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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 466 -
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466 Décultot Museum als sichtbare Geschichte In den Belvedere-Räumen trennte Mechel nicht nur — wie schon Jahrzehnte zuvor in der Düsseldorfer Galerie — die italienische von der niederländischen Schule, sondern er schied auch zum ersten Mal in einem Museum die deutsche von der niederländischen, und ver- lieh dabei — ähnlich wie Wille — Albrecht Dürer, dem „Vater der deutschen Schule“, dem „Muster und Lehrer für eine Menge Künstler, die seinen Grundsätzen und seiner Manier folgten“, eine zentrale Bedeutung.42 Schon in Paris konnte Mechel die Vorteile einer Auf- fassung der Kunst ermessen, die sich von einer bloß normativen, an den etablierten Grö- ßen der Kunsttradition (Raphael, Michelangelo) orientierten Hierarchie abwandte, um vielmehr die historische Entwicklung der verschiedenen europäischen Schulen in ihrer je- weiligen Einzigartigkeit zu verfolgen. 2. CHRISTIAN VON MECHEL UND JOHANN JOACHIM WINCKELMANN 2.1. Begegnung in Rom Zu den wichtigen Beiträgen Willes zu Mechels künstlerischer und intellektueller Ausbil- dung gehört auch der Kontakt zu Johann Joachim Winckelmann, mit dem der Pariser Ste- cher seit Anfang 1756 einen regen Briefwechsel unterhielt.43 Auf Winckelmann war Wille schon 1755 bei der Veröffentlichung seiner Erstlingsschrift, der Gedancken über die Nach- ahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst, aufmerksam gewor- den.44 Mit der Unterstützung des in Paris etablierten Künstlers wurde dieser in nur ca. 60 Exemplaren in Friedrichstadt bei Dresden veröffentlichte Traktat durch J. E. Wächtler ins Französische übersetzt und schon im Januar 1756 im „Journal étranger“ publiziert, was dem Text einen europäischen Widerhall verlieh.45 In einem Brief an Hagedorn rühmt sich Wille, mit eigenen Korrekturarbeiten an der Übersetzung teilgenommen zu haben.46 Kurz darauf sammelte er zusammen mit seinem Freund Johann Caspar Füssli (1706–1782) Spenden, um Winckelmann 1758 einen Aufenthalt in Neapel zu ermöglichen.47 Mit gro- ßer Aufmerksamkeit verfolgte Wille die Entstehung der späteren Schriften des deutsch-rö- mischen Antiquars, der ihn in zahlreichen, gehaltvollen Briefen über die Fortschritte seiner Arbeiten — und ganz besonders seiner Geschichte der Kunst des Alterthums — informierte. Mitte August 1757 schickte ihm Winckelmann beispielsweise eine erste Version seiner be- rühmten Beschreibung des Apollo vom Belvedere sowie einen Entwurf der Gliederung sei- nes entstehenden Geschichtswerks.48 1763 sandte er ihm sein Sendschreiben von den Her- culanischen Entdeckungen, das kurz darauf ins Französische übersetzt wurde,49 und 1764 ein Exemplar seiner soeben erschienenen Geschichte der Kunst, deren Vorrede mit einem Lob auf den Pariser Stecher schließt.50 Auch mit Winckelmanns Freund Anton Raphael Mengs, der ihm 1762 seine soeben erschienenen Gedanken über die Schönheit und über den Geschmak in der Malerey schenkte, stand Wille in brieflichem Kontakt.51 Vor diesem Hintergrund wundert es nicht weiter, wenn die persönliche Bekanntschaft mit Winckelmann zu Mechels Hauptzielen gehörte, als er zwischen März und September 1766 in Rom verweilte. Der deutsch-römische Gelehrte war ohnehin eine europaweit be- kannte Figur geworden, die sich unter anderem einen Namen als ausgezeichneter Rom- führer gemacht hatte. Gehörten die Sprösslinge der europäischen Aristokratie zu seiner bevorzugten Klientel, so ließen allerdings seine Briefe und Schriften ab und zu eine gewis- se Abneigung gegen die jungen Adligen vernehmen, die während ihrer Grand Tour mit gleichgültiger oder gar gelangweilter Miene unter seiner Führung durch die Wunder des antiken Roms herumfuhren.52 Dabei war ihm die Gruppe der „freyen Schweizer“ (Johann Caspar und Johann Heinrich Füssli, Salomon Geßner, Leonhard Usteri, Paul Usteri und Christian von Mechel), mit denen er bis zum Ende seines Lebens einen regen Briefwechsel unterhielt, als Vertreter eines gesunden, tugendhaften Bürgertums besonders willkom-
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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