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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 421 -
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Astrid Bähr Ein Blick in die Sammlung – Galeriewerke des 18. Jahrhunderts Unter all den unterschiedlich ausgerichteten Stichwerken – sei es zur Architektur einzelner Gebäude, zu Münzen oder Antiken, die sich seit dem 17. Jahrhundert immer mehr aus- breiteten und sich zu lukrativen Handelswaren entwickelten – geben insbesondere Galerie- werke einige Hinweise auf die zeitgenössische Ausstellungspraxis. In diesen Galeriewerken wurden radierte oder gestochene, oft sehr großformatige Reproduktionen nach Gemälden einer einzelnen Sammlung zusammengebunden, mit einem Titel versehen sowie häufig durch eine Widmung, ein Vorwort und Beschreibungen der Gemälde ergänzt.1 Ihre Be- deutung und gegenseitige Dependenz im 18. Jahrhundert unterstreicht der einflussreiche Dresdener Kustos Karl Heinrich von Heinecken in seiner Anleitung zu einer idealtypischen Kupferstichsammlung, der Idée générale d’une collection complette d’estampes2 1771, in- dem er die Galeriewerke als erste Werkgruppe innerhalb eines wohlgeordneten Kabinetts anführt: Die Stichwerke nach den Gemälden einer einzelnen Sammlung sollten mit ihrer Vielzahl an Kunstwerken berühmter Meister ein breites kunsthistorisches Panoptikum zum genauen Studium der Maler ebenso wie der Kupferstecher liefern und damit zugleich den weiteren Weg in die Sammlung ebnen. Anders als im Englischen oder Französischen, wo diese Stichwerke als „presentation vol- ume“, „engraved catalogue“, als „recueil gravé“ oder „collection d’estampes“ eher vage Be- zeichnungen erhielten, wurden sie im Deutschen als „Galeriewerk“ bereits im 18. Jahrhun- dert als eigene Gattung gefasst.3 Damit wies die Bezeichnung über eine reine Sammlung von Kupferstichen hinaus auf den Ort der Sammlung und führte damit das Ausgestelltsein der Werke schon im Titel. Tatsächlich ging es jedoch gar nicht darum, die zeitgenössische Hän- gung zu zeigen. In erster Linie zielten die Werke darauf, die Sammelleistung des Besitzers zu präsentieren und dadurch seinen Ruhm zu mehren. In diese Zurschaustellung und Prachtent- faltung mengen sich weitere Funktionen, die die jeweiligen Herausgeber bedienten: So konnten der einheimische Graphikmarkt durch umfangreiche Aufträge belebt und zugleich einzelne Stecher bekannt gemacht sowie ihre Werke vermarktet werden; eigene Geschmacks- vorlieben konnten vorgeführt, ja mehr noch, einzelne Kunstrichtungen propagandistisch ver- breitet werden. Schließlich entwickelte sich in den begleitenden Texten der Galeriewerke ein kennerschaftlicher Beschreibungsapparat, der im Zusammenspiel von Text und Bild zur Eta- blierung der Kunstwissenschaft beitrug. Als Ordnungs- und Systematisierungskriterium der Stiche fokussierte man zunehmend auf eine Gruppierung nach Malerschulen und griff damit auf die Hängung in der Galerie selbst voraus, wo sich dies erst langsam zu etablieren begann. Im ersten Galeriewerk überhaupt, dem Theatrum Pictorium4 von 1660, zeigt der Herausge- ber David Teniers in 243 Radierungen italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts aus der gewaltigen Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm in Brüssel und später in Wien.5 Abb. 1 Prodromus, 1735, Taf. 3 421
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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