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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 327 -
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327 Wolf Museumskulturen « Dès 1773 (sic), le pape Clément XIV avoit fondé au Vatican et commencé d’élever ce magnifique Muséum, destiné à recueillir les restes alors dispersés de l’antique sculpture; monument qui devoit, par le zèle de Pie VI et de ses successeurs, encourager de plus en plus les recherches des savans, et exci- ter l’émulation des artistes chez toutes les nations de l’Europe, comme les effets l’ont bientôt prouvé. »34 Und schließlich findet sich in den Briefen ein interessanter Vergleich Roms mit Paris: Die Zerstückelung der römischen Sammlungen käme jener des naturhistorischen Museums von Paris gleich,35 wobei aber einmal mehr als das wahre Museum Roms die Orte, ja letztlich der geschichtsgesättigte städtische Raum selbst gesehen werden. Der Vergleich zeigt mit Blick auf Paris die survivance der veritablen königlichen Institution des Jardin du Roi, der bis zu dessen Tod 1788 einige Jahrzehnte von dem großen Aufklärer und Naturforscher Buffon geleitet worden war und im Jahr 1793 als Musée National d’Histoire Naturelle mit hohem wissenschaftlichen Anspruch neubegründet wurde. Der Vergleich ist exzellent gewählt: wegen der Kontinuität, die in dieser Institution an ihrem Ort und mit ihren Sammlungen Paris an die Seite Roms treten lässt, im Gegenspiel von Kunst- und Naturgeschichte sowie möglicherweise auch mit einem impliziten Verweis auf die zoolo- gischen Anstrengungen in der Sala degli animali des Museo Pio Clementino. Indessen bemühte man sich in Paris um einen musealen Umgang mit den neu einge- troffenen Meisterwerken, nicht nur jenen aus Italien. In dem teilweise ruinösen Königs- palast des Louvre war 1793 das Musée Central des Arts eingerichtet worden. Dieses Projekt greift bis in die Mitte des Jahrhunderts zurückreichende Bestrebungen auf, die königlichen Sammlungen an diesem Ort zumindest teilweise zusammenzuführen und zugänglich zu machen, im besonderen die Gemäldesammlung.36 Mit dem organisierten Kunstraub treffen ab 1794 für mehr als 15 Jahre Werke aus ganz Europa ein. Zugleich sind die Händler Napoleons überall dort unterwegs, um Kunstwerke zu kaufen. Dies stellte eine gewaltige organisatorische Herausforderung für die Kommissionen und ab 1802 schließlich für den ersten Direktor des nun Musée Napoléon genannten Louvre, nämlich Dominique-Vivant Denon37, dar, und dies erlaubte oder erforderte zugleich ein ungekanntes Experimentieren mit und Gestalten von neuen musealen Narrativen und Formen der Insze nierung. Um zunächst bei den Antiken zu bleiben: Für die Beziehung von Rom und Paris oder besser von Vatikan und Louvre ist anzumerken, dass mit Ennio Quirino Visconti ab 1799 der Sohn von Giovanni Battista für die Galerie des Antiques im Louvre zuständig wird, d.h. auch für die Inszenierung jener Meisterwerke, die sein Vater z.T. mit seiner Hilfe im achteckigen Hof in Rom neu aufgestellt hatte. Ennio Quirino Visconti war auch ein führender Kopf in der Debatte um den Nachweis, dass die meisten antiken Skulpturen römische Kopien griechischer Originale waren, wobei er ersteren einen Eigenwert zu er- kannte. Die Prinzipien der Aufstellung der Antiken im Vatikan und im Louvre waren durchaus verschieden. Wie Daniela Gallo u.a. gezeigt haben, hat für die Galerie des Antiques – zu nächst konzentriert auf das Appartement der Anne d‘Autriche im Erdgeschoss des Louvre – eher das um 1775–80 neuausgestattete Casino Borghese Pate gestanden mit seinen Nischen, farbigen Marmoren als Rahmen und Säulenstellungen, wie sie im Louvre etwa für den Apoll vom Belvedere realisiert wurden, der gleichzeitig durch die Forschungen von Visconti selbst und anderen seine Rolle als Verkörperung idealer griechischer Schönheit zu verlieren begann; im Louvre war er, so Gallo, gleichsam als Kultbild ausgestellt.38 Während im Museo Pio Clementino blaugraue Wände als fondo für die Statuen dienten, waren diese in Paris hoch aufgestellt und in eine polychrome Dekoration so inseriert, dass sie wie ein Teil der Dekoration wirkten. Viscontis Ordnungssystem sortierte die Statuen nach Göttern, Heroen und Historien, wobei die berühmtesten Werke herausgehoben waren.
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
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Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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