Seite - 146 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
96 1780 November 23, Wien
Mechel soll galerietaugliche Bilder
des Pressburger Schlosses auswählen.
„Abschriftlicher Auszug eines eigenhändigen Billets des Kaisers … an Fürst von Kaunitz
Rietberg … Da sich Bilder von der Gallerie in Presburg vorfinden, die mit dem kaiserlichen
Petschaft insgesamt bezeichnet seynd, so werden Sie dem Mechel dahin ehestens abschik-
ken, damit er selbe genau besehen, alle nur zur Gallerie tauglichen anmerke ohne minder-
ste Rücksicht, damit nach Abgehung des Herzogs Albert [von Sachsen-Teschen] selbe
abgeholet und hieher gebracht werden können.“
ÖStA/AVA, Studienhofkommission, Sign. 15, Karton 75/Akademie, einliegend in Map-
pe „Akademie der bildenden Künste“, Abschrift.
Druck: Erwähnt bei Wüthrich (1956, S. 155); in vollem Wortlaut und besprochen bei
Gruber (2006/2007, S. 358f.).
Hinweis: Da es sich nur um einen Auszug handelt, das Handbillet selbst aber nicht
mehr erhalten ist, kann nicht gesagt werden, ob der Kaiser im übrigen Text auf das
ebenfalls am 23. November 1780 abgefasste Schreiben des Staatskanzlers eingeht.
Wüthrich (1956, S. 155) geht davon aus, dass diese Resolution aufgrund von Kaunitz’
Empfehlung, Mechel solle noch länger verbleiben, erfolgte. Dies erscheint zwar plau-
sibel, ist aber anhand der Dokumente nicht zu belegen.
Anmerkung: Mit dieser Aufforderung wird die zweite Phase der Einrichtung der Bilder-
galerie eingeleitet, die zu einer Erweiterung und abermaligen Neuordnung der Gale-
rie führte. Schon im Jänner 1781 wurde erneut mit Rangierarbeiten in der Galerie
begonnen (siehe Dok. 101). Josephs II. Anordnung vom 22. November 1780 (Dok.
94), wonach die damalige Galerieeinrichtung unverändert bleiben solle, wurde damit
aufgehoben und hatte nur kurzen Bestand.
97 1781 Jänner, Frankfurt am Main
Gedruckter Bericht von Hilchenbach
zur k. k. Bildergalerie in Wien.
Karl Wilhelm Hilchenbach berichtet, hier zusammengefasst, folgendes zum Ablauf der
Einrichtung der Gemädegalerie: In den Jahren 1776 und 1777 erfolgte die Übertra-
gung der Gemäldegalerie aus der Stallburg und deren Aufstellung im Belvedere „zu
ihrem merklichen Vortheile“. Damals kamen auch einige Gemälde der Schatzkammer
und die Bilder der ehemaligen Jesuiten aus Antwerpen hinzu. 1778 ließ Joseph II.
Mechel einen Plan zur „weiteren Vervollkommnung“ der Galerie ausarbeiten. Mechel
„richtete bey dem Geschäfte sein Augenmerk dahin, selbst die Eintheilung der Gemälde
unterrichtend zu machen, und in ihr eine sichtbare Geschichte der Kunst aufzustellen,
woran man stuffenweise ihre Entstehung, Zunahme und Vollkommenheit siehet. Dieser
Plan ward genehmiget … und zugleich der Entschluß gefasst, alle in der Schatzkammer
aufbewahrte und andere, theils hin- und herzerstreute, theils auch im Verborgenen der
Vergessenheit und Vernichtung entgegensehende schätzbare Stücke hierher zu versam-
meln […]. Ihre Anzahl wuchs nach und nach, der Hinwegnehmung einiger geringern Bil-
der ohngeachtet, über 1200 Stücke an; und noch siehet sie täglich einigen Vermehrungen
entgegen. […]“
Rechter Hand des großen Marmorsaales befinden sich sieben Zimmer. „…an ihrem
Haupteingange auf zwey vergoldeten Schildern, in französischer und deutscher Sprache
die allgemeine Aufschrift: Italienische Schulen. Hier waren von Anfang an schon die Werke
der einzelnen Schulen in besondere Abtheilungen gebracht − und nunmehr sind sie, so viel
es nach der Zahl und Grösse der itzt vorhandenen Stücke möglich war, in der geschmack-
vollesten Ordnung aufgestellet.“ Nach kurzer Beschreibung der drei ersten Zimmer
wird das Goldene Kabinett erwähnt, wo „nächstens das Brustbild des Fürsten Kaunitz
als ein von der höchstseeligen Monarchin und unserem Kaiser Ihm gewidmetes Denkmal
… aufgestellt werden soll.“ Es folgen die restlichen vier Zimmer mit den Werken der
italienischen Schulen. Der Rundgang führt nun in den zweiten Stock, „in welchem
ausser dem schätzbaren Vorrathe deutscher Werke, der Anfang der niederländischen
Schule hängt, deren späterer und grösserer Theil die andere Hälfte der unteren Zimmer ein
nimmt.“ Hilchenbach rät daher, mit der Besichtigung der Niederländer im 2. Stock zu
beginnen. Nach ausführlicher Beschreibung der acht Zimmer des Obergeschoßes
geht es zurück ins Hauptgeschoß zu den sieben Zimmern mit den späteren Niederlän-
dern. Die beim [westseitigen] großen Saal gelegenen beiden Kabinette sollen „nun
auch mit den Stücken … behangen werden, welche nach methodischer Einschaltung des
neuen Zuwachses dieser Schule dazu übrig und schicklich seyn werden.“ Nach Abschluss
der Beschreibung des 7. Raumes der Niederländer heißt es bezugnehmend auf die
Einrichtung insgesamt: „Bey ihrer jetzigen Veränderung haben alle Stücke, nach der grö-
sten Anzahl der bereits vorhandenen gleiche Rahmen bekommen, die in italienischem Geschmacke geschnitten und vergoldet sind. Auch ist nunmehr auf jedem Stücke oben ein
Schildgen befestigt, in welchem der Nahme des Meisters, oder wo dieser allenfalls unbe-
kannt seyn sollte, der Nahme der Schule und die Nummer stehet, welche auf den Katalog
verweiset. Dieser wird auf eine doppelte Art erscheinen − als ein allgemeines Verzeichnis
aller vorhandenen Bilder, das den Nahmen ihrer Meister, die Grösse derselben, die Mate-
rie, worauf sie gemalt sind, und so viel von ihrem Innhalte angiebt, als für jedermann zur
Anzeige der Vorstellung dienet − und dieses wird, sobald der neue Zuwachs eingeschaltet
seyn wird, augenblicklich erscheinen; ein anderes wird sich auf die vorzüglichsten, ange-
nehmsten und lehrreichsten Stücke einschränken, diese mit den kleinsten Umständen hi-
storisch und kritisch zu beschreiben […]. Indessen haben die Proben, welche Herr von
Mechel von beyden Arbeiten geliefert, bey Hofe und an anderen Orten den entschiednen
Beyfall gefunden, den jeder unpartheyische Kunstfreund der vollendeten Beschreibung
einst geben wird. […]“ Die nun vollendete Aufstellung der Bilder sei insbesondere mit
„mannigfaltigen Schwierigkeiten“ verbunden gewesen, da Mechel „sich nicht an den
gewöhnlichen allgemeinen Abtheilungen begnügte, sondern zugleich auf eine chronologi-
sche Zusammenstellung der älteren Meister Rücksicht nahm: Ein Gedanke, der auf diese
Art noch nirgends ausgeführt worden, und gerade das Vorzüglichste dieser Sammlung
aufs anschaulichste darstellt.“ Abschließend folgen kurz einige Angaben zum Unteren
Belvedere, wo „gleichfalls einige Säle der Kunst gewidmet, indem sie zu Denkmälern der
glorreichsten Heldenthaten bestimmt worden. In einem derselben siehet man die Bataillen
des Erzherzogs Leopold Wilhelm von P. Snyers; im anderen die des Prinzen von Eugen von
Parrocel gemalt. Uebrigens ist ein grosses Zimmer dieses Gebäudes zur Aufbewahrung
derjenigen Bilder bestimmt, denen entweder kein Platz in der Galerie selbst vergönnt wor-
den, oder fürs erste keiner übrig blieb. Auch finden sich hier über 1500 Porträte der Fami-
lie des Durchlauchtigsten Erzhauses gesammlet, die an einem schicklichen Ort einst beson-
ders aufgestellt werden sollen.“
Druck: Kurze Nachricht / von der Kaiserl. Königl. Bildergalerie / zu Wien / und ihrem Zu-
stande / im Jenner 1781 / Frankfurt am Mayn / bey den Eichenbergischen Erben 1781.
Der Text dieses 40-seitigen anonym erschienenen Büchleins hätte ursprünglich in
Meusels „Miscellaneen artistischen Inhalts“ erscheinen sollen, wie Hilchenbach (ebd.,
Bd. 2, 1782, Heft 8, S. 100) schreibt.
Anmerkung: Die Angaben zum Unteren Belvedere betreffen einerseits die beiden
Schlachtenbildzimmer und andererseits das Bildermagazin. Dort waren, wie auch
Kaunitz im Juli 1780 angibt (Dok. 82), offenbar tatsächlich über 1500 Bilder depo-
niert, wovon aber nur ein Teil Porträtgemälde von Mitgliedern des Hauses Habs-
burg umfasste. Betreffend die Rahmung der Bilder sagt Hilchenbach deutlich, dass
die meisten bereits gerahmt waren, und nun alle Bilder in dieser Art gerahmt wur-
den.
98 [1781 Jänner 10, Wien]
Refundierung von 7.100 Gulden [für Bilderrahmen]
ans Hofbauamt.
„[Nr.] 9 Erwiederet die k. k. Hofkammer unterm 10. Jenner nebst Rückschliessung des
communicirten Vortrags, dass unter einen sowohl die für die Bilder Gallerie verausgabte
7100 f. … bey der Cameral-Kasse angewiesen worden sind.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 47, 1. Session ex 1781, unfol., Protokoll der Hofbauamts-
kommission für Jänner 1781, Ausfertigung, datiert 1781 Jänner 31.
Druck: Bislang unpubliziert.
Anmerkung: Unter den zu Nr. 9 einliegenden Aktenstücken ein Dekret des Hofbauam-
tes an die Hofbauamtskasse, Reinkonzept, datiert 1781 Jänner 17, Wien. Dort wird
spezifiziert:
„Dann auf die k. k. Bilder Gallerie in Belvedere dem Galerie Tischler Hett mit 100 f., dem
Kammer Vergolder Landerer per 6000 f., dem Bildhauer Egger mit 1000 f. …“. Es sind
dies Kosten, die für die Herstellung der Bilderrahmen angefallen waren. Dabei handel-
te es sich um Akontozahlungen (siehe Dok. 106).
99 1781 Jänner 19, Wien
Überprüfung der Abrechnungen Landerers und Eggers
zu den Bilderrahmen fürs Belvedere.
Bericht des Hofbauamtgegenhandlers Ludwig Wöhrer an Generalhofbaudirektor Kau-
nitz-Rietberg zu den Abrechnungen des Kammervergolders Mathias Landerer und des
Hofbildhauers Wenzel Egger für ihre ins Belvedere gelieferten Bilderrahmen. Es werden
keine Rechnungsbeträge genannt. Die Abrechnung Eggers war anscheinend unpro-
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur