Seite - 152 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
hingegen wurden mehrere Bilderrahmen sowie zwölf Gemälde nach Wien zurückge-
schickt. Diese zwölf Gemälde stammen von der ersten Bilderlieferung von Wien nach
Pressburg, wovon eines, ein Tafelbild „nach Albr[echt] Durer den Zinsgroschen vorstel-
lend“, nur „zur Reparatur“ nach Pressburg gekommen war. Zum ersten Bildertransfer
zwischen Wien und Pressburg siehe Dok. 105, 108, 109 und 112.
125 1781 September 14, Turas [bei Brünn]
Kaiser Joseph II. erklärt die Einrichtung der Galerie für beendet.
„Lieber Graf Rosenberg! Nachdem nun die Gallerie volkommen arrangiret ist, so werden
Sie solche ordentlich und gewöhnlichermassen von dem Director Rosa übernehmen und
von dem Mechtel ihme übergeben lassen. Die Lista derjenigen Bildern, so Ihre Mayestät
see[ligste] schon dem Fürsten Kaunitz gegeben, ist von mir bestättiget worden, und also
mit darunter in Empfang zu nehmen. Sie werden also in Gemäßheit dieses Meinen Befehls
an den Fürsten Kaunitz die Nachricht davon geben und das weitere veranlassen. Die bey-
geschlossene Tabatiere samt Tausend Ducaten dem Mechtel für seine gehabte Mühe über-
geben, diese letztere werden Sie gegen Übergebung dieses Billets von Grafen Bathiany von
der Hofkammer erheben, und also dieses ganze Geschäft in Ordnung bringen. Nach die-
sem ist dem Mechtel nichts in Weeg zu legen seinen Catalogum zu stand zu bringen, aber
er hat bey der Galerie nichts mehr zu befehlen, und auch im Belvedere nicht mehr zu
wohnen.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. 157 ex 1781, Handbillet
mit eigenhändiger Unterschrift Josephs II.
Druck: Wörtlich in vollem Umfang bei Engerth (1881, S. LXIVf.), auszugsweise bei
Frimmel (1898, S. 245) und Schütz (2006, S. 231), unter anderen erwähnt bei Stix
(1922, S. 23), Lhotsky (1941−1945, S. 448) und Wüthrich (1956, S. 156, Anm. 16).
Hinweis: Zu den von Maria Theresia an Kaunitz übergebenen Bildern siehe Gruber
(2008, S. 197f.) und Dok. 117.
126 1781 September 20, „du jardin“ [Wien, Mariahilf]
Fürst Kaunitz versucht, beim Kaiser eine höhere Gratifikation
für Mechel zu erwirken.
Staatskanzler Kaunitz legt Kaiser Joseph II. dar, Graf Rosenberg habe ihm gesagt, er sei
vom Kaiser angewiesen worden, Mechel eine Schachtel mit 1.000 Dukaten zu über-
reichen. Dies veranlasse Kaunitz zur Annahme, dass der Kaiser folgende Umstände
unberücksichtigt gelassen habe. Nachdem Mechel den Kaiser in Basel kennengelernt
hatte, sei Mechel vor fast zwei Jahren nach Wien gereist, um dem Kaiser zu dienen.
Mit unermüdlichem Fleiß und viel Verständnis („intelligence“) habe sich Mechel um
die Galerie im Belvedere gekümmert, sodass diese ein würdiges Lob erhalten konnte.
Dafür habe Mechel seine Wohnstätte, seine Familie und seine Geschäfte verlassen
müssen und in Wien auf eigene Kosten gelebt. Erst nach acht oder zehn Monaten sei
ihm ein kleines Quartier im Belvedere zugewiesen worden. Anhand der beiliegenden
Liste möge der Kaiser ersehen, was Mechel jährlich ausgegeben hat. Kaunitz habe
diese Kosten nicht großzügig (also nicht überhöht) angesetzt. Der Kaiser solle es
selbst beurteilen. Abschließend versichert Kaunitz, dass Mechel selbst diese Sache
nicht mit einem einzigen Wort zur Sprache gebracht habe und davon nichts wisse.
Die Aufstellung der Spesen Mechels während seines Aufenthaltes in Wien samt Reise-
kosten, beginnend von seiner Übersiedelung nach Wien [im November 1779] enthält:
Kostgeld (4 Gulden pro Tag), Wagen (2 Gulden pro Tag), Domestik (12 Gulden pro
Monat), Lichtgeld, Wäscherei und Perückenmacher (zusammen 12 Gulden pro Mo-
nat), Reisekosten (von Basel nach Wien, Reise nach Innsbruck und München, dann
andere kleine Reisen nach Pressburg) mit 200 Gulden. Der Spesenersatz ist mit 365
Tagen angesetzt und beträgt samt Reisespesen 2.668 Gulden. Diese Summe wird in-
klusive der Reisespesen verdoppelt (also für zwei Jahre verrechnet), wozu noch die
Quartierkosten (monatlich 16 Gulden für 13 Monate) in der Höhe von 192 Gulden
kommen, womit sich ein Endbetrag von 5.548 Gulden ergibt.
ÖStA/AVA, Studienhofkommission, Sign. 15, Karton 75/Akademie, einliegend in
Mappe „Akademie der bildenden Künste“, ohne durchgehende Foliierung, Konzept
in Französisch. Das ebenfalls einliegende Konzept vom 19. September 1781 hatte
Kaunitz verworfen („Ce rapport fut change …“). Es unterscheidet sich jedoch nur un-
wesentlich von der späteren Fassung.
Druck: Erwähnt bei Wüthrich (1956, S. 156f., Anm. 20, 21), aber auf das verworfene
Erstkonzept beziehend und nicht weiter behandelt. Hinweis: Diese Aufstellung hat nichts mit der von Mechel selbst im Februar 1782
eingereichten Abrechnung zu tun (siehe Dok. 131).
Anmerkung: Eine kaiserliche Resolution dazu liegt nicht ein und dürfte, jedenfalls in
zustimmender Form, auch nicht erfolgt sein, da es bei den 1.000 Dukaten (entspricht
rund 4.300 Gulden) blieb (siehe Dok. 148, wo erwähnt wird, dass Mechel bereits von
der Kaiserin eine ähnlich hohe Summe erhalten hatte). Vergleiche dazu das damalige
Jahresgehalt von Rosa in der Höhe von 2.000 Gulden (Dok. 36). Die Rückkehr Me-
chels von Basel nach Wien im November 1779 bei Hilchenbach (Dok. 128) erwähnt
und von Wüthrich (1956, S. 153) verifiziert. Das von Mechel bewohnte Zimmer im
Belvedere siehe Dok. 143.
127 1781 Oktober 14, Wien
Verbot der Geschenk- und Trinkgeldannahme
bei Vorführung der Galerie.
Das Oberstkämmereramt teilt Galeriedirektor Rosa mit, dass Kaiser Joseph II. „… die
schon ehemals ertheilte allerhöchste Verordnung zu erneuern geruhet haben, daß nemlich
keines von dem Gallerie Personali sich unterfangen solle, einige Geschenk oder Trinkgeld
bey Vorweisung der k. k. Bilder Gallerie anzunehmen […]“. Dies sei daher von den bei-
den Kustoden [Johann Tusch und Georg Gruber] und dem übrigen Galeriepersonal
genauestens zu befolgen.
ÖStA/HHStA, OKäA, Akten Serie B, Karton 7, Nr. 164 ex 1781, unfol., Konzept.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Ähnlich lautende Intimate ergingen am 19. November 1781 an die übrigen
kaiserlichen Sammlungen, wobei im Falle der Nichtbefolgung sogar die Entlassung
vom Dienst angedroht wird (ebd., Nr. 166 ex 1781, unfol.).
Anmerkung: Aurenhammer (1969, S. 59) erwägt, ob sich das Datum 13. Oktober
1781, das sich auf dem Gemälde von Vinzenz Fischer (Abb. Eingangsseite) zur Über-
tragung der Bildergalerie ins Belvedere befindet, auf die Eröffnung der neu eingerich-
teten Bildergalerie beziehen könnte. Zu diesem Gemälde siehe Frimmel (1898, S. 241,
Anm. 1). Stix (1922, S. 23f.) und Lhotsky (1941−1945, S. 449) merken an, dass der
Termin der Eröffnung nach Mechels Neuanordnung nicht bekannt sei. Es wäre aber
zu überlegen, ob es überhaupt eine regelrechte Schließung gab. Auch Rosa führte,
nachdem die Galerie nachweislich bereits dem Publikum an drei Wochentagen
zugänglich war, laufend Arbeiten an den Bilderrahmen und Veränderungen bei der
Hängung durch (siehe Anm. zu Dok. 43).
128 1781 November 16
Gedruckter Bericht Hilchenbachs zur Galerie
nach Abschluss der Aufstellung durch Mechel.
Hilchenbach bemerkt einleitend, er sei „vom Anfang an Augenzeuge“ der Veränderun-
gen in der Bildergalerie gewesen. „Das erste, was Hrn. von Mechel vom Allerhöchsten
Hofe aufgetragen worden, war eine Beschreibung derjenigen Stücke, die in den Jahren
1776 und 1777 aus der alten Stallburg in das Belvedere übergebracht und mit einigen
andern aus der Kayserl. Schatzkammer und dem Nachlasse der Jesuiten von Antwerpen
bereichert waren. Hiermit war er im Sommer und Herbste des folgenden Jahres [1778]
beschäftiget. Während dieser Arbeit entstand ein Plan zu weiteren Vermehrungen und
mancherley Abänderungen in ihrer damaligen Einrichtung, welcher zum Theil eine Folge
dieser Vergrößerungen war, theils auch dem Ganzen einen vortheilhaften und lehrreichen
Anblick verschaffen konnte. Im Jenner 1779 ward derselbe genehmiget und auszuführen
befohlen. Sogleich wurde der Anfang damit gemacht, den noch übrigen beträchtlichen
Malereyen-Vorrath in dieser Absicht näher durchzugehen und kürzlich aufzuzeichnen.
Dann reisete Hr. von M. im May dieses Jahres nach Basel, von wannen er im folgenden
November [1779] zurück kam. Hierauf beschäftigte ihn, bis zum Frühjahr 1780 die wei-
tere Auswahl und Beschreibung derer Stücke, die itzt zum Einschalten bestimmt wurden,
und nun zog die hieraus entstandene ansehnliche Vermehrung eine größtentheils neue
Anordnung sämtlicher Bilder nach sich. Kaum war diese neue Einrichtung im folgenden
Herbste [1780] ausgeführet, so wurde von zwo Seiten her eine abermalige Vergrößerung
dieser Schätze dargeboten. Das Absterben des Herzog Karls von Lothringen setzte den
allerhöchsten Hof aufs neue in den Besitz vieler merkwürdigern Stücke; und die durch jenes
veranlaßte Residenz-Aenderung des Herzogs Alberts von Sachsen und seiner Gemahlinn
Königl. Hoheit, erlaubte jetzt auch von Presburg manches Bild in die hiesige Sammlung zu
nehmen, welches dieser zu größerer Vollständigkeit wichtiger war, als dort es vermisset
und durch andere Stücke ersetzet zu sehen. Ueber hundert Gemälde kamen von da hieher
[…].
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur