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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 317 -
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Gerhard Wolf Museumskulturen: Europäische Perspektiven um 1800 317 Abb. 1 Thomas Struth, Museo del Prado 7, Madrid 2005, Chromogener Abzug, 177,5 x 218,6 cm. Lissabon, Banco Espirito Santo (Privatsammlung) Ursulae 1. MUSEUM ALS LIEU DE MÉMOIRE UND ORT DES VERGESSENS. WIEN, FLORENZ Wenn wir durch die Alten Meister gehen, bewegen wir uns durch Räume der Geschichte: Im wörtlichen Sinn handelt es sich um Schichten unterschiedlicher Momente und Epochen, die in ihnen präsent sind, bzw. präsent gehalten oder gemacht werden.1 Wenn wir eines der Bilder aus der Serie Museum Photographs von Thomas Struth betrachten (Abb. 1), dann zeigt dieses wiederum einen solchen Moment aus einem Blickwinkel, bei dem inszenierte Kontingenz und Kalkül des Photographen zusammen spielen. Ein im Prado aufgenommenes Photo sei deswegen gewählt, weil dort zur Eröffnung des neuen Flügels im Jahr 2007 eine Ausstellung dieses Künstlers gezeigt wurde, auch dies ein mehrschichtiges Unterfangen, das wiederum mit dem Werk Struths das Museum als öffentlichen Ort zelebriert und kritisch hinterfragt. Man stelle sich vor, wie die Besucher vor seinen Photo- graphien stehen, sich um sie bewegen, bevor oder nachdem sie die Alten Meister selbst besucht haben. Las Meninas, angeschnitten zu sehen in Struths Photo, ist ein Gemälde, das sich diesem Spiel aufs beste leiht, einen Blick in eine Ateliersituation und auf ein Königs- paar durch Spiegel erlaubt, und damit ist vieles gesagt über die Spannung von Konzepten von Gegenwarten, wenn ich mir diesen Plural erlauben darf, in einem musealen Raum, der die Persönlichkeit des Malers in den Vordergrund stellt und dies in einer spezifisch-histori- sierenden Ästhetik der Inszenierung einer Gemäldesammlung tut. Das heißt mit dem Prado an einem Ort, der mit allen Brüchen wiederum im Zentrum einer monarchischen Repräsentation steht, bzw. mit Thyssen-Bornemisza und dem Museum Reina Sofia zu einer der höchsten Bild- und Malereiverdichtungen der Welt gehört, die auch für Samm- lungskulturen und -traditionen stehen. Der Prado bietet im Parcours seiner Galerien die Referenzebenen einer nationalen Erzählung: Man denke sich dies so, dass die Meisterwerke der italienischen und niederländischen Schule in der spanischen Malerei auf eine übertref- fende Synthese gebracht werden und mit Goya die Brüche im Museum selbst manifest, ja als Kunst exponiert werden. Eine solche Geschichte ist in Wien oder Berlin nicht in der Abfolge der Meisterwerke nachvollziehbar; den Schülerinnen und Schülern wird man dort eine andere Geschichte erzählen. Die Meisterwerke in Paris erlauben eine sichtbare Geschichte der Nation durchaus, in der tiefen Verbundenheit der Bilder und der Bildthemen von Poussin, Rubens bis Gericault in und mit der französischen Geschichte.2 Es ist zugleich der Ort selbst, der evokativ ist: Man kann den Besuch mit dem mittelalterlichen Burgbau des Louvre beginnen, um zu dem in einen Musentempel verwandelten Königspalast aufzusteigen, den Weg wählen durch die Säle mit den Antiken, am Schiffsbug mit der Nike von Samothrake vorbei zum Oberge- schoß in die Grande Galerie zu Mona Lisa, und von da aus dann in die französischen Säle, zu den komplexen Allegorien von Rubens für Maria de‘Medici und dem Floß der Medusa.
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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