Seite - 155 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Bild der Seite - 155 -
Text der Seite - 155 -
155 Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
136 1782 März 23, Wien
Rosenberg kann keine eigene Stellungnahme
zur Abrechnung Mechels abgeben.
Oberstkämmerer Rosenberg teilt Hofkammerpräsident Kolowrat mit, der Kaiser habe
ihm die Abrechnung Mechels betreffend die in der Bildergalerie verfertigten Arbeiten
[Betrag 3.283 f. 15 xr] samt diesbezüglichem Vortrag der Hofkammer vom 11. März
1782 [recte 7. März 1782] zur Einsicht gesandt. Rosenberg könne aber zu den dort
vorgenommenen Arbeiten nichts sagen, da er, „seitdeme der Mechel die Einrichtung
erwehnter Bilder-Gallerie unternommen“ habe, „mit diesem Geschäfte gar nichts zu thun
gehabt“ und sich „auf keine Weise darin gemischt“. Erst nach Erhalt des Handschrei-
bens Josephs II. vom 14. September 1781 und nach erfolgter Wiederübernahme der
Bildergalerie habe er gemäß kaiserlicher Anordnung dort alle weiteren Arbeiten ein-
gestellt. Rosenberg sendet nun seinerseits an Kolowrat die Abrechnung Mechels samt
Hofkammervortrag und legt dazu noch „einige Anmerckungen“ zu den „gar zu auf-
fallend vorkommenden Unrichtigkeiten“ in Mechels Abrechnung bei.
ÖStA/FHKA, Kamerale Österreich, Faszikel rote Nr. 1611, 6 April 1782, fol. 110 und
118, Ausfertigung. Das Konzept dazu siehe ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton
38a, Mappe I, Nr. 16 ex 1782, unfol.
Druck: Zum Konzept bei Engerth (1886, S. 284, Nr. 188) ein Kurzregest; erwähnt und
besprochen bei Wüthrich (1956, S. 158, Anm. 28).
Hinweis: Der Hofkammervortrag wurde am 11. März 1782 präsentiert (Ausstellungs-
datum 1782 März 7; Dok. 133). Das erwähnte Handbillet des Kaisers vom 14. Sep-
tember 1781 siehe Dok. 125; die genannten „Anmerckungen“ siehe Dok. 135.
137 1782 April 2, Wien
Die Hofkammer bemüht sich um weitere
Klärung der Abrechnung Mechels.
Hofkammerpräsident Kolowrat ersucht Generalhofbaudirektor Kaunitz-Rietberg, von
Mechel − da der Kaiser eine Aufklärung zu dessen Abrechnung angefordert hat – zu
den dort enthaltenen Reisekosten eine Extraaufstellung zu verlangen. Außerdem regt
Kolowrat an, nötigenfalls auch die Maler und Schreiber mit Zuziehung des Kammer-
prokurators erneut zu befragen.
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 51, 4. Session, Nr. 25 ex 1782, fol. 575−576, Ausfertigung.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Der Note legte Kolowrat auch die Anmerkungen [Merciers] (Dok. 135) bei,
damit Kaunitz-Rietberg Mechels Stellungnahme dazu einholen könne.
138 1782 April 9, Wien
Mechel soll Auskunft zu den bereits erhaltenen Beträgen geben.
Hofkammerpräsident Kolowrat übermittelt Generalhofbaudirektor Kaunitz-Rietberg
noch zusätzlich einige Quittungen, mit denen Mechel verschiedene aus dem Ge-
heimen Kammerzahlamt erhaltene Zahlungen bestätigte. Die Hofkammer hatte diese
Kosten dem Geheimen Kammerzahlamt bereits refundiert. Mechel habe dabei einige
Posten doppelt verrechnet; einige erscheinen auch „übersetzt“ [überhöht]. Dazu müsse
Mechel ebenfalls befragt werden, wobei Kolowrat die Hinzuziehung des Amtssekretärs
Mercier für ratsam hält, da dieser über die näheren Umstände Bescheid wisse.
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 51, 4. Session, Nr. 26 ex 1782, fol. 579−580, Ausfertigung.
Die erwähnten Quittungen liegen nicht ein.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: In den Geheimen Kammerzahlamtsbüchern Josephs II. der Zeit von Februar
1779 bis Jänner 1783 (ÖStA/HHStA, Bd. 109 bis 124) scheint nur eine einzige Zah-
lung an Mechel auf, wonach er am 9. Mai 1781 für „Veduten von Rom auf allerhöch-
sten Befehl“ 323 f. 58 xr erhielt. Fleischer (1932, S. 171, Nr. 973) führt noch eine
Zahlung vom Jänner 1780 an: „dem Mechel Mahler Vor ein Supperporten Von Professor
Hautzinger 25 ord. Duc. − 105 f. 50 xr. Item dem Mechel, Vor ein Portrait des Prinz Eugen
Von Schouppen gemahlt à 8 Duc. − 33 f. 52 xr“.
Anmerkung: Mechel wurden offenbar schon einige Ausgaben ohne vorherige
Kontrolle refundiert; die Abrechnung mit 3.283 f. 15 xr wäre demnach noch eine
zusätzliche. Die acht Dukaten für das Gemälde des Prinzen Eugen von Jacob van
Schuppen betrifft wohl eine Kostenrefundierung für eine vorgenommene Restaurie-
rung. 139 1782 April 27, Wien
Seitens des Hofbauamtes erfolgt
keine Prüfung von Mechels Abrechnung.
Generalhofbaudirektor Kaunitz-Rietberg teilt Hofkammerpräsident Kolowrat mit, dass
das Hofbauamt „bis zur Stunde mit denen Galerie Arbeiten ausser der Limitation deren
Conten keinen weiteren Zusammenhang gehabt“ habe. Da es sich im gegenständlichen
Fall um bereits bezahlte Rechnungen handle, ersucht Kaunitz-Rietberg, „von diesem
Geschäft, welches“ er „ohnehin mit der erforderlichen Wirksamkeit nie mahlen besorgen
könnte, enthoben“ zu werden, „und selbes jener Behörde, welcher die diesfallige Anschaf-
fungen obgelegen, oder aber die Rechnungs Aufnahme zustehe, übertragen würde“.
ÖStA/FHKA, Kamerale Österreich, Faszikel rote Nr. 1611, 144 Mai 1782, fol. 208 und
210, Ausfertigung.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Kolowrat beantwortete diese Note des Generalhofbaudirektors nicht. Die
Abrechnung Mechels ging nun an die Hofrechnungskammer (siehe Dok. 142).
140 ohne Datum [1782 Mai, Wien]
Arbeiten in der Galerie im April 1782.
„Kay. könig. Belvedere […] von dem kai. könig. Lustschloß Schönbrunn einige Mahlereyen
in die dasige Galerie übertragen. […]“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 51, 5. Session, Nr. 49 ex 1782, fol. 823r. Dem Kaiser vor-
gelegter monatlicher Hofbaubericht, Ausfertigung, präsentiert 1782 Mai 29.
Druck: Bislang unpubliziert.
Anmerkung: Damit erstmals seit September 1781 (siehe Dok. 124) in den monatlichen
Hofbauberichten eine Nachricht zu Veränderungen in der Bildergalerie im Belvedere.
141 [Besichtigung 1782, März/April/Mai und 1783, Mai und Sommer]
Beschreibung des Belvederes
nach einer Besichtigung im Jahre 1782.
Zu den vier gartenseitigen (nördlichen) Erdgeschoßräumen, den vormaligen Gesell-
schaftsräumen, seitlich der Sala terrena des Oberen Belvederes:
„[S. 16] … Im ersten Zimmer stehen 9 Statuen von weißem cararischen Marmor, jede
dritthalb Ellen hoch, auf marmornen Postamenten mit folgenden Namen: 1) Carol. III.
Hisp. Rex; 2) Carol. II. Hisp. Rex. 3) Ferdinandus Dux Austriae; [S. 17] 4) Ferdinandus, Dux
de Alba; 5) Franciscus Gonzaga; 6) Leopold. Wilhelmus, Archidux Austriae; 7) Carol.
Ferdinandus, Ferdin. II. Imp. filius; 8) Ferdinandus, Ferd. II. Imp. filius; 9) Franciscus I.
Imperator, vom Bildhauer Bejer sehr schön und genau nach dem Leben getroffen: nur
macht eine schwärzliche Ader, welche unterm Kinn durchläuft, einen kleinen Uebelstand.
Nun steht noch auf einem 2 Ellen hohen Piedestal von rothem Marmor, die Statue des
Kaisers Joseph II. zu Pferde, von Bronze, in Lebensgröße, von Moll gegossen. Die Statue des
Kaisers wiegt 11 Centner, das Pferd 64, und ist in Gallop vorgestellt; der Kaiser in Militair-
uniform, mit einem Perspektiv in der Hand, ist sehr gut getroffen. Endlich sieht man hier
noch drey Basreliefs von weißem Marmor; ein großes ovales Bildniß eines Pabstes von
weißem Marmor; einen Globus von Florentinischem Marmor, dessen Adern und Farben
sehr malerische Landschaften darstellen. Der Fußboden dieses Zimmers ist von gestreiftem
Marmor.
Im zweyten Zimmer stehen 31 Büsten von weißem cararischen Marmor; zwey davon ste-
hen [S. 18] auf Termen von Granit; auch sind 4 Mohrenbüsten darunter. Ferner sieht man
ein kleines Basrelief; zwey große antike Medaillons eines Römers und einer Römerinn; Prinz
Eugenius von weißem cararischen Marmor, in Lebensgröße, im Harnisch und mit einem
Commandostab; eine liegende Venus, zwey Ellen lang, von weißem Marmor. An den Wän-
den sind vier große Ruinenstücke auf Leinwand. Der Plafond ist herrlich gemalt.
Im dritten Zimmer rechts, stehen 9 Statuen aus weißem cararischen Marmor, von folgen-
den Kaisern: 1) Rudolph. II. 2) Ferdinand. II. 3) Ferdinand III. 4) Leopold magnus. 5) Carol.
VI. vom Bildhauer Donner; 6) Ferdinand. IV. 7) Joseph. I. 8) Matthias. 9) Maximilian. II.
Dann 6 marmorne Büsten, darunter Joseph II. Francisc. I. nebst vier Kinderstatuen auf
Termen, von weiß- und graugesprenkeltem Granit; zwey Faunen einer halben Elle von
Bronze; vier große Tische von schwarz- und gelbgesprenkeltem Marmor; auf dem einen
stehen sechs antike Statuen von Bronze, nebst 1 kleinen Vase; auf dem anderen 7 antike
Statuen von Bronze; auf [S. 19] dem dritten und vierten Tische 10 bronzene Statuen,
nebst einem Gefäß von grünem Jaspis, 1 Elle hoch; die Postamente sind von rothem,
schwarzgestreiften Steierschen Marmor.
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur