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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 374 -
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374 Grabner Vom „malenden“ zum „wissenschaftlichen“ Galeriedirektor ob seines illustren Werdegangs suspekt war, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Jeden- falls vermochte die elegant formulierte Anpreisung des Mannes und seiner Qualitäten den Monarchen in seiner Überzeugung nicht zu beeinflussen. Nachdem Tambroni im Jänner des Jahres 1824 gestorben war und Metternich weiter gegen einen Maler an der Spitze der kaiserlichen Gemäldegalerie argumentierte,69 zog Franz I. am 16. Juni 1824 endlich ei- nen Schlussstrich unter diese Angelegenheit und meinte lapidar: „Was ich hierüber beschlossen habe, ersehen Sie aus beyfolgender Abschrift meiner Entschließung, welche ich auf den Vortrag des Oberstkämmerers vom 6. November 1819 zu erlassen befunden habe.“70 Diese genannte Entscheidung, die Kaiser Franz I. also bereits über vier Jahre zuvor ge- troffen hatte, lautet wie folgt: „Die erledigte Stelle eines Bilder-Gallerie Directors mit dem Gehalte von jährlichen Zweytausend Gulden, einer freyen Wohnung, und Holzdeputat von zehn Klafter harten, und zehn Klaftern weichen Scheitern verleihe Ich dem Mahler Joseph Rebell gegen den, daß derselbe zugleich die Oberleitung der akademischen Schüler der Landschafts Mahle- rey, und der Landschaftszeichnung übernehmen, und da Ich vorderhand die Schloßhaupt- mannschafts Obliegenheiten von jenen des Galleriedirektors nicht zu trennen finde, so sind ihm auch die dieserwegen seinem Vorfahren […] gewesenen jährlichen Siebenhun- dert Gulden auf die Zeit dieser Geschäftsführung anzuweisen.“71 Nun kam die Bestellung endlich ins Rollen. Alle Intrigen, die während dieser Zeit im Hintergrund gesponnen worden waren, fanden hiermit ihr Ende. Mittels eines Schreibens des Oberstkämmereramtes vom 23. Juni 1824 wurde Josef Rebell durch die österreichische Botschaft in Rom über seine Ernennung in Kenntnis gesetzt.72 Schon im September 1824 übersiedelte er nach Wien, um seine neuen Ämter anzutreten.73 Am 8. Jänner des darauffolgenden Jahres erstattete der Maler dem Oberstkämme- reramt Bericht über den Zustand der Galerie. Obwohl sein größtes Augenmerk auf der Re staurierung und „Wiederherstellung […] einiger beinahe zu Grunde gegangener Ge- mälde“ lag, bemerkte er, dass auf die „Vermehrung fehlender Meister dieser glänzen- den Sammlung die größte Aufmerksamkeit“ zu lenken sei.74 Doch befand er als vorteil- haft, „die von Sr. Majestät dem Kaiser bis jetzt allergnädigst bewilligte jährliche Sum- me von 8500 Gulden C. M. zum Ankaufe von Alten Bildern für die k. k. Gallerie, einstweilen und ausschließlich nur für ihre Wiederherstellung“ zu verwenden.75 Die Re- staurierung der Werke stand für den Maler an erster Stelle. So erwirkte er in der Folge Mittel und Möglichkeiten für einen großen und gut organisierten Betrieb, in dem er mit einem Stab von Malern die Gemälde auf höchst professionelle Weise behandeln sollte.76 Darüber hinaus ließ er die Fenster des Treppenhauses und der Sala terrena verglasen. Weiters beauftragte er Paul Traugott Meißner vom k.k. Polytechnischen Institut mit dem Einbau einer Warmluftheizung, die in allen drei Stockwerken ein ausgeglichenes Raumkli- ma schaffen sollte.77 Außerdem bestimmte er für „die Verschönerung des Inneren der Gal- leriegemächer“ passende Farben für Wände und Lambris, „um diese kostbaren Gemälde verdienstlich hervorstechen zu machen“. Auch sollten „die gegen die Sonne gelegenen Fenster“, um eine angenehme Lichttemperatur zu erreichen, mittels „weißzeugener Rollet’s“ verhängt werden. Jene Gemälde aber, „die gegenüber den Fenstern sich befin- den“, wollte er „mit Eisen auf einer Seite“ einhängen, also mittels Eisenfedern schwenkbar machen, „um sie vortheilhafter für den Besucher von der Wand abzuziehen und anschau- licher zu machen“.78 Dies bedeutet im Übrigen, dass die Bilder damals ständig bewegt wurden. Ob es dem Aufsichtspersonal vorbehalten war, dieselben den jeweiligen Wün- schen gemäß zu drehen, oder ob dies dem Besucher selbst erlaubt war, ist nicht bekannt. Ein weiteres Entgegenkommen für das „sich zu belehrende Publikum“ war die Forderung
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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