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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 440 -
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440 Patz Schulzimmer Bibliothek Indem Mechel und Lanzi den Bibliotheksvergleich nicht weiter spezifizieren, kann der Be- griff in seiner ganzen Bedeutungsvielfalt verstanden werden. Er steht dann für eine öffent- liche Einrichtung, für einen Ort, ein Gebäude, für eine geordnete und benutzbare Samm- lung von Büchern, schließlich auch für eine solche Sammlung selbst. Signalwörter für den Vergleich sind die expliziten Vergleichspartikel ‚quasi‘, ‚come‘ und ‚wie‘.9 Der Vergleich re- kurriert bei dem in Beziehung gebrachten Sachverhalt auf eine Eigenschaft oder mehrere gemeinsame Eigenschaften, über die sowohl die neugeordneten Galerien als auch der Ver- gleichsgegenstand Bibliothek verfügen. Gleichzeitig weist die Einladung des Lesers und Betrachters zum Suchen nach den entsprechenden Analogierelationen auch auf die Nicht- Identität der verknüpften Bereiche von Bibliothek und Sammlungsneuaufstellung hin. Der Literarhistoriker, Übersetzer und Italianist Christian Joseph Jagemann veröffentlich- te 1786 eine gekürzte Fassung der Beschreibung der großherzoglichen Gallerie zu Florenz, wie sie seit 1780 auf Befehl des Großherzogs geordnet worden ist in deutscher Übersetzung in der Zeitschrift Deutsches Museum.10 Kurz und treffend umreißt Jagemann das Ergebnis der Neuaufstellung: „Die alte Unordnung ist nun ganz abgeschaft“11 und beendet den Ab- satz mit dem freien Wortlaut nach Lanzi: „Kurz, das königliche Museum erhielt die Gestalt einer ‚wohlgeordneten Bibliothek‘ [Hervorhebung d. Verf.], wo alles, was von einer Ver- wandtschaft ist, sein eigenes Fach hat.“12 Lanzi distanziert sich im Bibliotheksvergleich von dem Sammlungskonzept seiner Vorgänger, die die Objekte in ihrer unterschiedlichen Her- kunft und Bestimmung gemeinsam präsentierten.13 Hieraus resultierte das beschworene Bild angeblicher Unordnung und vermeintlichen Durcheinanders, eines zusammenhang- losen Nebeneinanders des Heterogenen, das sich zudem in Schränken, Schubläden und Kästen verborgen einer Sammlungsübersicht und den Blicken der Betrachter entzog.14 Übersicht, Einheitlichkeit und ungehinderter Zugang sind für Lanzi wesentliche Kriterien für die Neuordnung. Er bemüht deshalb Cicero, der eine sprachlich zu schnelle Präsenta- tion, bei der dem Zuhörer das Mitdenken und Begreifen geradezu verwehrt wird, eben- Abb. 4 Grundriß von Erd- und Obergeschoß der Gemäldegalerie im Oberen Belvedere, Wien, mit Nennung der verschiedenen Schulen, in: Mechel 1783
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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