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319 Wolf Museumskulturen
Abb. 2
Johann Zoffany, Die Tribuna der Uffizien,
1772–78, Leinwand, 123,5 x 154,9 cm.
The Royal Collection (Windsor Castle)
Davon kann bei Zoffany keine Rede sein. Das Werk löst die schwierige Aufgabe, das
Oktogon der Tribuna ins Bild zu setzen, dergestalt, dass es sich auf drei Wände in ‚falscher
Perspektive‘ beschränkt. Zugleich drängt es die Vielfalt der Dinge im Raum zurück: Der
berühmte Pietre Dure Tisch, der auf einen Entwurf Jacopo Ligozzis zurückgeht, ist ebenso
(von einem kostbaren Tuch) bedeckt wie der Boden, das Kabinett mit den Gemmen und
anderen Preziosen fehlt. Zoffany reduziert die Tribuna letztlich auf eine Begegnung von
antiker Skulptur und von Malerei des 16./17. Jahrhunderts, er arrangiert letztere zu einer
Art Kunstgeschichte. Mary Webster und andere haben die Disposition von Bildern, Statuen
und Besuchern in Zoffanys Tribuna ausführlich untersucht, hier nur soviel: Der Künstler
befleißigt sich u.a. Tizians Venus von Urbino im Zentrum zu zeigen, und zeigt damit auch,
dass sie eigens zu diesem Behuf für ihn von der Wand genommen wurde. Damit schafft er
eine Art Paragone von neuzeitlicher Malerei und antiker Skulptur über eine Blickregie der
Venusdarstellungen, von Tizians Bild zur mediceischen Venus, zu einer der berühmtesten
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Europäische Museumskultur um 1800
- Band
- 2
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 264
- Kategorie
- Kunst und Kultur