändig zu entschliessen geruhet:
> Es wäre Reich zu chargiren, alda eine bessere Würtschafft einzurichten, indem selber
Garten allein als ein Lust-Garten vor das Publicum zum Spatzieren sauber gut zu unter-
halten, auf kein Obst gar nichts zu verwenden, eher noch die guten Bäume nach Schön-
brunn zu bringen, keine Treub-Häuser, keine Extra-Sachen als Blumen, wie jetzo allda zu
continuiren, mir ein Plan vorzulegen. <
Dieser allerhöchsten Entschliessung zur gehorsamsten Folge hat der Hof Gärtner zu
Schönbrunn Richard van der Schott einen Bericht … erstattet und trägt allerunmasgebigst
an, dass
1tens alle im Belvedere befindlichen Dung-Bette cassirt, die dazu gehörende Fenster zu einen
besseren Gebrauch in den Garten nach Schönbrunn gebracht.
2tens die in den Treib-Häussern befindlichen Zwesgen- und Pfirsich-Baume, samt den Ana-
nas-Pflanzen ebenfalls dahin abgegeben.
3tens die dort erbauten kleinen Treib-Häusser aber aus der Ursache beybehalten werden
könten, weil sie ganz neu erbauet, und an abgesönderten Örtern seyen, an denen sie ohne
einzigen Aufwand eines Holtzes zur Zierde des Gartens und für einiges Blumenwerk be-
quem seyn därften.
4tens Wäre zu seiner Zeit aus allen Rabaten und nächst den Bogengängen die kleinen
Obst-Baume alle wegzunehmen und nacher Schönbrunn oder anders wohin zu
überbringen, die hohen und schon ausgewachsenen Obst-Baume aber, die in der
schönsten Ordnung gesetzt seyn, wären wie sie sind, zu belassen. 5tens Die Brust-Mauer im untern Garten könte noch mit Pfirsich-Baumen (die zwar wegen
des Anfalls von Winde selten Früchte brächten) zur Zierde des Gartens eben so, wie
6tens Im oberen Theile gleich hinter den Binnen* die hohe Mauer mit Weinreben verkleidet
bleiben. […]“
Eigenhändige Resolution der Kaiserin: „placet m. p.”
* Im Bericht Schotts „Biennen“ (wohl Bienen).
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 39, 5. Session, Nr. 50 ex 1779, fol. 459−460, 463, Ausfer-
tigung. Der Bericht des Schönbrunner Gärtners Richard van der Schott, genannt
Reich, liegt ein (ebd., fol. 461−462, datiert 1779 Mai 6, Schönbrunn).
Druck: Bislang unpubliziert.
Anmerkung: Die dem Vortrag inserierte Resolution der Kaiserin vom 18. April 1779
gilt in der Fachliteratur als Anordnung zur Öffnung des Belvederegartens für das all-
gemeine Publikum, etwa bei Aurenhammer (1969, S. 62) und neuerding bei Harter
(2011, S. 188). Harter zitiert aber auch die frühere Quelle vom Mai 1774 (ebd., S.
188), wonach „das Belvedere ohnehin nur für das Publikum wäre“ und man daher die
Vasen der Treillage-Häuschen nicht zu vergolden brauche. Diese Quelle vom Mai
1774 (HBA, Karton 7, 6. Session, Nr. 40 ex 1774, fol. 627) belegt eindeutig, dass der
Belvederegarten bereits allgemein zugänglich war, als die Galerie im April 1777 für
den Publikumsbesuch geöffnet wurde (Dok. 43). Die Resolution vom 18. April 1779
hatte die Einstellung der Gartenbewirtschaftung und die gänzliche Umgestaltung zu
einem Lustgarten zum Inhalt. Sicherlich unzutreffend ist der Hinweis bei Meijers
(1995, S. 65 und S. 77, Anm. 18), demzufolge auch die Umgestaltung des Gartens zu
den Aufgaben des Galeriedirektors Rosa gehört habe.
66 1779 Juni 1, Wien
Mechels Kopist Stengert soll ein Verzeichnis
der deponierten Gemälde erstellen.
Intimat des Oberstkämmereramtes an Galeriedirektor Rosa: „Demnach auf allerhöch-
sten Befehl der Johan Stengert, Copist des Kupferstechers Mechel, die auf dem Boden im
Belvedere befindlichen Gemählde in ein schrifftliches Verzeichniß bringen solle; als wird der
k. k. Gallerie Director Joseph Rosa das Benötigte veranstalten, damit dieser Johann Sten-
gert diese Arbeit in Beyseyn eines Gallerie Adjuncten vornehmen könne.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. 138 ex 1779, unfol.,
Konzept. Mit gleichem Datum auch die Anweisung an das Geheime Kammerzahlamt
(ebd., Nr. 137 ex 1779).
Druck: Kurzregest bei Engerth (1886, S. 280, Nr. 159), erwähnt bei Wüthrich (1956,
S. 151).
Hinweis: Dieses von Stengert erstellte Verzeichnis ist nicht erhalten. Laut Bericht Ro-
senbergs vom Oktober 1782 (Dok. 144) gab Mechel, als die Aushändigung des Ver-
zeichnisses gefordert wurde, an, „daß er solches nicht bey Handen hätte und auch nicht
wuste, wo es hingekommen wäre“, wodurch die Übergabe der Galerie nach Abschluss
von Mechels Arbeit im Belvedere behindert worden sei.
67 ohne Datum [1779 Juli, zwischen 1 und 24, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im Juni 1779, Erfassung der Depotbilder.
„Kai. könig. Bellvedere Gebäu […] die Durchsuchung, Beschreibung und Messung der
Bilder auf dem Gallerie Boden, wird [im Juli] continuiret.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 40, 8. Session ex 1779, monatlicher Hofbaubericht fol.
605v, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Vortrag des Generalhofbaudirektors Kaunitz-
Rietberg vom 24. Juli 1779 übermittelt wurde (ebd., fol. 576).
Druck: Bislang unpubliziert.
68 ohne Datum [1779 August, zwischen 1 und 11, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im Juli 1779.
„Kaiser. könig. Bellvedere. […] Rangierung der Bilder in der k. k. Gallerie, wird [im August]
continuirt.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 41, 9. Session Nr. 61 ex 1779, monatlicher Hofbaubericht
fol. 471v, Ausfertigung, die dem Hofbauamt von Hofbauamtsrevisor Joseph Gindl mit
dessen Bericht vom 11. August 1779 (ebd., fol. 468r) übergeben und mit Note des
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur