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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 470 -
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470 Décultot Museum als sichtbare Geschichte nicht das Gefällige und Vollkommene allein, sondern abwechselnde Kon- traste, durch deren Betrachtung und Vergleichung (den einzigen Weg zur Kenntniß zu gelangen) er Kenner der Kunst werden kann.“67 Trotz aller Berufungen auf die Geschichte bleibt allerdings Mechels museale Arbeit einem normativen Ansatz unterschwellig verpflichtet. Den Werken großer Meister wie etwa Ru- bens oder van Dyck wies er eigene Räume zu, um ihnen die gebührliche Anerkennung zu zollen.68 Diese räumliche Hervorhebung der Meisterwerke spiegelte sich im gedruckten Verzeichnis wider. Im Katalog wurden die besten, seltensten und der Aufmerksamkeit wür- digsten Bilder mit einem Sternchen versehen.69 Eine ähnliche Spannung zwischen einem historischen und einem normativen Kunstbe- griff hatte Mechel schon in Winckelmanns Erstlingsschrift, den Gedancken über die Nach- ahmung der Griechischen Wercke, vorfinden können. Einerseits wurde dort ein griechisches Schönheitsmodell entworfen, das zum übergeschichtlichen Vorbild erhoben wurde — und dies, abgesehen von den je besonderen historischen und kulturellen Zusammenhän- gen, welche sowohl das nachzuahmende Objekt als auch den Nachahmer bedingen. An- dererseits zählte aber Winckelmann im selben Text die absolut einmaligen historischen Be- dingungen auf, welche zum Erreichen jener einmaligen Höhe beigetragen hatten: mildes Klima, Leibesertüchtigung, gesunde Ernährung und Kleidung, politische Organisation, usw. Kurzum: die griechische Kunst sei einmalig, ihre Schönheit beruhe auf natürlichen und politischen Umständen, welche in der Geschichte einzigartig seien. Und doch besitze sie eine übergeschichtliche, normative Dimension und müsse deshalb nachgeahmt wer- den. Diese Spannung zwischen historischer Bedingtheit und übergeschichtlicher Vorbild- lichkeit der griechischen Kunst ließ sich bis in Winckelmanns späteres Werk hinein verfol- gen. In der Geschichte der Kunst des Alterthums wurde zwar die griechische Kunst einer stärkeren Historisierung unterzogen als in den Gedancken über die Nachahmung. Doch blieb auch innerhalb der Geschichte der Kunst die frühere Zweipoligkeit bestehen, und zwar ganz offenkundig schon in den Überschriften, die Winckelmann den beiden Haupt- teilen seines Buchs gab. Im ersten Teil der Geschichte der Kunst galt es, die Kunst „nach dem Wesen derselben“ zu analysieren, worauf im zweiten Teil eine Untersuchung „nach den äußeren Umständen der Zeit“ folgte. Anders gesagt sollte die Kunst sukzessive als a- historisches und als historisches Gebilde beschrieben werden – eine Zweiteilung, die bei
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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