Seite - 381 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
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381 Grabner Vom „malenden“ zum
„wissenschaftlichen“ Galeriedirektor
sich auch in starkem Maße auf die Leitung der kaiserlichen Gemäldegalerie auswirken –
aller dings waren diese erst für den nächsten Direktor, Erasmus von Engert, bestimmend.
Krafft konnte sich in seinen letzten Jahren als Galeriedirektor und Schlosshauptmann an ei-
nem ruhigen und funktionierenden Museumsbetrieb erfreuen und seine denkmalpflegeri-
schen Ambitionen der Wiederinstandsetzung des Belvedere-Areals widmen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in Anbetracht all dieser Verpflichtungen,
politischen Wirren und Unannehmlichkeiten verständlich wird, dass das Selbstverständnis
des Malers im Verantwortungsbewusstsein des Museumsleiters aufging. Die Wissenschaft-
lichkeit, die sich in diesen Fällen nicht mittels Studium, sondern aus einer praktischen Er-
fahrung heraus entwickelte, wird letztlich durch die von einem Museumsdirektor erwarte-
ten Entscheidungen und durch sein Handeln bestimmt, das sich im Auf- und Ausbau der
Sammlung und in ihrer Präsentation ebenso wie in den restauratorischen Maßnahmen äu-
ßert. Interessant allerdings ist, dass man schon am Beginn des Jahrhunderts über die Be-
setzung des Galeriedirektors durch einen wissenschaftlich orientierten Kunstverständigen
nachgedacht hat, das ganze Jahrhundert hindurch diesen Posten jedoch mit einem Maler
besetzt hat.
1 Zit. nach Hermann Burg, Einige Urkunden zur Geschichte der Gemäldegalerien im Anfang des XIX. Jahrhunderts, in: Max
Dvorák (Hg.), Jahrbuch des kunsthistorischen Institutes der k.k. Zentralkommission für Denkmalpflege, Bd. V, Wien
1911, Sp. 194–204, hier: Sp. 197f.
2 Siehe dazu Die Wahl eines Galerie-Directors von ehedem, von „---h.“, in: Neue Freie Presse. Morgenblatt, Nr. 5723,
3. August 1880, S. 1.
3 Weitere Bewerber waren u.a. Josef Rosa jun., Adam Braun, Josef Mansfeld und Josef Fischer. Die Beschreibung der
Entwicklung des Auswahlverfahrens siehe in: Presse 1880 (Anm. 2), S. 2.
4 lt. Presse 1880 (Anm. 2), S. 2.
5 Theodor von Frimmel, Aufzeichnungen Fügers vom Juni 1806 bis zum Oktober 1818, in: Ders. (Hg.), Beilage der Blätter
für Gemäldekunde, III. Lieferung, Mai 1909, S. 92–112, hier: S. 93. Diesen Aufzeichnungen zufolge umfasste die
Besoldung ein fixes Jahresgehalt von 2000 fl., eine „Zulage ad personam“ von 700 fl., das „Natural-Quartier im
Belvedere“ sowie 20 Klafter jährlich an Brennholz. Die bei Eduard von Engerth, Kunsthistorische Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniss, Bd. 1, Wien 1882 (und so auch bei Alphons Lhotsky, Die
Geschichte der Sammlungen. Zweite Hälfte: Von Maria Theresia bis zum Ende der Monarchie (= Festschrift des Kunsthistori-
schen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes. Zweiter Teil: Die Geschichte der Sammlungen), Wien/Horn
1941–1945, S. 484) notierte Ernennung Fügers zum Galeriedirektor am 16. Mai 1806 kann nicht bestätigt werden
(Engerth 1882, S. LXXIV).
6 Schreiben von Füger an den Protektor der Akademie, Graf Cobenzl, vom 25. Juli 1806, teilweise zit. bei Burg 1911
(Anm. 1), Sp. 196.
7 Ebenda.
8 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 94.
9 Frimmel 1909 (Anm. 5). Ausgenommen ist das Jahr 1812, in dem es keinen Eintrag gab.
10 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 94.
11 Ebenda.
12 Gertrude Aurenhammer, Geschichte des Belvederes seit dem Tode des Prinzen Eugen, in: Mitteilungen der Österreichischen
Galerie, 13. Jg., Nr. 57, 1969, S. 41–183, hier: S. 66f.
13 Engerth 1882 (Anm. 5), S. LXXV.
14 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 96.
15 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 99.
16 OeStA, HHStA, OKäA-B, Zl. 248/1813.
17 Zu den Vorgängen der Evakuierung von 1809 und den Umständen, mit denen Füger danach zu kämpfen hatte, siehe
Lhotsky 1941–1945/II (Anm. 5), S. 515–522.
18 Paul Wescher, Kunstraub unter Napoleon, Berlin 1976, vor allem S. 117–121.
19 Zit. nach Engerth 1882 (Anm. 5), S. LXXVI.
20 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 102. Die nach dem Sturz Napoleons 1814 geführten Verhandlungen liefen auf einen
Bildertausch hinaus. Das Vorhaben Fügers, mittels einer gezielten Liste die kaiserliche Sammlung mit Werken
bedeutender französischer Maler aufzubessern, führte jedoch zu keinem Ziel. Siehe dazu Lhotsky 1941–1945/II
(Anm. 5), S. 517–520.
21 Heinrich Schwarz, Joseph Rosa und das Musée Napoléon, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, 12. Jg., Nr. 56,
1968, S. 7–14.
22 Siehe dazu die genauen Erörterungen bei Alice Hoppe-Harnoncourt, Geschichte der Restaurierung an der k.k. Gemälde
galerie,
1. Teil: 1772 bis 1828, in: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien, Bd. 2, Wien 2001, S. 135–206, hier: S. 160–162.
23 OeStA, HHStA, OKäA-B, Zl. 1044/1811. Das „Weiße Kabinett“ befindet sich im Nordwestoktogon im ersten Stock.
24 Frimmel 1909 (Anm. 5), S. 106f.
25 „Empfang eines Decrets die Aufnahme eines Bildes von Joseph Abel in die Gallerie betreffend, welches S. Majestät für
die Gallerie um den Preis von 800 Fl. in Bancozetteln (als der Cours zu 806 stand) gekauft, und bei dem Universal-
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Europäische Museumskultur um 1800
- Band
- 2
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 264
- Kategorie
- Kunst und Kultur