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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
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360 Grabner Vom „malenden“ zum „wissenschaftlichen“ Galeriedirektor übender Maler sein müsse, um den akademischen Zöglingen sowohl durch Rath als manchmal praktischer Anleitung nützlich zu werden und solchergestalt zu dem Hauptzwecke der Aufnahme der Kunst mitzuwirken. Eine Fähigkeit von ge- ringerer Art, die dennoch mit dazu gehört, ist, daß er die Gemälde wohl zu er- halten, zu reinigen und die schadhaften herzustellen wisse.“1 Der neue Galeriedirektor musste also ausübender Maler sein, Restaurierungen an Kunst- werken vornehmen und angehende Künstler fachkundig unterstützen können. Außerdem sollte er ein Auge für qualitätvolle Kunstwerke haben, Original von Kopie unterscheiden können und über ein umfassendes Wissen in der Kunstentwicklung vom Altertum bis her- auf verfügen. Überdies erwartete man ein gewisses Maß an Weltgewandtheit, sprachliche Fähigkeiten in Hinsicht auf einen kunstwissenschaftlichen Diskurs, sowie die Kenntnis von Fremdsprachen, um auch Besucher aus dem Ausland betreuen zu können. Es besteht kein Zweifel, dass diese Stellenbeschreibung, die vom Sekretär der Akade- mie der bildenden Künste, Josef von Sonnenfels, im Einvernehmen mit dem Präses dieser Institution, Anton Freiherr von Doblhoff-Dier, ausformuliert worden war,2 nur eine Person vor Augen hatte: Friedrich Heinrich Füger (1751–1818, Abb. 1). Füger war seit seinem ersten Auftreten in Wien im Jahre 1775 allseits wie ein Star be- handelt worden. Er eroberte, salopp ausgedrückt, die Herzen im Sturm, erhielt Förderun- gen von oberster Stelle und wurde sogleich als Stipendiat nach Rom gesandt. Nebenbei gesagt hat man damit grundlegend gegen die Vorgaben verstoßen, denn Romstipendien waren eigentlich für Absolventen der kaiserlichen Akademie eingerichtet worden – Füger aber hatte nie in Wien studiert, sondern in Ludwigsburg, Leipzig und Dresden und war, als er nach Wien übersiedelte, bereits ein ausgebildeter Künstler. Doch haben das Kaiserhaus und Staatskanzler Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg als Protektor der Akademie gerade in diesem Fall außerordentlichen Weitblick bewiesen, denn es dauerte nicht lange, und Füger war eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkei- ten in der Monarchie. Europäischen Ruhm erntete er durch seine Funktion an der Akade- mie, die er ab 1784 zunächst neben dem beständig kränkelnden Caspar Franz Sambach (1715–1795) als Vizedirektor und ab 1795 als Direktor leitete. Seinen innovativen Ideen war es zu verdanken, dass die Ausbildung zum Künstler in Wien auf internationale Anerken- nung stieß und demzufolge von zahlreichen Kunstjüngern auch aus dem Ausland in An- spruch genommen wurde. Neben den organisatorischen Leistungen war Füger ein gesuch- ter Maler, der vor allem durch Porträts, aber auch durch Historienbilder, so etwa die Verbild- lichung von Friedrich Gottlieb Klopstocks Messias, großes Ansehen genoss. Seinen Briefen ist zu entnehmen, dass er von hoher Intelligenz und mit diplomatischem Geschick ausge- stattet war, in dem sich Bestimmtheit des Willens und Liebenswürdigkeit die Waage hielten. Diese Fähigkeiten erhoben Friedrich Heinrich Füger naturgemäß über die zahlreichen anderen Bewerber um den Posten des Galeriedirektors. Einen gleichwertigen Mitstreiter in künstlerischen Belangen hatte er im Porträt- und Historienmaler Johann Baptist Lampi d.Ä. (1751–1830). Dieser stammte aus Südtirol und hatte nicht nur in Wien, sondern auch an den verschiedenen Höfen in Polen und Russland gewirkt und verfügte demzufolge über interessante Verbindungen. Von weiterem Interesse war Johann Tusch (1738–1817), ein Maler, der bereits unter Josef Rosa d.Ä. als Erster Kustos gearbeitet hatte und durch seine 29-jährige Tätigkeit an der kaiserlichen Gemäldegalerie die Belange der Sammlung mit Si- cherheit am besten kannte.3 Diese Künstler wurden auch am 10. April 1806 in den Dreiervorschlag aufgenommen.4 Bereits im Juni fiel dann die endgültige Entscheidung, der zufolge Friedrich Heinrich Füger ab 1. Juli 1806 der kaiserlichen Gemäldegalerie als Direktor vorstehen und zugleich die Geschäfte des Schlosshauptmannes versehen sollte.5
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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