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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 424 -
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424 Bähr Ein Blick in die Sammlung bringt dabei klare Geschmacksvorlieben zu Tage: So entfaltet sich ein Panorama von Raffael über Correggio, Reni und Carracci hin zu Poussin, der, einem Entwicklungsgedanken folgend, als neuer französischer Nationalkünstler und würdiger Nachfolger Raffaels aufgebaut wird. Diesen Gedanken unterstreichen das Vorwort und die begleitenden Texte von Félibien, bei de- nen er teilweise auf die Conférences der Académie royale de peinture et sculpture zurückgriff, für die er möglicherweise ebenfalls einen begleitenden Stichband plante.10 Wie die Conférences als Lehr- gebäude aufgefasst, heben die Texte im Galerie- werk die Vorzüge des Gemäldes, seine Stellung im Oeuvre des Malers, eine Kurzcharakteristik der Malweise, vereinzelt auch schwierige ikonogra- phische Inhalte hervor und referieren Provenienz und Maße. Zugleich geben sie Hinweise auf die Farben des Gemäldes und regen zum Vergleich der Stiche untereinander an. Damit dienen Féli- biens Texte fortan als Vorbild für viele Galeriewer- ke und tragen zu einer Art systematischer Kunst- geschichtsschreibung im Galeriewerk bei. Wäh- rend Teniers die fürstliche Prachtentfaltung durch die Vielfalt und Vielzahl der Gemälde sowie die Galerie selbst als fürstliches Attribut in den Vor- dergrund stellte, sehen wir hier ein auf dezidierte Auswahl setzendes Museum auf Papier, das im Zusammenspiel von Bild und Text eine Systema- tik entwickelt, die sich erst später in den Präsen- tationen der Sammlungen wiederfindet und den Topos der Galerie als Ort der Gelehrsamkeit be- reits im Buch vorwegnimmt. Dass das Medium „Galeriewerk“ in der Folge an den europäischen Höfen wahrgenommen wurde, zeigen einige kleinerformatige, mit weni- gen, oft dilettantisch ausgeführten Radierungen ausgestattete Stichwerke ohne begleitende Texte und Ansichten der Hängung, die jedoch vom Be- wusstsein künden, den eigenen Ruhm als Sammler durch eine Stichwerkspublikation zu mehren.11 Direkten Bezug auf Teniers Galeriewerk nimmt dagegen das in vier Bänden zwi- schen 1728 und 1733 erschienene Wiener Galeriewerk Theatrum artis pictoriae,12 das auf eine vollständige Wiedergabe der Sammlung zielt und nun noch stärker den Ort und die Präsentation der Sammlung im Visier hat.13 Die 160 Reproduktionen sind nun nicht mehr allein auf italienische Gemälde beschränkt, sondern beziehen alle Malerschulen ein. Gleich die ersten vier Abbildungen des ersten Bandes geben Einblicke in die Stallburggalerie, de- ren Bedeutung als Wandelhalle zur Belehrung und Unterhaltung auch die Widmung an Karl VI. betont. Während die erste Ansicht die Eingangstür bietet und mit dem Porträt ei- nes Ehepaars von majestätischem Alter als Memento mori gedient haben mag, zeigen drei weitere Radierungen die Hängung im Gang der Galerie, die die Abbildung im Teniers’schen Abb. 4 Tableaux du Cabinet du Roy, 1677: Gérard Edelinck nach Raffael, La sainte famille de Jesus Christ, Taf. 1
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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